Talk mit Daniel Wolf

Leute zu bespassen ist nicht Berufung der Kirche

Daniel Wolf leitet das K5-Leitertraining
Daniel Wolf ist überzeugt, dass die Kirche sich aufs Wesentliche besinnen muss. Was dies ist und welche Rolle die Leiter dabei spielen, sind die Themen im aktuellen Livenet-Talk.

Ein Livenet-Talk in Wiedenest: Florian Wüthrich sprach mit Daniel Wolf von der Leiterausbildung K5 über dessen Herzensanliegen, Leiter auszurüsten, um Menschen für Jesus zu gewinnen und die Gesellschaft zu transformieren.

Ein Mangel an praktischer Ausbildung

Aufgrund ihres akademischen Programms sei es für viele Ausbildungsstätten kaum möglich, ihre Studenten für die praktische Arbeit wirklich fit zu machen. «Ich glaube, dass wir in theologischen Ausbildungsstätten viel mehr über Leiterschaft sprechen müssen», sagt Daniel und erzählt, wie er sich nach seinem vierjährigem Theologiestudium selbst unsicher fühlte, zumindest was die Praxis anging. Nach vier Monaten Praktikum hatte er dann das Gefühl, dabei mehr gelernt zu haben, als während des Studiums. Dass dies natürlich nicht ganz stimmt, ist ihm durchaus klar; da er das Gelernte aber direkt in die Praxis umsetzen konnte, fühlte es sich so an.

Seither habe sich vieles verbessert. Trotzdem beobachtet Daniel, wie junge Pastoren für den praktischen Dienst noch immer mangelhaft vorbereitet sind. «Viele Studenten sind dann überfordert, wenn es im Pastorendienst losgeht.» In der Folge würden viele Pastoren keine fünf Jahre durchhalten.

K5 will dem Mangel begegnen

Das Leitertraining K5 habe 2005 den ersten Durchlauf gemacht, nachdem einige Leiter feststellten, dass sie mehr in die zukünftige Generation von Leitern investieren müssen. «Damals war ich noch gar nicht Teil davon», erwähnt Daniel, der heute aber voll in der Arbeit drin steht.

«Wir haben einen Traum für die Region Deutschland-Österreich-Schweiz: Wir sehen eine Million Menschen, die Gott kennenlernen, befreit leben und die Gesellschaft positiv prägen. Das ist unsere Vision für den deutschsprachigen Raum.» Und dafür braucht es Leiter. Wenn K5 von einer Million spricht, sei dies wie ein Stern am Horizont zu verstehen. «Da wollen wir hin!», lautet der darin liegende Ansporn. Und es ist klar, dass keine lokale Kirche dies erreichen kann und gleichzeitig auch, dass der Wille von Jesus noch viel grösser ist: Er möchte, dass alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

«Dass uns Zahlen wichtig sind, würde ich so nicht sagen. Doch hinter jeder Zahl steht ein Mensch.» Und Jesus sei jeder Mensch wichtig und darauf komme es letztlich an. Die Vision von K5 sei die Einladung an alle Kirchen, ein Prozent der Menschen in ihrem Einzugsgebiet zu erreichen.

K5 ist keine theologische Ausbildungsstätte

Schon seit längerer Zeit hat K5 in der Schweiz Standorte, wo jährlich vier Treffen stattfanden. Die Inhalte der Trainingstage wurden jeweils an diese Standorte gestreamt. Es gab Kirchen, die einen solchen Standort bildeten – entweder nur für sich als Kirche oder auch für die Region, wodurch andere Personen dazukommen konnten. Für die folgenden Monate wurde Vertiefung-Material zur Verfügung gestellt.

«Wir sind ein Leitertraining und keine theologische Ausbildung», sagt Daniel auf die Frage, ob K5 für jeden konfessionellen Hintergrund geeignet sei. Er sagt, dass bei K5 keine grossen theologischen Themen wie die Erwählung oder der freie Willen behandelt werden. «Es geht um Leiterschaftsthemen. Gleichzeitig haben wir aber eine klare theologische Haltung.» Das Bestreben, die Breite der christlichen Glaubensrichtungen zu unterstützen, scheint zu gelingen.

Die Breite drückt sich auch bei den Referenten aus. «Wir wollen von den Besten lernen», erklärt Daniel das Bestreben, Sprecher einzuladen, welche als Leiter in ihrem Bereich gut sind – egal, aus welchem Hintergrund sie kommen. Auch die Form der Kirchen ist kein Kriterium. Das sinnvollste Kirchenmodell zeige sich erst vor Ort, wenn es konkret wird.

Sich aufs Wesentliche besinnen

«Wir müssen uns immer wieder daran erinnern, was Jesus wichtig ist.» Daniel glaubt nicht, dass wir den aktuell verbreiteten Schwund an Kirchenmitgliedern einfach hinnehmen und bis zum Wiederkommen von Jesus ausharren müssen. Ausharren gehöre zwar dazu, doch Daniel will in der Hoffnung leben, dass Veränderung möglich ist und sich dabei immer bewusst sein, dass Jesus ein Herz für die Menschen hat und durch die Kirche wirkt. «Spielen wir Kirche mit einem kulturellen Programm und bespassen die Leute? Oder geht es darum, Menschen für Jesus zu gewinnen und ihnen Hoffnung zu bringen?» Wenn die Kirche sich aufs Wesentliche besinnt, ist Daniel zuversichtlich, dass sie eine Zukunft hat. «Überall im Land finden wir positive Beispiele.» Seit er diese Beispiele sucht und studiert, hat er ein viel positiveres Bild gewonnen. «Ich sehe viele Hoffnungsschimmer!» Exemplarisch erwähnt er eine Kirche in Köln, welche gerade 83 Taufen durchgeführt hat. «Hammer! Das liebe ich!»

«Ich glaube, dass durchaus heftige Zeiten auf uns warten. Gleichzeitig glaube ich aber, dass sich Gottes Reich ausbreitet.» In letzter Zeit hat sich Daniel mit den verfolgten Christen auseinandergesetzt und glaubt, dass wir von ihnen lernen müssen. «Bei ihnen passiert etwas, weil sie sich aufs Wesentliche zurückbesinnen. Und dies kann uns als Kirche im Westen auch helfen.»

Zur Website:
K5 Leitertraining Schweiz

K5 Leitertraining Deutschland

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Datum: 24.09.2024
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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