Effektive Mission in Kroatien

Freundschaft und Ringen um einzelne Menschen

Kroatien ist am 1. Juli als 28. Staat in die EU aufgenommen worden. Wie sieht ein einheimischer Missionar die geistliche Situation seines Landes? Ein Interview mit dem Missionar Tihomir Vekic.
Die Baptistengemeinde von Tihomir Vekic
Tihomir Vekic bei der Arbeit

Wie ist die geistliche Lage im heutigen Kroatien?
Die meisten meiner Landsleute sind katholisch (86 Prozent) und sehr traditionell. Die evangelischen Christen sind eine kleine Minderheit von nur schätzungsweise 0,4 Prozent. Ihre Stimme ist in der Öffentlichkeit kaum zu hören, zumal sie in viele kleine Gruppen zersplittert sind.

Gibt es auch gemeinsame Initiativen?
Selbstverständlich. Ein schönes Projekt, bei dem mehrere evangelische Gemeindeverbände zusammenarbeiten, ist der Religionsunterricht, der als Wahlfach für staatliche Schulen angeboten wird. Er findet in den Räumen der christlichen Gemeinden statt und nicht an den Schulen, weil wir Evangelischen einfach zu wenige Kinder in den einzelnen Klassen haben.

Ein anderes Beispiel sind die Frühstückstreffen für Frauen. Sie finden inzwischen regelmässig in den drei Städten Zagreb, Rijeka und Osijek statt.

Gibt es im Land Gemeindewachstum?
Ja, einzelne Gemeinden in Kroatien wachsen, allerdings nicht dramatisch. Und es gibt viel Fluktuation, dass Leute neu in Gemeinden kommen und andere wieder wegziehen. Es zeigt sich immer wieder, dass persönliche Freundschaft und das Ringen um Einzelne die besten Ergebnisse liefern. Dadurch kommen hier Menschen zum Glauben an Jesus. Oder auch durch kreative Ansätze, beispielsweise in unserer christlichen Medienarbeit, die unter dem Dach des Baptistenbundes in Kroatien läuft.

Wie sieht eure Arbeit konkret aus?
Mit einem kleinen Mitarbeiterteam übersetzen wir die Fernsehsendungen «Hof mit Himmel» von ERF-Medien ins Kroatische und strahlen sie über lokale Fernsehsender aus. Diese Programme stossen bei Zuschauern und den Verantwortlichen der Sender auf ein positives Echo. Unser Ziel ist, mit Zuschauern ins Gespräch zu kommen und ihnen auf ihrem Glaubensweg weiterzuhelfen. Sie antworten per Internet, Facebook und Telefon. Viele, auch Katholiken, mögen unsere Sendungen und empfehlen sie Freunden weiter. Das ist sehr ermutigend. Ab Herbst wollen wir ausserdem ein christliches Internetradio für junge Leute aufbauen.

Welche anderen missionarischen Ideen werden in Kroatien umgesetzt?
Mir fällt da spontan noch die Kinderarbeit unter den Romas in Međimurje ein. Es sind schon einige Romas zum Glauben gekommen. Damit noch mehr Menschen Jesus kennenlernen, benötigt Kroatien dringend Gebet. Und die Hilfe von neuen Mitarbeitern, die Kroaten das Evangelium über neue Wege näherbringen.

Gibt es noch Nachwirkungen des Krieges?
Wo wir leben, gab es glücklicherweise keinen Krieg. Doch in anderen Regionen ist viel Leid geschehen, und die Beziehungen unter den Volksgruppen sind bis heute gestört. Die evangelikalen Gemeinden dort tun seit vielen Jahren eine gute Versöhnungsarbeit, so dass es heute innerhalb der Gemeinden keine grösseren Nachwirkungen mehr gibt.

Wie schätzen die evangelischen Christen den Beitritt zur EU ein?
Die Meinungen sind geteilt, einige Leute sind skeptisch, andere euphorisch. Die meisten haben realistische Erwartungen. Die Christen in unserer Umgebung haben den Prozess der Anpassung der kroatischen Gesetze an die EU-Gesetzgebung miterlebt. Dabei haben sie die Europäische Union eher als «unchristlich» erlebt; denn viele der neuen Gesetze widersprechen biblischen Werten, beispielsweise was Familie, Sexualität, Gender-Ideologie und Humanismus betrifft. Deswegen sind viele Christen in unserer Umgebung eher skeptisch, was den EU-Beitritt betrifft.

Wie können Christen aus der Schweiz oder Deutschland Kroatien helfen?
Indem sie Beziehungen mit Gemeinden in Kroatien aufbauen und ihnen bei der Umsetzung von missionarischen Initiativen helfen. Zudem können sie mit ihrem Beispiel zeigen, wie man auch in der EU den Glauben an Jesus authentisch leben und verkündigen kann. Kroatische Christen können von Gemeinden in der Schweiz und in Deutschland lernen, wie man über Konfessionsgrenzen hinweg zusammenarbeitet und gemeinsam das Evangelium verkündet.

Tihomir Vekic aus Mackovec, Kroatien, ist Missionar der Deutschen Missionsgemeinschaft (DMG).

Datum: 08.07.2013
Quelle: DMG

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