Farbigere Gottesdienste im reformierten Zürich
«Der reformierte Gottesdienst wird zum identitätsstiftenden, sichtbaren und lesbaren Zeichen der Zürcher Landeskirche. Er kommuniziert, woraus und wofür die Kirche lebt.» In seinen Legislaturzielen 2012–2016 kündigt der Zürcher Kirchenrat an, dass in Ergänzung zum herkömmlichen Predigtgottesdienst «alternative gottesdienstliche Formen und Formate» für Zielgruppen eingeführt werden. Sie sollten «rhetorische, musikalische und dramaturgische Vielfalt zeigen», schreibt der Kirchenrat. Dabei gilt weiter: «Herzstück des reformierten Gottesdienstes ist die Predigt als evangelische Auslegung der Bibel.»
Abendmahl als Inbegriff der Feier
Das Abendmahl erhält mehr Gewicht in der Gottesdienstgestaltung. Es verweise auf Jesu Mahlgemeinschaften, schreibt der Kirchenrat; «diese bringen sinnlich und real Gottes Menschenfreundlichkeit zum Ausdruck». Das Abendmahl führe auch zum «Alltag praktizierter Nächstenliebe» hin. In alledem will der Kirchenrat «die Kultur des Feierns in Wort und Musik, mit Symbolen und Ritualen» fördern. Bis 2016 sollen die Gemeinden «ihr eigenes oder ein übergemeindlich gemeinsames Profil des Gottesdienstes» finden.
Die Engagierten ermutigen
Die Synode, das Parlament der Zürcher Reformierten, erörterte die Legislaturziele am 12. Juni. Pfr. Willi Honegger, Sprecher der Evangelisch-kirchlichen Fraktion, unterstrich die Bedeutung des regelmässigen Gottesdienstes: «Dass der Kirchenrat daran festhält, ist mutig, prophetisch und verheissungsvoll.»
Gemeindeaufbau soll gemäss den Legislaturzielen einerseits strukturiert erfolgen, anderseits durch «organisches Wachstum» von «Beziehungsnetzen in Richtung einer Beteiligungskirche». Dies bezeichnete Honegger als Paradigmenwechsel. Die neue Sicht auf die Kirche gelte es zu verinnerlichen. «Menschen und Gruppen, die sich in unserer Kirche intensiv für die Sache des Evangeliums engagieren, dürfen keinesfalls unter Verdacht gestellt werden, sie brächten die Institution durcheinander… Engagierte wollen wir behalten.»
«Es ist zwei vor zwölf»
Die Zürcher Landeskirche zählt etwa 180 Kirchgemeinden. In 20 – 30 von ihnen soll in den nächsten Jahren «eine Jugendarbeit über die Konfirmation hinaus» möglich werden. Dies ist für Jürg Schoch, Direktor des Instituts Unterstrass, nicht genug. In der Synode mahnte er dringend, jetzt auf 16 – 24-Jährige zuzugehen. Es sei nicht mehr fünf vor zwölf; es sei zwei vor zwölf. «Unsere Kirche hat junge Erwachsene nötig, die sich engagieren.» Bisher leiste man sich den Luxus, einen wichtigen Lebensbereich nicht in den Fokus zu nehmen.
Weitere Infos:
Medienmitteilung der Zürcher Landeskirche zu den Legislaturzielen in der Synode
Die Legislaturziele 2012–2016
Datum: 14.06.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet