"Priesterinnenweihe": Keine Chancen auf kirchliche Anerkennung

Gerhard Ludwig Müller

München/Linz, Der Münchner katholische Dogmatiker Gerhard Ludwig Müller sieht keine Chance, die für Ende Juni geplante "Priesterinnenweihe" kirchlich anzuerkennen. Die Hoffnung der Organisatorinnen, sie könnten mit einem "gültigen, aber unerlaubten" Akt Fakten schaffen, gehe ins Leere, sagte Müller am Sonntag der Katholischen Nachrichten-Agentur in München. Der emeritierte Regensburger Dogmatiker Wolfgang Beinert hingegen kann in der Bibel "kein einziges Argument" für ein Verbot der Frauenordination entdecken

Die Aktion sei nicht nur unerlaubt, sondern auch ungültig, selbst wenn sich tatsächlich wie angekündigt zwei "römisch-katholische Bischöfe" daran beteiligen sollten, sagte Müller. Bischof Maximilian Aichern aus Linz/Österreich appellierte in einem am Sonntag veröffentlichten Hirtenwort an die Frauen, die "Weihesimulation" zu unterlassen und andere Gläubige nicht in eine "Abspaltung von der kirchlichen Gemeinschaft mit hineinzuziehen".

Unterscheidung "gültig, aber unerlaubt" greift nicht

Laut Müller, der Mitglied der Päpstlichen Theologenkommission ist, spielt es keine Rolle, ob der "Spender" der Frauenweihe ein Scharlatan oder ein katholischer Bischof ist. Papst Johannes Paul II. habe 1994 definitiv erklärt, dass Frauen nicht das Weihesakrament empfangen könnten. Die Unterscheidung "gültig, aber unerlaubt" aus der Sakramententheologie greife hier nicht. Bei einer Weihevollmacht handle es sich nicht um eine "magische Zauberformel", die einem Einzelnen persönlich zur Verfügung stehe und in der Praxis automatisch etwas bewirke. "Auch die Auslage einer Bäckerei wird nicht konsekriert, wenn zufällig ein Priester vorbeikommt und die Wandlungsworte vor sich hin murmelt", erklärte der Theologe.

Verbot der Frauenordination nicht biblisch begründbar

Der emeritierte Regensburger Dogmatiker Wolfgang Beinert hingegen kann in der Bibel "kein einziges Argument" für ein Verbot der Frauenordination entdecken. Es gebe jedoch auch keines, "das schlüssig sagen kann, die Ordination von Frauen ist erlaubt", sagte der katholische Theologe im Bayerischen Rundfunk. Das Neue Testament spreche vor allem von der "grundsätzlichen Gleichheit von Männern und Frauen". In Gemeinden des Apostels Paulus hätten "eine ganze Reihe von Frauen" zweifellos "so etwas wie kirchenleitende Aufgaben" übernommen. Jedoch hätten sich die Ämter der Kirche damals erst langsam entwickelt.

Beinert sprach sich dafür aus, bestimmte biblische Bilder in der Amtstheologie nicht überzubewerten. So sei die Rede von Christus als Bräutigam und der Kirche als seiner Braut als Argument gegen die Frauenordination nicht stichhaltig. "Die Kirche ist nicht nur Braut, sie ist auch Leib, sie ist Volk Gottes, sie ist der Tempel und so weiter." Wer "unter den 80 Kirchenbildern sich auf eines für eine einzige Sache" berufe, arbeite "nicht so ganz wissenschaftlich", sagte Beinert und kritisierte damit indirekt die lehramtliche Position der katholischen Kirche. Allerdings steht auch Beinert der geplanten "Priesterinnenweihe" am 29. Juni ablehnend gegenüber.

Datum: 20.06.2002
Quelle: Kipa

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