Geschichte der Familie Trummer

Welt-Down-Syndrom-Tag: Jedes Leben ist lebenswert

Wenn Eltern um ein ungeborenes Kind bangen oder sich mit dessen Behinderung auseinandersetzen müssen, ist das unsagbar schwer. Cornelia und Matthias Trummer aus Frutigen kennen diese Situationen.
Familie Trummer (Bild: zVg)

Die Hiobsbotschaft kam in der zwölften Woche ihrer ersten Schwangerschaft: «Das Kind ist nicht lebensfähig.» Die Nachricht erschütterte Cornelia Trummer (1976) und ihren Mann Matthias (1977) zutiefst.

«Das Kind soll leben dürfen»

Der Arzt empfahl, eine Zweitmeinung einzuholen. «Da eine Abtreibung für uns nicht in Frage kam, entschieden wir uns dagegen und auch gegen weitere Abklärungen.» Für Trummers war klar: «Solange das Kind lebt, soll es leben dürfen.» Cornelia war dankbar für ihren Gynäkologen, der ihren Entscheid vollumfänglich respektierte. Sie wusste, dass dies nicht selbstverständlich ist.

Mit grosser Ungewissheit ging die Schwangerschaft voran. «Viele Menschen in unserem Umfeld beteten für die Geburt eines gesunden Kindes.» Die Hoffnung auf ein Wunder sollte aber sterben. Es war an einem Samstag im Juni 2007, inzwischen war Cornelia in der 20. Schwangerschaftswoche. Plötzlich spürte sie einen starken Stoss des Kindes. «In diesem Augenblick ahnte ich, dass dies die letzte Bewegung war.»

Trauer und Freude

Die Trauer war gross. Obwohl der Arzt ermutigte, dass sie noch Kinder kriegen können, war der Verlust sehr schmerzhaft. Trotzdem berichtet Cornelia davon, wie sie sich von Gott getragen fühlten.

Kurze Zeit später wurde Cornelia erneut schwanger und gebar im folgenden Jahr einen gesunden Jungen. 2010 folgte ein weiterer Sohn. «Es waren unbeschwertere Schwangerschaften und gute Geburten.» Obwohl Trummers den Verlust des ersten Kindes gut verarbeiteten, hat diese Erfahrung Spuren hinterlassen. Heute freut sich Cornelia, dass ihr erstes Kind, auch wenn es die Geburt nicht erlebte, 20 Wochen leben durfte.

Nach dem Beten kam der Wendepunkt

2015 wurde Cornelia mit Zwillingen schwanger. In der zwölften Schwangerschaftswoche diagnostizierte der Arzt bei einem der Kinder eine auffällige Nackenfalte – ein Hinweis auf Trisomie 21 (oder Down-Syndrom). Und wieder kam das Thema Schwangerschaftsabbruch zur Sprache. Eine Abtreibung schlossen Cornelia und Matthias erneut aus. «Es ist unser Grundsatz, dass wir das Leben nicht geben und es auch nicht nehmen wollen. Wir glauben an einen Schöpfer, der jedes Leben in dieser Welt schafft und zu jedem Leben ein Ja hat.» In Gesprächen mit Fachpersonen ging es immer darum, was Cornelia wollte. «Dabei geht es doch nicht nur um mich, sondern auch um das Kind, welches die Anzahl seiner Chromosomen nicht ausgesucht hat.»

Eine Woche nach der Diagnose bekam Cornelia starke Blutungen. «Gemäss den Ärzten gab es wenig Hoffnung, dass ich die Zwillinge würde austragen können.» Nachdem die Leiter ihrer christlichen Gemeinde für sie und die ungeborenen Kinder gebetet hatten, ging es gesundheitlich plötzlich aufwärts und die Schwangerschaft verlief immer besser.

Hauptsache gesund?

Nach der Geburt der Zwillinge war für die Eltern sofort klar, dass ihre Tochter Trisomie 21 hat. Cornelia erzählt, wie sie etwas Zeit brauchte, um zu einem bedingungslosen Ja für Lisa und den Weg mit ihr zu gelangen. «Alle Eltern wünschen sich ein gesundes und kein behindertes Kind. Dieser Wunsch liegt einfach in uns drin.» Doch was ist, wenn dieser Wunsch nicht erfüllt wird und man nicht «Hauptsache gesund» sagen kann? Gibt es wirklich nichts Höheres als die Gesundheit?

«Lisa bereichert unser Leben immer wieder aufs Neue», schwärmt Cornelia von ihrer Tochter. «Sie hat eine Lebensfreude und eine Zufriedenheit, um die wir sie alle beneiden.» Das Mädchen sei von allem und jedem fasziniert – ohne Vorurteile. Cornelia ist überzeugt, dass Menschen mit geistiger Beeinträchtigung für die Welt eine Bereicherung sind. «Nein!» beantwortet Cornelia die Frage, ob Gesundheit wirklich das Wichtigste sei. «Die Hauptsache ist, geliebt zu sein!» Das sei das Wichtigste im Leben. «Geliebt sein und andere lieben können.»

21. März: Welt-Down-Syndrom-Tag

Bei Menschen mit Trisomie 21 ist das 21. Chromosom dreimal statt zweimal vorhanden. Der 21. März ist diesen Menschen gewidmet. 21 steht fürs 21 Chromosom und der dritte Monat für das dreifache Vorkommen. In einer Zeit, wo bei Verdacht auf ein Kind mit Trisomie 21 ein Schwangerschaftsabbruch fast normal ist, steht der 21. März für ein «Ja zum Leben». Dieses Ja gilt allen Menschen, denn alle sind von Gott geliebt.

Cornelia und Matthias engagieren sich für den Verein Insieme21 im Berner Oberland. «Am Welt-Down-Syndrom Tag verteilen wir jeweils 'Zuckersäckli' in Restaurants und anderen Orten.» Damit machen sie auf den Wert von Menschen mit Beeinträchtigungen aufmerksam.

«Es ist mir persönlich ein grosses Anliegen, Menschen zu erreichen, welche während der Schwangerschaft oder nach der Geburt, die Diagnose Down-Syndrom erhalten haben.» Es gilt diesen Menschen Hoffnung zu schenken, denn ein Kind mit Down-Syndrom ist eine Bereicherung und es ist ein lebenswertes Leben!

Hope21 - Willkommen und Gratulation zu Ihrem Kind

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Datum: 21.03.2022
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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