Endlich Freitag!

Glaube im Alltag

Es ist eine zuweilen unangenehme und dennoch unabänderliche Tatsache, dass das Leben rund um die Uhr stattfindet. Und doch scheinen sich viele Leute zu wünschen, dass es anders wäre: dass beispielsweise die fünf mühsamen Tage, die zwischen zwei Wochenenden liegen, ausgelassen werden könnten.
Daniel Albietz

In der Tat gibt es nicht wenige Menschen in unserer westlichen Welt, die den Montag grundsätzlich als schwierig empfinden und am Freitag glücklicher sind, weil der Samstag bevorsteht. Und so hangeln sie sich von Wochenende zu Wochenende (und amüsieren sich samstagnachts zu Tode). Man könnte meinen, dass Menschen, die einen Gott kennen, der an sechs Tagen gearbeitet und dann einen Tag geruht hat, den Herausforderungen einer Arbeitswoche etwas positiver begegnen. Aber auch in christlichen Kreisen gibt es diese Tendenz, das Wochenende zu idealisieren, denn da trifft sich die heile Welt zum Gottesdienst, zur Sonntagsschule, zum Jugendtreff. Der Alltag wird dem gegenüber als Jammertal empfunden und man hofft daher, am Sonntag nebst einer Berührung aus der unsichtbaren Welt auch genügend Glaubensvitamine verabreicht zu erhalten, um die neue Woche einigermassen unbeschadet zu überstehen. Aber ist es das, was Jesus sich gedacht hatte, als er seiner verdutzten Hörerschaft verkündete, das Königreich Gottes sei nicht nur nahe, sondern mitten in diese Welt gekommen?

Natürlich ist der Sonntag etwas Besonderes, das sehe ich nicht anders als der Schöpfer selbst. Dennoch meine ich, dass die Geringschätzung der sechs übrigen Tage weder schöpfungsgemäss noch biblisch ist. Gott hat uns aufgetragen, die Erde zu bebauen und zu pflegen. Und wenn Jesus sagt, dass das Reich Gottes mitten unter uns ist, und Paulus betont, dass wir von der Macht der Finsternis errettet und schon heute in dieses Königreich versetzt sind, dann tun wir gut daran, diese unsichtbare Realität mitten in den Alltag, in all unser Denken und Tun zu bringen.

Glücklicherweise wächst dieser Tage das Bewusstsein wieder, dass nicht nur das Leben an sich, sondern auch der Glaube grösstenteils im Alltag stattfinden sollte. Kurz und knackig heisst dies «Glaube am Montag». Angebrachter wäre es wohl, von «Glauben im Alltag» zu reden, denn es geht nicht nur um den Montag. Aber die Richtung stimmt; denn der Sprung vom Sonntag in den Montag ist bekanntlich der schwierigste (eine Art Sprung über den eigenen Schatten) und wenn er gelingt, ist es manchmal schneller Freitag, als einem lieb ist.

Daniel Albietz ist Anwalt und Gemeinderat in Riehen BS.

Dieser Artikel wurde freundlicherweise von «idea Spektrum Schweiz» zur Verfügung gestellt.

Datum: 28.01.2013
Autor: Daniel Albietz
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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