Ein Lichtermeer für Gott
Kaum jemand weiss, wer hinter diesem Anblick steckt, der Woche für Woche ihre Herzen erwärmt. «Es geht nicht darum, gesehen zu werden», sagt Potros leise. «Ich tue es nur für Gott.» Aber tief in seinem Herzen, so gesteht er, hoffe er, dass ich durch diese einfachen Taten «Gottes Liebe weitergeben kann».
Ein Leben auf der Flucht – und im Glauben
Potros, ein chaldäischer Christ aus dem Irak, floh vor Jahren vor den Kriegswirren aus seiner Heimat. Als er aufwuchs, war seine Familie – Eltern und neun Kinder – ständigen Bedrohungen ausgesetzt und unternahm mehrere erfolglose Fluchtversuche. Bei jedem Schritt mussten Schmuggler bezahlt werden. «Wir waren immer dankbar, wenn wir nur ein Dach über dem Kopf hatten», erinnert er sich.
1995 gelangte Potros schliesslich allein in den Niederlanden in Sicherheit, während seine Eltern und Geschwister auf anderen Kontinenten Zuflucht fanden. Trotz der Entbehrungen, sagt er, «habe ich mich nie verlassen gefühlt. Selbst in den dunkelsten Zeiten habe ich Gottes Gegenwart gespürt. Er hat mich getragen. Und das tut er immer noch.»
Heute, wo er als bescheidener Automechaniker arbeitet, bleibt Potros seiner einfachen Philosophie treu: «Reichtum bedeutet nicht, viel Geld zu haben. Reichtum bedeutet, teilen zu können.»
Wöchentliches Dankeschön in Form von Lichtern der Dankbarkeit
Jeden Sonntag läuft sein Ritual gleich ab. Nach dem Gebet füllt er sorgfältig die beiden grossen Leuchter neben dem Kruzifix mit neuen Kerzen, dann geht er zu den kleineren Stationen: je drei Kerzen – für den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Zum Schluss stellt er einen Strauss weisser Blumen auf, den er extra aus Noordwijk mitgebracht hat, «weil es dort die schönsten gibt».
Nachdem er 120 Kerzen entzündet hat, nimmt Potros still in der letzten Bank Platz und wartet auf den Beginn der Messe. Auch er legt einen gefüllten Umschlag in den Opferteller – ein weiteres Zeichen der Dankbarkeit.
«Gott ist Liebe», sagt Potros schlicht. «Das ist meine Gewissheit. Ich hoffe, dass noch mehr Menschen seine Kraft erfahren und sich von ihr berühren lassen.»
Teilen über die Kirchenmauern hinaus
Potros' Grosszügigkeit geht über den Kirchenraum hinaus. «Wenn jemand um Geld bittet, kaufe ich ihm stattdessen Brot. Das ist wahrer Reichtum – zu teilen, was man hat.» Obwohl er in den Jahren der Flucht all seine Ersparnisse verloren hat, sagt er, dass er jetzt mit offenen Händen lebt. «Ich gebe alles, was ich habe.»
Inspiriert durch das Beispiel Jesu schöpft Potros nach wie vor Kraft aus der Heiligen Schrift. «In allen Phasen meines Lebens, besonders in den schwierigsten, habe ich Kraft in meinem Glauben gefunden. Gott hat immer für mich gesorgt. Jetzt ist es an mir, mich um andere zu kümmern.»
Ein stilles Vermächtnis des Lichts
Henk van Loon, der Küster, lächelt, wenn man ihn auf den gläubigen Iraker anspricht. «Ich bin der Einzige, der weiss, dass er hinter all dem Licht steckt. Und ich sehe, wie sehr sich die Menschen darüber freuen.»
Van Loon hält Potros' Mission während der Woche still am Leben. «Ich zünde seine Kerzen selbst an, wenn er nicht da ist», sagt er. «So geht sein Lichtgebet weiter – auch wenn er nicht da sein kann.»
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Datum: 08.08.2025
Quelle:
Joel News / Dutch Daily