Klimawandel im Gemeindebau

«Wir müssen bereit sein, uns korrigieren zu lassen»

Mit dem Kongress «Lead’13» will das Netzwerk swiss-e-motion.ch am 1. Juni in Rapperswil zum evangelistischen Gemeindebau ermutigen. In einer Serie stellen wir die Referenten vor und stellen ihnen dazu heute schon die Fragen, zu denen sie am Kongress ausführlicher eingehen wollen. Heute Andy Saluz, Jugendverantwortlicher des Bundes ETG (Bund Evangelischer Täufergemeinden).
Andy Saluz

Livenet: Andy Saluz, das Klima für den Gemeindebau hat sich verändert. Welche Veränderungen stellen Sie fest?
Andy Saluz: Ich kam vor rund 13 Jahren im ICF Zürich zum Glauben, einer Glaubenswelt voller Aufbruchstimmung und Wandel. Heute investiere ich mich in einer eher traditionellen Freikirche, die aber durchaus offen ist für Neues. Ein Vorher-Nachher-Vergleich ist für mich aufgrund dieses Wechsels aber schwierig. Was das spezifische «früher» des jetzigen Gemeindeverbands war, erfahre ich vor allem aus Gesprächen und aus der Literatur. Generell meine ich aber, eine (positive) Offenheit für Neues in den Gemeinden festzustellen.

Was bedeutet der Klimawandel für Ihre persönliche Arbeit?
Bei den Besuchern der Gemeinden meines Wirkkreises stelle ich fest, dass sie einen weiten Glaubens-Horizont haben. Aussagen von der Kanzel werden (oft zu Recht) kritisch hinterfragt. Dadurch entstehen einerseits spannende Diskussionen, andererseits können solche Gespräche auch verunsichern. Mir ist es deshalb wichtig, das eigene Urteilsvermögen jedes Menschen zu stärken. Auch ich muss mit anderen Ansichten leben lernen, was manchmal zu inneren Spannungen führt. Man muss aber auch nicht immer seine eigene Meinung durchbringen; dies hat meines Erachtens etwas mit Demut zu tun…

Was heisst das für die Jugendarbeiter / Pastoren / Mitarbeiter?
Die erwähnte Horizonterweiterung führt in den Gemeinden zu Spannungen. Die einen wollen stets weitergehen und in Neues investieren, drohen dabei aber in eine Art Profillosigkeit abzugleiten. Andere wiederum halten schon fast krampfhaft an traditionellen Einstellungen fest, weil sie befürchten, durch den Klimawandel in den Gemeinden ein Stück Heimat zu verlieren. Ich persönlich finde es wichtig, dass Mitarbeiter, gerade auch Pastoren, die Leitungsfähigkeit besitzen oder entwickeln, eine gesunde Balance zwischen bewahrender Heimat und neuorientierendem Aufbruch zu finden.

Wie können wir den Auftrag von Jesus heute leben? Was müssen wir beachten?
Wir sind aufgefordert, echte Freundschaften zu leben; Menschen glauben unseren Taten mehr als unseren Worten. Wir sind herausgefordert, in einer komplexer werdenden Welt, die hochkomplexe Fragen aufwirft, Gottes geniale Botschaft in eine verständliche Sprache zu bringen, und diese relevant, authentisch und ganzheitlich zu verkündigen. Dies ist nur möglich, wenn wir immer wieder bereit sind, an uns zu arbeiten, und wo nötig, unsere eigenen Ansichten korrigieren zu lassen…

Wo liegen die Chancen dieser neuen Zeit?
Gottes Gemeinde ist dazu berufen, Gottes «neue Menschheit» zu verkörpern (vgl. Die Bibel, Epheser, Kapitel 2), in der man sich gegenseitig dient, auferbaut und vergibt. Damit ist ein Menschsein gemeint, das sich von einem selbstsüchtigen Egoismus distanziert und sich stattdessen auf eine Kultur des Teilens und des Miteinanders ausrichtet. Jede Person wird liebevoll dazu eingeladen, seinen Platz in dieser erneuerten Gemeinschaft zu finden. Wenn wir als Kirche diese Herausforderung ernst nehmen, haben wir die perfekte Antwort in einer Zeit, in der zur Einsamkeit führende Ausgrenzung und Unterdrückung tagtäglich geschieht.

Datum: 18.04.2013
Autor: Andy Saluz
Quelle: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung