Freude – die Mitte des Glaubens

Was gibt's denn da zu feiern?

Ein Freudenfest für Gott - oder doch nicht?
Einige schmücken die Wohnungen, andere zünden Kerzen der Hoffnung an. Manche spüren Schwere anstelle von Leichtigkeit. Und doch naht die Zeit des Feierns – nicht als Flucht, sondern als trotzige Entscheidung zum Leben. Ist dir nach Feiern zumute?

Ich weiss nicht, ob dir nach Feiern zu Mute ist. Vielleicht zieht es dich in dieser dunklen Jahreszeit mehr nach unten als nach oben. Vielleicht kämpfst du mit depressiven Verstimmungen oder Schlimmerem. Vielleicht steckt dir auch der Schreck noch in den Knochen. Hast du dir schon einmal überlegt, dass Feiern eine bewusste, subversive, trotzige Handlung sein kann – mit gutem Grund?

Freude – das ernste Geschäft des Himmels

Das ist ein Zitat des grossen Religionsphilosophen C. S. Lewis (1898-1963). Wenn man von Christen redet, werden sie – leider – lange nicht immer mit Freude in Verbindung gebracht. Dabei zieht es sich wie ein roter Faden durch die Bibel: Freude und Feiern ist ganz nah beim Herzschlag Gottes. In Israel feierten sie das ganze Jahr durch eine Menge Feste, bei denen es zum Teil ausgelassen zu und her ging (erinnerst du dich noch an den Film «Anatevka»?). Auch im Exil, ja selbst im Ghetto liessen sie sich diese Feiern nicht nehmen.

Im Neuen Testament geht das weiter. Jesus feierte so gern, dass die eher ernst veranlagten Religionsvertreter ihn «Fresser und Weinsäufer» nannten. In seinem ersten Wunder machte er ein paar hundert Liter vom besten Wein. Und in einer seiner bekanntesten Geschichten stellt er Gottes neue Welt als Riesenfest dar, zu dem am Schluss jedermann eingeladen ist (nachdem die ersten Gäste keine Lust hatten). Für diese Einladung hat Gott alles getan, hat sogar seinen Sohn «aufs Kreuz legen lassen». Gott ist zur Freude entschlossen!

Wir betrachten Freude und Feiern gern als Sahne auf dem Kuchen – es ist nett, aber das eigentliche Leben ist anders. Hast du dir schon einmal überlegt, dass Freude das zentrale, ganz ernsthafte Geschäft des Himmels ist? Wenn ein Mensch, der an Gott geglaubt hat, stirbt, tragen wir schwarz und trauern. Was sagt Gott? «Willkommen, du treuer Mitarbeiter. Komm zum Freudenfest deines Herrn.» (Matthäus-Evangelium, Kapitel 25, Vers 23)

Darum ruft ja auch der (ernste) Paulus: «Freut euch in Gott! Und nochmal sag ich's euch: Freut euch!» (wahrscheinlich, weil wir, gerade wenn wir religiös sind, so wenig an Freude denken). Er weiss nämlich genau: «Die Freude am Herrn ist unsere Kraft.» Wenn uns Freude erfüllt, sind wir ganz nah an der Bestimmung unseres Lebens. Unnötig zu sagen, dass Freude nicht unbedingt dasselbe ist wie Plausch oder Vergnügen, die nur schlechte Kopien sein können. 

Gottes ureigenstes Wesen

Gott ist Liebe, und Gott ist Freude. Und dieser Gott hat mit der Welt noch etwas vor. Er hat eine neue Geschichte angefangen, und das Beste kommt erst noch. Er lädt in eine ganz persönliche Beziehung zu sich ein, und an ihm ist nichts Dunkles, Böses oder Grausames.

Nein, das ist nicht naiv. Das Schwere dieser Welt ist (noch) da, und Christen lächeln sich nicht darüber hinweg. Alle Tränen werden noch nicht hier, sondern erst in Gottes neuer Welt abgewischt. Und wenn jemand weint, sollen wir mit ihm weinen. Christ sein ist kein Opium, und die Nachfolger von Jesus, der immerhin am Kreuz endete, sind keine Realitätsverweigerer. Aber das Leid hat nicht das letzte Wort. Jeder Schmerz wird ein Ende haben – die Freude nicht.

Lässt du dich einladen?

Gott lädt uns zu einem Fest ein, weil seine neue Welt schon angefangen hat. Freude ist nicht Randverzierung, sondern Mitte der guten Botschaft Gottes. Darum muss Feiern einen bewussten Platz unter Christen haben. Hier sind wir im Zentrum des Evangeliums. Wir drücken mit dem Feiern auch aus: «Das Entscheidende ist nicht unser Tun und unsere ständige Aktivität, sondern das, was Gott bereits getan hat.» Wir feiern, weil Gott die Welt erlöst hat. Nicht nur im Advent, aber besonders dann. 

Wenn du dich für Christus entscheidest, entscheidest du dich zutiefst für die Freude. Und für die Zukunft. Denn «die Herren dieser Welt gehen, unser Herr kommt» – eine Tatsache, an die uns die Adventszeit jedes Jahr erinnert. Darum: Lass dich in eine persönliche Beziehung zu dem König einladen, der alle bei seinem Fest haben will. Und zu dem Vater, der voll Freude – und mit ausgestreckten Armen – auf dich wartet (siehe Lukas-Evangelium, Kapitel 15, Vers 20).

Dieser Artikel erschien im November 2016 auf Jesus.ch.

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Datum: 11.12.2025
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Jesus.ch

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