«Im grössten Leid fand ich Gott»
Die Erfolge von John Napier können sich sehen lassen: 2008/09 gewann Napier im Americas Cup acht Rennen in Folge. Im selben Jahr holte er sich bei den US-Meisterschaften den Titel im Zweier-Bob. Und bei den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver belegte er im Zweier-Schlitten Platz zehn. Im unten stehenden Text erzählt John Napier selbst seine Geschichte von Niederlagen, Erfolgen und von seiner Begegnung mit Gott:
Ich wuchs in Schenectady, im Staat New York, auf und Sport gehörte schon immer zu meinen Leidenschaften - egal ob Fussball, Karate, Basketball oder Basebal. Doch Bobfahren war für mich immer etwas ganz Besonderes. Schon mein Vater war erfolgreicher Bobfahrer und als ich acht wurde, setzte er mich in meinen ersten Bob. Ich bewunderte meinen Vater. Er war ein grossartiger Bobfahrer, mein bester Freund und mein Trainer. Wir verbrachten viel Zeit und konnten uns stundenlang über alles unterhalten.
Es geht rasant bergab
Ich war immer irgendwie gläubig, auch wenn das keinen Einfluss auf mein Leben hatte. Und obwohl ich so viel Sport machte, geriet ich als Teenager auf die schiefe Bahn. Ich fand es cool mich zu besaufen, nahm Drogen und war in Schlägereien verwickelt. Ich hatte einfach die falschen Freunde. Heute bin ich mir ziemlich sicher: Wenn ich so weitergemacht hätte, wäre ich wahrscheinlich im Knast gelandet oder sogar tot.
Als ich 16 war, bekam mein Vater die Diagnose Leberkrebs. Was für ein Schock! Nach nur zwei Jahren im Kampf gegen den Krebs, starb er.
Für mich war es so besonders, dass mein Vater drei Monate vor seinem Tod, bei meinem ersten Weltcup-Rennen dabei sein konnte. Ich fuhr im Viererbob und wir kamen auf Platz 15. Er stand hinter der Ziellinie, feuerte mich an und sagte mir, wie stolz er auf mich ist. Aber nur vier Monate später war er einfach weg. Tot.
Ganz unten angekommen
Es ging mir dreckig ohne meinen Vater. Ich wollte das alles einfach nicht wahrhaben. Viele meiner engsten Freunde wussten nicht einmal, was mit mir los war, ich konnte es nicht aushalten darüber nachzudenken oder zu sprechen. So rutschte ich in ein Tal der Finsternis. Ich weinte jede Nacht. Alles war mir egal. Ich trank noch mehr und versuchte durch Partys und Mädchen meine Einsamkeit zu verdrängen. Doch ich war leer. Und nichts konnte dieses Loch stopfen.
Höflichkeit ist eine Zier
In den letzten Wochen, bevor mein Vater starb, hatte ich einen Pastor kennengelernt, der meinen Vater besuchte. Er kam aus Lake Placid und war fünf Stunden lang angereist, nur um mit meinem Vater zu beten. Warum sollte irgendjemand so etwas tun? Ich fand das verrückt.
Der Pastor erzählte mir, dass er regelmässig im Lake Placid «Olympia Trainings-Center» Bibelstunden für Sportler hält. Wenn ich mal in der Nähe wäre, sollte ich unbedingt vorbei schauen. Und ich fühlte mich verpflichtet: Wenn einer fünf Stunden lang fährt, um meinen Vater zu sehen, dann sollte ich mich auch mal bei diesen Bibelstunden blicken lassen. Es war reine Höflichkeit.
Doch dann geschah etwas. Ich spürte nach und nach eine Verbindung zwischen Gott und mir. Irgendwann ging ich dorthin, weil ich wirklich wissen wollte, wer Gott ist und wie er in dieser Welt heute noch wirkt. Und ich fing an mich zu verändern und neue Freunde zu finden.
Berg- und Talfahrt
In den folgenden Jahren wuchs mein Wissen über Gott und sein Wirken. Ich fing an diesen neu entdeckten Glauben ganz praktisch zu leben und es ging mir gut dabei. Überhaupt war ich auf dem aufsteigenden Ast: Im Bobfahren war ich erfolgreich und ich hatte ein tolles Mädchen kennengelernt, mit dem ich meine Zukunft plante.
Doch ich war so verknallt, dass diese Frau unmerklich Platz eins in meinem Leben einnahm. Für Gott hatte ich immer weniger Platz. Und dann kam es, wie es kommen musste: Sie verliess mich und der Schmerz kehrte zurück. Wieder einmal war ich verlassen worden. Und das dunkle Tal fühlte sich jetzt sogar noch tiefer und finsterer an, als beim ersten Mal.
Jeden Abend verbrachte ich allein daheim, las meine Bibel und schrie zu Gott: «Mein Gott, warum hast du mich verlassen? Gott, warum hast du mich allein gelassen?»
Trost durch die Bibel
Irgendwann drückte mir eine Freundin einen Bibelvers in die Hand: Jeremia, Kapitel 29, Verse 11-14: «Denn ich allein weiss, was ich mit euch vorhabe: Ich, der Herr werde euch Frieden schenken und euch aus dem Leid befreien. Ich gebe euch wieder Zukunft und Hoffnung. Wenn ihr dann zu mir ruft, wenn ihr kommt und zu mir betet, will ich euch erhören. Wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden. Ja, wenn ihr mich von ganzem Herzen sucht, werde ich mich von euch finden lassen. Das verspreche ich euch.»
Das nahm ich als ein Versprechen Gottes: Er hat einen Plan für mich. Ich brauche mir keine Sorgen machen und darf voller Hoffnung in die Zukunft schauen. Und da stand noch etwas drin: Dass wir nach Gott suchen sollen und zwar von ganzem Herzen. In meinem Schmerz hatte ich immer nur halbherzig gesucht und gebetet. Die Bibelstelle traf mich. Ich wollte nichts mehr aufschieben, wollte nicht mehr nur halbherzig dabei sein. Ich wollte Jesus Christus voll und ganz nachfolgen.
Das Leben ist kein Ponyhof
Ja, in meinem Leben gab es tiefe Täler. Aber in diesen schweren Zeiten habe ich Gott gefunden. Es war extrem schmerzhaft und trotzdem danke ich Gott für all das Leid, weil es mich zu ihm gebracht hat.
Ich bin mir sicher, dass auch du Gott finden kannst, wenn du ihn aus ganzem Herzen suchst. Weil er da ist. Er steht dir immer zur Seite und wartet darauf, dass du dich ihm zuwendest.
Webseite:
John Napier (Bobfahrer)
Datum: 16.01.2012
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: beyondtheultimate.org / wikipedia.de