Indien: Jeden Tag zwei Angriffe gegen Christen
Das United Christian Forum for Human Rights (UCFHR, kurz UCF) ist ein Zusammenschluss christlicher Organisationen in Indien, der sich mit demokratischen Mitteln für die Rechte von Christen und anderen religiösen Minderheiten einsetzt. Das UCF unterhält eine landesweite gebührenfreie Hotline, die Opfern von Verfolgung helfen soll.
Die Organisation gab kürzlich bekannt, dass es von Januar bis Mai dieses Jahres 313 Vorfälle über seine Hotline und andere Quellen erfasst hat. Die Daten umfassen verschiedene Formen von Angriffen wie körperliche Gewalt, Mord, sexuelle Gewalt, Einschüchterung und Drohungen, soziale Boykotte, Beschädigung von religiösem Eigentum, Schändung religiöser Symbole und Störung von Gebetsgottesdiensten.
Justizapparat mitbeteiligt
Zwei Bundesstaaten, Uttar Pradesh und Chhattisgarh, haben sich zu Brennpunkten viralen Hasses, brutaler Mobgewalt und weit verbreiteter sozialer Ächtung entwickelt; in Chhattisgarh wurden 64 Vorfälle von Gewalt gegen Christen registriert, in Uttar Pradesh waren es 58. Eine weitere Aufschlüsselung der Statistiken ergibt, dass 36 Fälle gegen christliche Frauen registriert wurden. 26 Fälle wurden gegen Christen aus Stammesfamilien und 17 Fälle gegen christliche Dalits registriert. Viele Angriffe würden aus Angst vor Vergeltung in einem Umfeld der Straflosigkeit und politischen Bevormundung nicht gemeldet, so die UCF weiter.
Der nationale Vorsitzende der UCF, A. C. Michael, erklärte, dass «der Rechts- und Justizapparat an den Gräueltaten gegen Christen in vielen Bundesstaaten mitschuldig» sei. «Wenn der Trend nicht sofort durch politischen Willen und konzertierte Regierungsmassnahmen gestoppt wird», so die UCF, «wird er bald die Identität und Existenz der indischen christlichen Gemeinschaft bedrohen.»
Anti-Konversionsgesetze als Waffe
12 der 28 indischen Bundesstaaten, von denen die meisten von der pro-hinduistischen Bharatiya Janata Party (BJP) von Premierminister Narendra Modi regiert werden, haben Anti-Konversionsgesetze erlassen. Das strengste Antikonversionsgesetz findet sich in Uttar Pradesh. Berichten zufolge sind Chhattisgarh und Madhya Pradesh dabei, ihre Anti-Konversionsgesetze zu ändern, um sie an die Gesetze von Uttar Pradesh anzupassen.
Seit Jahren weisen christliche Leiter darauf hin, dass hindunationalistische Gruppen diese Anti-Konversionsgesetze als Waffe gegen Christen einsetzen. Auch die Hilfsorganisation International Christian Concern (ICC) hat wiederholt auf die Tatsache hingewiesen, dass die Gewalt gegen Christen in den letzten zehn Jahren zugenommen hat, insbesondere seit die BJP 2014 auf Bundesebene an die Macht kam. Die Evangelische Allianz in Indien hatte bereits früher im Jahr darauf hingewiesen, dass sich die Anzahl der gemeldeten Gewalttaten an Christen seit 2014 vervierfacht hat; diese Zahl sei nur ein Bruchteil der wirklichen Vorfälle – die meisten würden aus Angst nicht gemeldet.
Die andere Seite (und vielleicht der wahre Grund für die wachsende Gewalt gegen Christen): Die Kirche in Indien wächst in einem atemberaubenden Mass, wie im Jahr 2024 der Leiter der Evangelischen Allianz Indiens gegenüber Livenet feststellte.
Zum Thema:
Dossier: verfolgung.jetzt
Untersuchung gefordert: Indien: Starke Zunahme von Gewalt gegen Christen
Verfolgungsindex: Zunehmende Christenverfolgung in Indien und Südostasien
Datum: 28.06.2025
Autor:
Reinhold Scharnowski
Quelle:
Livenet / persecution.org