Mit dem inneren Durst in den Gottesdienst
«Wo stillen wir den Durst unseres Herzens?» Mit der Frage eröffnet Reto Pelli den Gottesdienst. Vor dem Lobpreis wirbt der Prisma-Pastor für die Angebote, welche die «Kirche im Prisma» für die Menschen der Region nächstens bereit hält: Seminare fürs Selbstvertrauen und fürs Erstellen der Lebensbilanz, das Musicalcamp für Kids in den Herbstferien, Schnupperabende in Kleingruppen und das Stadtgebet mit den Landes- und Freikirchen am Ort. Den Alphalive-Kurs sagt er nicht an – er hat nach monatelanger Vorarbeit eben mit 90 Teilnehmenden begonnen.
«Immer und überall»
Englische Songs rahmen zwei schweizerdeutsche Lieder ein, in denen das Staunen über die Zuwendung Gottes und die Freude der Geborgenheit bei ihm zum Ausdruck kommen. Die Musiker nehmen sich zurück, bis zum acappella-Gesang. «Immer und überall, mich kann nichts dran hindern, dich anzubeten, Herr.» Im Videoclip erzählt Yvonne, wie sie durch Drogen in eine Abwärtsspirale geriet und von Jesus befreit wurde. «Das ist meine Geschichte mit dem Gott der Bibel. Auch du kannst dies erleben.»
Der persönlichen Einladung zu Jesus sind in den letzten Jahren viele Menschen aus der Stadt und der Region gefolgt. Die «Kirche im Prisma» hat am Sonntagmorgen 400-500 Besucher; zwei Drittel sind unter 50-jährig. Im Untergeschoss erleben 40 Teenies ihren eigenen Gottesdienst, nebenan Kinder in mehreren Altersgruppen. Am Abend werden 150 junge Erwachsene den O2-Gottesdienst besuchen.
Weg aus der Krise
Dies ist erstaunlich, wenn man sich vor Augen hält, dass die Gemeinde 1995 nach Zwist und pastorloser Zeit 60 Erwachsene und noch fünf Jugendliche zählte. René Christen, damals als Pastor berufen, machte ihr klar: «So kann es nicht weitergehen». Inspiriert von Auslanderfahrungen, brachte Christen die Gemeinde dazu, Arbeitsweise und Auftritt konsequent auf den Mann und die Frau von der Strasse auszurichten.
Dazu gehörte, dass sich die Freie Evangelische Gemeinde in der Rosenstadt ab der Einweihung ihres Neubaus 2003 «Kirche im Prisma» nannte. Der Name signalisiert das Bestreben, das Licht von oben in allen Farben des Lebens zum Leuchten zu bringen. Als sich vor einem Jahr der Saal zu füllen begann, mietete man für den Sonntagmorgen einen nahen Kinosaal an. So fielen weitere Hürden für urbane Menschen.
Durstlöscher
Im Bemühen, Menschen zu Jesus hinzuführen, schleift man im Prisma die Kanten des Evangeliums nicht ab. Reto Pelli schlägt in seinem Input (dem ersten der Dreierserie ‚Durstlöscher‘) die Brücke von Fastfood zu Jeremia. Manche Durstlöscher halten nicht, was sie versprechen. Das Happy Meal, nach dem Kids verlangen, bringt das Glück ebenso wenig wie einst Zisternen in Jerusalem, auf deren Risse der Prophet Jeremia aufmerksam machte. Menschliche Bedürfnisse können durch nichts in der Welt gestillt werden.
Jesus ist wegen des Eigensinns der Menschen gestorben, die sich selbst holen wollen, was Gott ihnen geben möchte, sagt Pelli. «Du musst Anerkennung nicht mehr suchen, denn du bekommst sie von Gott.» Die eingesessenen Christen mahnt er, dass «Gott uns nicht unterstützt, wenn wir uns Götzen schaffen». Und fragt, wo sie ihren Durst stillen und Zisternen anlegen.
Nöte im Fokus
Gottesdienst soll «lebensnah und zeitgemäss sein», sagt der Pastor, dem es an diesem Morgen gelingt, eine herausfordernde Botschaft angenehm zu vermitteln. Die Freikirche ist auch an Wochentagen präsent: Nach dem Alphalive-Kurs gibt es für junge Christen einen Betakurs und danach einen Bibellesekurs. Die Rapperswiler Pastoren haben Gemeindekampagnen entwickelt, optimiert und anderen Gemeinden zugänglich gemacht: 42 Tage – Leben für meine Freunde und neu Abenteuer Gebet.
Motiviert
Was motiviert die Menschen im Prisma? Mitarbeitende haben viel Verantwortung, fördern und fordern Freiwillige. René Christen betont im Gespräch, dass schon Teenies Aufgaben übernehmen und darin wachsen. Er hat sich an diesem Morgen ins Untergeschoss begeben, um den Jugendlichen die Dynamik des Betens aufzuzeigen.
Die Kirche im Prisma versucht sich dem Alltag der Menschen und ihren Bedürfnissen zu stellen und kümmert sich um Depressive und Randständige. In den letzten Jahren sind ein Lebensberatungscenter, Hilfen für Eltern und Kinder, Deutschkurse für Ausländer und weitere soziale Angebote entstanden. Diese und das intensive Gemeindeleben verlangen von den Gemeindegliedern hohen Einsatz; Wachstum schmerzt, wenn Vertrautes drangegeben wird. Doch sie bleiben dabei – und die leuchtenden Farben des Prismas werden in der Stadt wahrgenommen.
Webseiten:
Homepage der Kirche im Prisma Rapperswil
Podcasts der drei Durstlöscher-Inputs
Datum: 09.10.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet