Talk mit Daniel Böcking

Bekenntnis, Bekehrung und träfes Buch

Daniel Böcking
Das christliche Bekenntnis einer öffentlichen Person schlägt oft hohe Wellen. Journalist Daniel Böcking schrieb ein Buch dazu und legt mit heissen Themen wie Wokeness, Homosexualität und anderem nach. Er bricht eine Lanze für vielfältiges Christsein.

«Lass mal reden – Von Abtreibung bis Wokeness: Zwischen Zeitgeist und christlichen Werten» heisst der Lesestoff des Redaktors der Bildzeitung. Zudem ist Daniel Böcking bei Bild neu im Spezialgebiet «Künstliche Intelligenz» tätig.

Dem Talkmaster Flo Wüthrich beschreibt Böcking das Grundgefühl des Buches mit «flexibel zu sein und das lifelong learning», dem lebenslangen Lernen.

Werdegang im Glauben

In einem evangelischen Elternhaus aufgewachsen, habe für ihn Gott keine Rolle gespielt. Er empfand es als etwas Verrücktes, eine Beziehung mit Jesus zu haben.

Doch der Januar 2010 wurde zum Wendepunkt, als der Journalist mitten im Erdbeben in Haiti erlebte, wie Jesus in Leben reinwirkte. «Ich hab nie ganz begriffen, weshalb die Helfer das gerne machen. Es war auch apokalyptisch, viele tote Menschen. Es gab nachts auch immer riesengrosse Gebete, von den Menschen selber. Das hat mich sehr neugierig gemacht. Dann kam die Loveparade mit der Katastrophe – und da schimmerte immer wieder dieser Glaube durch, in grössten Krisen», so Böcking.

«Kopf an, Herz an – rein da!»

Doch er habe nie seinen Kopf ausschalten wollen: «Es brauchte dann noch weitere drei Jahre, bis ich merkte, dass der Glaube was wahnsinnig Vernünftiges ist. Es überraschte mich total, dass Jesus auch bei den atheistischen Leuten eine historische Figur ist. Das hats mir wahnsinnig leicht gemacht zu sagen: Kopf an, Herz an – rein da!»

Nicht so viel Klartext wie gedacht

Wüthrich erwähnt, dass wer jetzt denke, dass hier endlich mal einer Klartext spricht, enttäuscht werden könnte. Dazu der Autor: «Ich hatte durchaus auch Ängste der Ablehnung, als ich schrieb», aber er habe den Eindruck im Gebet gehabt, die Themen aus christlicher Sicht zu bringen; und den Vorurteilen entgegenzuwirken, wie denn der typische Christ ticke, erklärt der Autor. Denn er habe auch bei seinen vielen Vorträgen gemerkt, wie differenziert und unterschiedlich Christen denken. Er ergänzt: «Warum sagt keiner, dass Christen ganz vielfältige und phantastische Menschen sind und auch mit Themen ringen, auch ihre Fragen haben.»

Hamas-Gräueltat als Wendepunkt

Dass Böcking auch Themen hat, die ihn ärgern, darauf weist Flo Wüthrich ebenfalls hin. Dazu meint Böcking: «Was mich aus der Bahn geworfen hat, war der 7. Oktober mit dem Hamas Festival-Attentat in Israel. Habe ich nicht verstanden… wie nur einen Tag später Leute feiern und eine Palästina-Fahne schwenken konnten. Oder allgemein gegen Israel zu sein. Das habe ich nicht verstanden. Ab da wird’s gefährlich: Wenn Ideologie so wichtig wird und Menschen und Taten nicht mehr individuell angeschaut werden; im Gegensatz zum Christlichen mit Freiheit und anderen Werten, das steht dem schon zuwider.»

Heute weniger getrieben

Zu seiner Glaubensreise und was ihm besonders Freude macht erzählt der Autor: «Ich hatte tatsächlich ein klassisches Bekehrungs-Erlebnis. Und bin nie wieder hinter diesen Punkt zurückgefallen. Das Grundvertrauen ist gigantisch gewachsen, auch der Lebenssinn, auch wenn ich mich mit nichtchristlichen Kollegen vergleiche, die das nicht haben. Und doch ist der Glanz dieses riesengrossen Geschenkes etwas verschwunden. Ich bin jeden Tag gespannt, was kommt, da gibt’s zum Beispiel ein 'Bring dem Kollegen eine Tafel Schokolade', nichts Grosses, aber Gott ist mir Ratgeber geworden. Ich geh abends ins Bett, hab innere Ruhe – ein riesengrosses Geschenk.»

Und der grösste Wechsel? «Ich bin nicht mehr von Ehrgeiz getrieben. Es reicht in sich selbst. Jeder Tag bringt genug Spass und Herausforderung für sich selbst, wo es ums Hier und Jetzt geht. Ich muss nicht mehr nach links und rechts gucken, sondern es reicht, nach oben zu gucken», ergänzt Böcking.

Als KI-Beauftragter

Wüthrich will noch mehr zum neuen Job im KI-Bereich wissen. Der Bild-Mitarbeiter sagt: «Ich hab keine Ahnung. Ich hab auch überhaupt keine Angst vor KI… Wir können damit Gutes oder Schlechtes machen. Ich bin einfach nur begeistert, wie ich als Geschichtenerzähler minutenschnell ein Video herstellen kann. Das inspiriert mich sowohl beruflich wie privat. Aber tatsächlich bin ich jetzt mehr als 20 Jahre Journalist und war selten so kindlich begeistert. Da schliesst sich der Kreis von longlife learning.»

Nachtrag: Gegenseitiges Verständnis

Im essenziellen Schluss-Statement erfährt der Zuschauer am Ende nochmals von Daniel Böcking: «Ich treffe mich mit einem Freund, der beispielsweise ganz anders zu Homosexualität steht als ich. Einmal die Woche gehe ich mit ihm spazieren, wir sind beste Freunde und reden. Und das ist ja eigentlich das, wo ich so gerne hinwollte, zu sagen, auch wenn jemand eine andere Meinung an der Stelle hat, Paulus sagt: «Wir erkennen die Wahrheit nur bruchstückhaft», in dieser Demut mal erst ins Gespräch zu kommen und dann herauszufinden, voneinander zu lernen und vielleicht auch seine Einstellung zu ändern. Das ist, worauf ich so sehr hoffe, dass das Buch ein bisschen dazu beitragen kann.»

Sehen Sie sich hier den Talk an:

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