Kardinal Marx verteidigt Kritik am globalen Kapitalismus
Vor diesem Hintergrund lobt Marx die Kapitalismuskritik von Papst Franziskus in dessen Lehrschreiben «Evangelii gaudium» als wertvollen Beitrag. Franziskus' Satz «Diese Wirtschaft tötet» habe eine weltweite Debatte über die Frage der wirtschaftlichen Gerechtigkeit angestossen und auch offene Kritik ausgelöst. Gerade im Zeitalter der Globalisierung hat aber Marx zufolge die katholische Kirche angesichts ihrer weltweiten Präsenz die Pflicht, sich einzumischen.
Franziskus verstehe dabei den kirchlichen Auftrag zur Evangelisierung in einem ganzheitlichen Sinne und schliesse darin unter Verweis auf die katholische Soziallehre auch Politik und Wirtschaft mit ein. Dies störe die Einzelinteressen dieser «sich selbst genügenden Teilsysteme», so Marx.
Alles ökonomisiert
Nach den Worten des Kardinals werden heute alle Lebensbereiche einer Ökonomisierung unterworfen, die allein nach den Interessen kapitalistischer Verwertbarkeit funktioniere. Die Marktwirtschaft habe aber vielmehr umgekehrt den Menschen zu dienen.
Die Kirche lehne die Marktwirtschaft keineswegs ab, die ebenso wie die moderne Demokratie auf dem Boden des Christentums entstanden sei, schreibt Marx in einem Gastbeitrag für die Vatikanzeitung «Osservatore Romano».
«Nein, die Kirche verachtet die Reichen nicht», schreibt Marx. «Aber sie erinnert daran, dass materielle Güter Mittel zum Zweck sind, aber nicht den Sinne des Lebens darstellen können.»
Datum: 11.01.2014
Quelle: Kipa