Altlast der Sowjetunion

Orthodoxer Metropolit lancierte «Tag ohne Abtreibungen»

Der russisch-orthodoxe Patriarch hat das russische Parlament aufgerufen, gegen das «furchtbare Phänomen» der Abtreibung vorzugehen. Er weiss sich dabei von evangelischen Christen unterstützt.
Patriarch Kyrill I.

In Russland werden jährlich rund eine Million Schwangerschaften abgebrochen. Die orthodoxe Kirche fordert seit langem, dass Abtreibungen nicht mehr von der Krankenkasse bezahlt werden. Im September 2016 unterschrieb Patriarch Kyrill I. eine Petition gegen die «legale Ermordung von Kindern vor der Geburt». Ende Januar rief er in einer Rede vor dem russischen Parlament die Abgeordneten auf, gegen das «furchtbare Phänomen» der Abtreibung vorzugehen. Das «zynische Prinzip» in der russischen Gesellschaft, für das eigene Wohlergehen das Leben der Nachkommen zu opfern, müsse gestoppt werden.

Ein Tag ohne Abtreibungen

Dazu schlug Kyrill Steuererleichterungen für Grossfamilien mit niedrigen Einkommen vor. Inzwischen hat ein russischer Kirchendistrikt mit einem «Tag ohne Abtreibungen» ein weiteres Zeichen gesetzt. Und das in Zusammenarbeit mit – sonst von den Orthodoxen angefeindeten – evangelikalen Christen.

Dazu ordnete der Metropolit von Jaroslawl, das im Nordosten von Moskau liegt, einen «Besinnungstag an das Morden Ungeborener» an. Er stützte sich dabei auf die vom damaligen König Herodes befohlene Tötung männlicher Babys, über die im Matthäus-Evangelium (Kapitel 2, Verse 16-17) berichtet wird. Gleichzeitig gewann er staatliche und private Kliniken sowie den Ärzteverband seiner Region an der oberen Wolga dafür, an diesem Tag keine Abtreibungen vorzunehmen.

Orthodoxer Verbündeter der evangelischen Christen

Treibende Kraft an der Seite des Metropoliten ist Bischof Veniamin Lichomanov von Rybinsk am gleichnamigen Wolga-Stausee. Dieser hatte schon 1994, als er die orthodoxe Re-Evangelisation dieses Gebiets in Angriff nahm, das Problem der Abtreibungen im Blick. Er ist auch einer der wenigen russischen Bischöfe, die keine feindselige Haltung zur evangelischen Neuevangelisierung in der ehemaligen Sowjetunion einnahm. Als 1994 die ersten US-Missionare von «Campus für Christus» eintrafen und die lokale Zeitung «Izvestija» vor ihnen warnte, schrieb Lichomanov einen Leserbrief zugunsten des Teams. Auch die Anregung für den «abtreibungsfreien» Tag ging jetzt zuerst von den Rybinsker Evangelikalen aus. Der orthodoxe Bischof griff ihren Vorschlag auf.

Gebären für die Partei

Russinnen, die 25 Abtreibungen hinter sich haben, bis sie in die Wechseljahre kommen, sind keine Seltenheit. In sowjetischer Zeit waren sie nicht verboten. Es galt aber als Mangel an Patriotismus, dem Vaterland und der Partei nicht so viele Kinder wie möglich zu gebären. Als Folge davon wurde im staatlichen Gesundheitswesen zwar abgetrieben, doch gab es dafür keine Mittel, Also weder Narkose noch örtliche Betäubung. Die Dunkelziffer der beim Abtreiben gestorbenen Frauen vor der Wende von 1991 dürfte enorm gewesen sein. Verhütungsmittel gab es so gut wie keine.

Exorbitante Abtreibungsrate

Russlands Frauen um die fünfzig haben heute im Durchschnitt acht bis zehn Abtreibungen hinter sich – sofern sie nicht gleich nach dem ersten Abbruch unfruchtbar wurden. Rund zehn Prozent der Frauen sind noch keine zwanzig Jahre alt, Tausende nicht einmal fünfzehn. Auf jede Geburt entfallen statistisch fast drei Tötungen von Ungeborenen!

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Datum: 02.02.2017
Autor: Heinz Gstrein/ Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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