Wieder «Blasphemie»-Urteil

Christ in Pakistan zum Tode verurteilt

Protestveranstaltung in Lahore gegen Blasphemie
Der 22-jährige Christ Noman Masih ist Berichten zufolge in Pakistan aufgrund des umstrittenen Blasphemiegesetzes zum Tode verurteilt worden. Sein Anwalt spricht von «Mord an der Justiz».

Noman Masih (22) wurde am 1. Juli 2019 von der Polizei verhaftet. Wenige Tage zuvor war bereits sein Cousin Sunny Waqas wegen Blasphemie festgenommen worden. Waqas wurde später gegen Kaution freigelassen, seine Lage ist unbekannt.

Masihs Vater, Asghar Masih, weisst die Anschuldigungen gegen seinen Sohn als unbegründet zurück. Laut Anklage habe Noman um 3:30 Uhr morgens in einem Park anderen Menschen blasphemische Bilder des islamischen Propheten Mohammed gezeigt. Laut Asghar Masih schlief Noman zu diesem Zeitpunkt.

Urteil ohne Beweise

Nun fällte ein Gericht das Todesurteil. Asghar Masih gegenüber «Morning Star News»: «Unser Herz brach, als unser Anwalt uns heute über das Todesurteil informierte. Aber unser Glaube an Christus hat nicht nachgelassen, und wir vertrauen Gott, dass er uns von diesem Leid erlösen wird.»

Masih-Anwalt Lazar Allah Rakha sagt, dass das Urteil ohne Beweise für die Blasphemievorwürfe gefällt worden sei. Auf einen Verstoss, wie er Noman Masih zur Last gelegt wird, fordert das pakistanische Blasphemiegesetz die Todesstrafe; obwohl sich der Fall laut Rakha auf wenige bis gar keine Beweise stützte und es viele Widersprüche gab.

«Mord an Justiz»

«Ich bin sehr enttäuscht über die Verurteilung, denn es gab absolut keine Beweise», erklärte Rakha. «Keiner der Zeugen, die der Polizei vorgeführt wurden, konnte den Blasphemievorwurf bestätigen. Das ist Mord an der Justiz.»

Rakha will nun in Berufung gehen, obwohl Berichten zufolge noch ein zweites Blasphemieverfahren gegen Masih anhängig ist, dessen Urteil noch in diesem Monat verkündet werden soll.

Weitere Blasphemie-Anklage im Mai

Vor weniger als einem Monat, am 19. Mai, schickte ein Richter in Lahore zwei christliche Jugendliche, Simon Nadeem (12) und Adil Baber (18), in Untersuchungshaft, nachdem sie wegen Blasphemie angeklagt worden waren.

In ihrem Falle stattete der Polizeibeamte Zahid Sohail Anzeige. Er behauptete, die beiden hätten einen Hundewelpen «Muhammad Ali» genannt. Sohail machte Lärm und in kürzester Zeit war ein Mob zusammengetrommelt. Ein typisches Vorgehen in Pakistan.

Eingleisige Blasphemie-Paragrafen

Ein erstes Blasphemie-Gesetz war vor Jahrzehnten von den Briten eingeführt worden. Dieses sah vor, dass niemand die Religion des anderen beleidigen dürfe.

Später, unter muslimischer Regierung, wurde die Gesetzgebung mehrfach und einseitig zugunsten des islamischen Glaubens verschärft. Wer heute in Pakistan eine Bibel zerreisst und verbrennt (was durch einen ganzen Mob geschehen kann), wird nicht weiter belangt. Wem aber unbewiesen vorgeworfen wird, er habe den Koran oder Mohammed beleidigt, wandert hinter Gitter und muss mit einem Todesurteil rechnen.

Selbst ein Freispruch vor Gericht kann die Lebensgrundlage zerstören, denn islamistische Mobs anerkennen die Freisprüche nicht. Betroffene sind deshalb oft gezwungen, wegzuziehen und an einem anderen Ort ein neues Leben zu beginnen. Das wohl prominenteste Beispiel ist Asia Bibi, die heute in Kanada lebt.

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Datum: 08.06.2023
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Faithwire / Pak Christian News

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