Neue Studie

Diskriminierung christlicher Gefangener in Pakistan

Oberstes Gericht in Lahore
Der Bericht «Hope Behind Bars» ist das Ergebnis einer dreijährigen Studie der Pakistanischen Bischofskonferenz. Er zeigt erhebliche Diskriminierung gegen christliche und hinduistische Häftlinge.

Einige Inhaftierte berichteten, sie hätten während ihrer Haft keine Diskriminierung erfahren. Andere erklärten jedoch, dass christliche Gefangene von Gefängnispersonal und Mitgefangenen oft wie «Unberührbare» behandelt würden. Sie müssten häufig entwürdigende Arbeiten verrichten und würden von grundlegenden Dingen wie Seife, Decken und geeignetem Essgeschirr ausgeschlossen.

Zakria John, ein ehemaliger Gefangener, schilderte, dass 100 christlichen Häftlingen einmal keine Becher zum Trinken gegeben wurden und stattdessen nur Gefässe, die sonst in Waschräumen verwendet wurden. Dies geht aus dem Bericht der «Nationalen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden» (NCJP) der Pakistanischen Bischofskonferenz hervor.

«Für hundert Inhaftierte gab es nur sechs Teller. Wir assen abwechselnd von diesem wenigen Geschirr… Zunächst waren wir in einem Raum untergebracht, der zuvor für Tuberkulose-Patienten genutzt worden war, überall [lagen] benutzte Spritzen.»

Muslime können Strafen verkürzen

Weiter berichtete Zakria John: «Ein Arbeiter gab uns gelegentlich Seifenreste, wurde dafür aber zur Rede gestellt. Nach dem Toilettengang mussten wir uns oft die Hände an der Wand abreiben…»

Laut dem Bericht können muslimische Gefangene ihre Strafe verkürzen, wenn sie den Koran auswendig lernen oder den Ramadan einhalten. Für Nichtmuslime gibt es keine vergleichbaren Möglichkeiten. Zwischen 2022 und 2025 erhielten in den Provinzen Punjab und Khyber Pakhtunkhwa fast 2’000 muslimische Gefangene vorzeitige Entlassung durch solche Programme. Kein einziger Häftling aus einer religiösen Minderheit profitierte davon.

Abweichende Angaben

Die NCJP erklärte, dass pakistanische Behörden häufig die Zusammenarbeit bei ihren Untersuchungen verweigerten. Die Angaben der Gefangenen wichen deutlich von den offiziellen Zahlen ab.

So berichtete ein christlicher Häftling, allein in einem Gefängnis der Provinz Punjab gebe es mehr als 500 Christen. Offizielle Stellen hingegen geben an, in allen Gefängnissen der Provinz gebe es lediglich 1’180 Nichtmuslime.

«Äusserst besorgniserregend»

Thomas Müller, Analyst der Hilfsorganisation Open Doors, sagt: «Die Studie der NCJP wirft schwerwiegende Fragen darüber auf, was vor der Öffentlichkeit verborgen wird: «Die Forscher beschreiben einen dreijährigen Kampf um den Zugang zu grundlegenden Informationen, verbunden mit rechtlichen und verfahrenstechnischen Einschränkungen und mangelnder Zusammenarbeit seitens der Behörden. Das allein ist schon äußerst besorgniserregend.»

Open Doors führt Pakistan als das achtgefährlichste Land der Welt für Christen. Sie werden häufig der Blasphemie gegen den Islam beschuldigt, was zu Verhaftungen oder gar Lynchmorden führen kann. Christliche Frauen sind zudem Vergewaltigungen, Zwangskonversionen und Zwangsehen mit Muslimen ausgesetzt. Pakistan ist das Land mit der zweitgrössten muslimischen Bevölkerung (213 Millionen Muslime) vor Indien (199 Millionen Muslime) und Bangladesch (146 Millionen) und das Land mit der fünftgrössten Bevölkerung überhaupt (251 Millionen).

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Datum: 30.09.2025
Autor: Christian Today / Daniel Gerber
Quelle: Christianity Today / Übersetzung: Livenet

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