Miteinander für Europa – Miteinander in der Schweiz
Christen verschiedener Konfessionen, Gemeinschaften und Bewegungen in ganz Europa haben am 12. Mai ihre Stimme für die Einheit ihres Kontinents erhoben und ein gemeinsames Zeichen der Hoffnung und des Friedens gesetzt. «Begegnung ist das Schicksal Europas», sagte EU-Ratspräsident Hermann Van Rompuy in einer Videobotschaft an die mehr als 1000 Mitglieder aus den Gemeinschaften, Vertreter der Kirchen, der Politik und der Gesellschaft am dritten internationalen Event des Netzwerkes «Miteinander für Europa» in der Gold Hall in Brüssel. Zugeschaltet waren per Satellitenschaltung lokale Veranstaltungen in 144 Städten aus 22 Ländern Europas.
In acht Ortschaften der Schweiz trafen sich rund 900 Teilnehmende aus 45 christlichen Bewegungen und acht Ordensgemeinschaften. «Unsere Kirchen brauchen euer Miteinander», betonte Generalvikar Josef Annen in Zürich.
Jugend will mitgestalten
Während in Europa Krisenstimmung herrscht, appellierten die Veranstalter in Brüssel an die europäischen Bürgerinnen und Bürger, die grossen Herausforderungen der globalen Gesellschaft gemeinsam anzugehen. «Ein Europa, das in versöhnter Vielfalt geeint ist, wird eine Kultur des Zusammenlebens verwirklichen, eine Kultur, die die Welt braucht», heisst es im Abschlussmanifest von Brüssel.
Der italienische Minister und Gründer der Gemeinschaft Sant'Egidio, Andrea Riccardi, beschwor die Bürger Europas, dem Pessimusmus nicht nachzugeben und nicht zu meinen, die Krise als einzelne Länder bewältigen zu können. «Die Kultur der Einheit kann Europa eine neue Seele schenken», sagte er. Zeugnis von Europas christlichem Fundament gaben konkrete Lebensbeispiele einzelner Gemeinschaften und Berichte über deren gemeinsames Engagement in lokalen Netzwerken. Deutlich wurde es auch in der Lebendigkeit und Entschlossenheit der Jugendlichen und Kinder, die in Brüssel das Wort ergriffen und zeigten, dass sie Europa mitgestalten wollen.
Aus kleinen Schritten werden grosse
In Lausanne unterstrich Adèle Kelam, Präsidentin der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (AGCK), wie sehr die AGCK auch darin eine ihrer Aufgaben sehe, vermehrt mit Bewegungen und Freikirchen Kontakt zu pflegen und die Gemeinschaft in Christus aufzubauen. «Wir freuen uns, gemeinsam mit Ihnen allen in dieser Hoffnung zu wachsen.» Im persönlichen Gespräch fügte sie bei: «Aus kleinen Schritten werden grosse Schritte.» In Lausanne waren rund 100 Personen aus 19 Gemeinschaften und Bewegungen anwesend, darunter auch Pfarrer Jean-Jacques Meylan, Präsident der kantonalen AGCK im Kanton Waadt und Laurent Wehrli, Bürgermeister von Montreux und Abgeordneter des Waadtländer Grossen Rates.
In Wattwil trafen sich 80 Menschen in der neugegründeten «Fazenda der Hoffnung», wo Menschen in zwei Jahren ein Leben ohne Sucht einüben. Das ehemalige Kapuzinerinnen-Kloster will weiterhin ein Zentrum christlicher Spiritualität sein, was mit dem Miteinander-Treffen zum Ausdruck gebracht wurde. In Genf nahmen die Teilnehmenden vor der live-Zuschaltung mit Brüssel an der Solidaritätsaktion «Serve the City» teil, und in Basel wurden in Workshops «Schritte zur Gerechtigkeit» erarbeitet.
«Graswurzel-Bewegung»
«Miteinander für Europa» tagte zum dritten Mal nach 2004 und 2007. In Zürich stellten 15 Bewegungen an Ständen im Saal der Migrationskirchen vor, auf dessen Bühne Punkt 15 Uhr ein ad-hoc-Chor das Programm eröffnet und Schwung in den Saal bringt. Peter Dettweiler von der Fokolare und Petra Kreuzer von der Schönstatt-Bewegung leiten durch den Nachmittag und geben zuerst anhand einiger Bilder einen Eindruck von der Entstehung des «Miteinanders»: Eine Graswurzel-Bewegung ohne die Wenn und Aber der institutionellen Ökumene, angefangen 1999 von nur 12 Leitern von christlichen Werken.
Eine Tanzgruppe von Teenagerinnen untermalt mit ihrer Produktion die Botschaft des Nachmittags: Brecht auf aus eurer Vereinzelung! Entdeckt gegenseitig eure Farben! Webt sie zusammen zu einem farbenfrohen, lebendigen Teppich! – Die Pantomime Irene Binder vertieft mit zwei starken Stücken die «5 Schlüssel» und das Bündnis des «Miteinanders», das im gottesdienstlichen Abschluss gemeinsam gesprochen wird und auf das Zentrum aller Christen, die Liebe Christi, hinweist.
Krise hat nicht letztes Wort
Sieben Bewegungen und Gemeinschaften zeigten kurz auf, wie sie je ein Anliegen des «Miteinanders» umsetzen: «Erneuerung aus dem Geist Jesu Christi», Schönstatt, Fokolare, «netz4», Diakonie Nidelbad, Stiftung Schleife, CEVI-YPOM und VBG Vereinigte Bibelgruppen.
Symbolisch für das Miteinander stärkte man sich dann bei einer «Teilete» an dem, was alle mitgebracht hatten – und auf diese Art waren schliesslich alle satt, und es hatte noch ein paar Körbe voll übrig!
Datum: 15.05.2012
Autor: Beatrix Ledergerber-Baumer / Matthias Kägi
Quelle: Fokolar-Bewegung / VBG