Schub für die katholische Mission in Afrika

In einer zweiten Synode nach 1994 nimmt die römisch-katholische Kirche die Situation auf dem Schwarzen Kontinent unter die Lupe. Das Treffen mit gegen 250 Teilnehmern begann am Sonntag. Auch nach dem Ende des politischen Kolonialismus sei der faktische und moralische Kolonialismus keinesfalls beendet, betonte der Papst zur Eröffnung. Und rief zur Neuevangelisierung auf.
Katholiken
Papst Benedikt XVI.

Weiterhin gebe es Spannungen um den Reichtum und die Ressourcen des Kontinents, sagte Benedikt XVI. in seiner Ansprache; sie seien nach wie vor Anlass für Ausbeutung, Konflikte und Korruption. Zudem habe die sogenannte "erste" Welt "geistigen Giftmüll" nach Afrika exportiert, unterstrich der Papst. Praktischer Materialismus, verbunden mit einem Relativismus und Nihilismus, habe auf Afrika übergegriffen.

Als "zweiten Virus" diagnostizierte der Papst einen religiösen Fundamentalismus, der mit politischen und wirtschaftlichen Interessen vermischt sei. Bestimmte Gruppen "berufen sich auf den Namen Gottes, aber nach einer Logik, die der göttlichen entgegensteht. Gruppen, die nicht Liebe, Respekt und Freiheit lehren und praktizieren, sondern Inoleranz und Gewalt".

Ohne Versöhnung kein Fortschritt

Die Kirche könne und müsse in Afrika ihren Beitrag zum Aufbau der Gesellschaft leisten. Leider seien viele Länder weiterhin von Armut, Ungerechtigkeit, Gewalt und Krieg geprägt. Aufgabe der Kirche und der Christen sei es, zur Versöhnung zwischen den ethnischen, sprachlichen und religiösen Gruppen beizutragen - in den einzelnen Ländern und auf dem gesamten Kontinent. Versöhnung sei ein stabiles Fundament zum Aufbau von Frieden, und dieser bilde die unverzichtbare Voraussetzung für jeden echten Fortschritt von Menschen und Gesellschaft.

Neuevangelisierung mit Laien

Afrika habe ein tiefes Empfinden für die Grösse Gottes als Schöpfer der Welt und des Menschen und als Quelle des Lebens, hob der Papst hervor. Darin stimmten die unterschiedlichen Kulturen Afrikas überein. Von der zweiten Afrikasynode erwarte er einen neuen Anschub für die Neuevangelisierung Afrikas, betonte der Papst. Die Kirche auf dem Kontinent verfüge über grosse Dynamik. Die Synode sei eine gute Chance, die pastorale Arbeit zu überdenken und den Elan zu erneuern. Besonders gefragt seien dabei die katholischen Laien, die christlichen Glauben und Wertvorstellungen in Familie und Arbeitswelt, in Schulen, Sozialleben und Politik einbringen sollten.

Wie weiter...

Drei Wochen lang beraten 244 Synodale, darunter 197 Kardinäle und Bischöfe aus Afrika zum Thema "Die Kirche in Afrika im Dienst von Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden". Das Bischofstreffen soll - 15 Jahre nach der ersten Afrikasynode - eine Zwischenbilanz ziehen und den weiteren Kurs der Kirche beraten. Die Eröffnungsmesse enthielt - neben Gesängen auf Latein und Gebeten auf Italienisch - viele afrikanische Elemente. Zwar fehlten diesmal die buntgekleideten Tanzgruppen früherer Synodenmessen. Aber auch jetzt wurde der gregorianische Reinigungsritus des "Asperges me" ergänzt durch den rhythmischen Ruf "Nakoma Peto" (Damit ich rein werde vor Gott). Die Fürbitten wurden auf Swahili, Haussa, Arabisch oder Lingala gesprochen.

...angesichts von brutaler Gewalt?

Bald nach dem bunten Fest im Petersdom wurde die Synode wieder von der blutigen Wirklichkeit Afrikas eingeholt. Beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz beklagte Benedikt XVI. den Gewaltausbruch in Guinea. Dort waren in den letzten Tagen über 150 Menschen von Ordnungskräften getötet wurden.

In Afrika sind nach vatikanischen Angaben von 1994 bis 2008 insgesamt 521 Priester und Laienseelsorger getötet worden. Im vergangenen Jahr wurden fünf Personen, drei Priester, ein Ordensmann und ein freiwilliger Helfer ermordet. Sie stammten aus Kenia, Guinea, Nigeria und Kongo. Diese Zahlen nannte der Generalsekretär der Afrika-Synode, Nikola Eterovic, am Freitag bei der Vorstellung des Programms für die Bischofsversammlung. Er sagte, die Gewalt gegen Kirchenvertreter dürfe nicht ausser Acht gelassen werden, wenn von der vielversprechenden Zunahme der Katholikenzahlen in Afrika die Rede sei.

Der Papst blickt nach Süden und Osten

Laut dem Vatikan-Korrespondenten der Nachrichtenagentur Kipa zählt Afrika für Benedikt XVI. zu den Prioritäten des Pontifikats. Zur Vorbereitung startete der Papst im vergangenen März zu einer Reise nach Afrika, nach Kamerun und Angola, und veröffentlichte dort das "Arbeitspapier" der Synode. Dieses Dokument, das aufgrund einer breiten Umfrage erstellt wurde, bildet jetzt die Grundlage der Beratungen. Laut dem Papier verlangt das christliche Zeugnis eine Kultur des Lebens, des Friedens und der Gerechtigkeit. Dazu gehörten Werte wie Glaubwürdigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Rechtschaffenheit. Dazu gehöre aber auch der Einsatz für den Schutz von Ehe und Familie - angesichts sich auflösender Familienbande unter den erschwerten Bedingungen von Landflucht und Grossstadt-Slums.

Auseinandersetzung mit afrikanischen Traditionen

Erwähnt werden auch Sekten mit aggressiven Missionsmethoden. Auch ein mitunter fundamentalistischer Islam machten der Kirche das Leben oft schwer. Weiter sei eine Auseinandersetzung mit den einheimischen religiösen Traditionen Afrikas erforderlich. Das Christentum könne deren positiven Elemente übernehmen, müsse sich jedoch vor Ideen und Riten hüten, die nicht mit dem Evangelium vereinbar seien, bis hin zu Hexerei und Zauberei, zu Zwangsehen oder Polygamie.

Link zum Thema:
Das Vorbereitungspapier des Vatikans zur Afrikasynode

Datum: 06.10.2009
Quelle: Kipa

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