Christliche Studie zu Sexualität

Sex: laute Debatten und leise Lebensgeschichten

Die Buchcover der beiden Bücher zur Studie
Über 10‘000 Christen wurden für die empirica Sexualitätsstudie befragt. Das Buch «Unsere Geschichte mit Sex» fasst die qualitativen Ergebnisse zusammen und zeigt die Reise einiger Menschen zum Thema.

Christoph Stiba (Generalsekretär des BEFG/Baptisten) meint: «Nach der Lektüre frage ich mich, ob wir nicht viel zu sehr fixiert sind auf das Einhalten einer vermeintlich eindeutigen christlichen Sexualethik. Vor diesem Hintergrund machen manche Interviews in dem Buch sprachlos und traurig. Wir brauchen beim Thema Sexualität einen an der Bibel orientierten menschlichen Umgang miteinander.»

Sex – das bin ich

Die empirica Studie zu Sexualität bekommt ihr Rückgrat durch die Fakten im Buch «Sexualität und Glaube», das ihre quantitativen Ergebnisse zusammenfasst. Aber sie bekommt ein menschliches Gesicht durch diesen Band, in dem es weniger um die Themen als vielmehr um Menschen geht. In einer fiktiven Wochenendfreizeit verbringen die real im Buch interviewten Personen Zeit miteinander und zeigen sich und den Lesenden, dass ihre Einstellung zu einzelnen sexualethischen Themen zutiefst mit ihrer Persönlichkeit und Geschichte verknüpft ist. Nicht immer wird die jeweilige Haltung dadurch leichter verständlich, aber es wird deutlich, welche Kraft es hat, darüber ins Gespräch zu kommen. Einander auch im Bereich der Sexualität zu zeigen: Das bin ich.

Laute und leise Geschichten

Natürlich enthält das Buch auch die «lauten» Themen. Manch eine Leserin oder ein Leser wird im Inhaltsverzeichnis direkt zu Kapitel 10 blättern, in dem es um «Die Debatte um sexuelle Vielfalt» geht, um Queerness. Vielleicht möchte sie sehen, was andere queere Personen sagen, oder er will abklopfen, ob das Reizthema Homosexualität «richtig» behandelt wird. Aber was ist richtig? Zunächst einmal werden ohne Wertung die Lebensgeschichten von Juliano und Lea erzählt, die bisexuell bzw. homosexuell empfinden. Gerade weil diese Geschichten – wie übrigens auch die anderen im Buch – sehr unaufgeregt erzählt werden, berühren sie. Anschliessend erfolgt eine Einordnung, die theologisch und gesellschaftlich in den aktuellen Diskurs hineinführt. Gegensätzliche Positionen kommen zur Sprache, aber die Geschichte, das menschliche Gesicht des Ganzen, verschwimmt nicht während der Diskussion. So bleibt die Auseinandersetzung wertschätzend und endet mit einem Fazit, das die Lesenden für sich selbst ziehen müssen. Und wieder einmal mit dem Aufruf: Bleibt im Gespräch miteinander.

Wohltuend ist es, dass das Buch auch die «leiseren» Aspekte von Sexualität beleuchtet und auch ihnen ein Gesicht gibt – ob es um Tom und Laura geht, die ungewollt kinderlos sind, oder Naemi, die sich Gedanken darüber macht, wie sie nach eigenen schlechten Erfahrungen damit in Zukunft über Sex sprechen kann – ob mit Leuten in der Gemeinde oder den eigenen Kindern.

Woher und wohin?

Das erste Kapitel des Buchs sind «Streifzüge durch die Geschichte der Sexualität». Das beginnt in der Antike, schlägt einen Bogen zu christlichen Entwicklungen von Leibfeindlichkeit bis Liberalisierung, von sexueller Revolution bis Purity Culture. Dieser kurze Ritt durch die Geschichte zeigt in erster Linie, dass die Wahrnehmung von Sexualität sich immer entwickelt hat und auch weiterentwickeln wird. Danach entfalten die Autoren drei christliche Grundverständnisse, die unsere heutige Wahrnehmung prägen. Grundlage hierfür sind christliche Bücher und Zeitschriften aus den letzten 50 Jahren, deren Gedanken mit einfliessen.

Sich selbst auf diese Weise als jemanden zu begreifen, der eine Geschichte hat und seine Zukunft gestalten will, lässt einen das Thema Sexualität sehr konstruktiv angehen. Dieses Wohin wird im Buch nicht vorgegeben. Die einzelnen Interviewten haben völlig unterschiedliche Antworten für sich und ihre Lebensfragen gefunden. Und sie laden dazu ein, es ihnen gleichzutun. Respekt für andere Lebens- und Glaubensentwürfe inbegriffen!

«Ist eine wissenschaftliche Forschungsarbeit auch dann eine, wenn sie sich phasenweise spannend wie ein Roman und berührend wie ein Liebesbrief liest? Ja. Die hier schon.» (Andreas Malessa, Hörfunkjournalist und Theologe)

Über die Hintergründe zur Sexualitätsstudie schreibt Tobias Faix als Mitautor hier.

Zum Buch:
«Unsere Geschichte mit Sex. Einblicke in laute Debatten und leise Lebensgeschichten» ist erschienen bei SCM, hat 256 Seiten und kostet CHF 33,80 / EUR 25.

Zum Thema:
Christliche Studie zu Sexualität: Sex: Prägungen, Einstellungen und Lebensweisen
Culture Shift Konferenz: Es geht um Identität, Körper und Sexualität 
Paul Bruderer: Über Sex predigen kann Folgen haben 

Datum: 07.10.2025
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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