Spanien: Ehe-Rechte für homosexuelle Paare – auch Adoption

„Manchmal Engelchen, manchmal Quälgeist – aber immer ich“: spanisches T-Shirt
Das spanische Königshaus.

Das spanische Parlament hat am Donnerstag mit einer klaren Mehrheit die Legalisierung der Ehe zwischen homosexuellen Partnern verabschiedet. Nur die konservative Volkspartei (PP), grösste Oppositionspartei, sowie einige Abgeordnete der katalanischen und baskischen Nationalisten stellten sich gegen die Modifizierung des spanischen Ehegesetzes.

Das Gesetz ist nahezu unverändert geblieben, nur das die Begriffe "Ehemann und Ehefrau" durch "Ehepartner" und "Mutter und Vater" durch "Eltern" ersetzt worden sind.

Die Gesetzesänderung muss jetzt noch vom spanischen Senat bestätigt werden. Dort hat zwar die konservative Volkspartei die Mehrheit und wird die Gesetzesänderung nicht billigen. Somit wird der Gesetzestext im Juni zurück ins Parlament gehen, wo er dann endgültig verabschiedet werden wird. Nach dem Gesetz dürfen homosexuelle Lebensgemeinschaften auch Kinder adoptieren.

Bischöfe: „Soziale Ordnung in Gefahr“

"Das ist ein historischer Tag für diejenigen Bürger, welche an die Gleichheit, Gerechtigkeit und den Rechtsstaat glauben", erklärte Beatriz Gimeno von der spanischen Schwulen- und Lesbenvereinigung. Die spanische Bischofskonferenz hingegen drückte ihre Sorge aus, "die Reform bringe die kirchliche Institution der Ehe und die soziale Ordnung in Gefahr".

Spaniens sozialistischer Premier Jose Luis Rodriguez Zapatero rechnet nach der Abstimmung im Parlament bereits mit der Ablehnung der Reform durch den neuen Papst Benedikt XVI. Er werde dessen Einwand selbstverständlich respektieren, sagte er und wies darauf hin, dass in der Demokratie die religiöse Freiheit und die Meinungsfreiheit garantiert seien.

Scheidung schon nach drei Monaten

Das spanische Parlament verabschiedete Donnerstag ebenfalls die Änderung des Scheidungsrechts. Fortan können sich Paare bereits drei Monate nach der Heirat ohne Angabe von Gründen voneinander scheiden lassen. Somit ist keine Trennungsphase mehr notwendig.

Die regierende sozialistische Partei brachte diese Art von "Schnell-Scheidungen" auch zum Schutz vieler Frauen ins Parlament ein. Jährlich werden in der Trennungsphase bis zu 60 Spanierinnen von ihren Ehemännern umgebracht.

Lopez Trujillo verurteilt Adoptionsrecht für Homo-Ehen

Der Präsident des päpstlichen Familienrats, der kolumbianische Kurienkardinal Alfonso Lopez Trujillo, hat den spanischen Parlamentsbeschluss zur Einführung des Adoptionsrechts für gleichgeschlechtliche Paare scharf kritisiert.

Gegenüber der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera" sagte Trujillo, die Parlamentsmehrheit in Spanien habe begonnen, die Familie Schritt für Schritt zu demontieren. Das neue Gesetz sei Unrecht, betonte der Kardinal. Katholiken hätten daher das Recht, seine Anwendung zu verweigern.

Datum: 26.04.2005
Quelle: Kipa

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