Krise in Mosambik verschärft

Christen getötet, Tausende auf der Flucht

Ein Kind in einem Flüchtlingslager im Bezirk Metuge
Eine erneute Welle extremistischer Gewalt hat den Norden Mosambiks erschüttert. Mehrere Christen wurden getötet, ganze Gemeinden vertrieben und lokale Kirchenvertreter warnen, dass die humanitäre Krise in eine neue, gefährliche Phase geht.

Bischof Alberto Vera aus Nacala bestätigte gegenüber dem katholischen Hilfswerk «Aid to the Church in Need» (ACN / in der Schweiz «Kirche in Not»), dass bei den jüngsten Überfällen in der Provinz Nampula mindestens vier Christen getötet wurden – einer von ihnen wurde enthauptet –, als bewaffnete dschihadistische Gruppen ab dem 10. November durch abgelegene Distrikte zogen.

Dörfer wurden niedergebrannt, Familien flohen in die umliegenden Wälder, Häuser und Schulen liegen in Trümmern. «Es war eine Woche des Terrors und grossen Leidens», berichtete Bischof Vera. «Terror herrscht im gesamten Distrikt Memba sowie im Norden und Osten des Distrikts Eráti. Memba ist mittlerweile eine verlassene Stadt.»

128'000 geflohen, Lager überfüllt

Laut lokalen Behörden konzentrierten sich die heftigsten Angriffe zwischen dem 14. und 17. November rund um Mazula; weitere Überfälle wurden in den benachbarten Gebieten Chipene und Baixo Pinda verzeichnet.

Ersten Einschätzungen des UN-Amts für die «Koordinierung humanitärer Angelegenheiten» (OCHA) zufolge wurden Häuser und Habseligkeiten geplündert, Gebäude niedergebrannt und Zivilisten getötet, verletzt oder entführt.

Rund 128’000 Menschen flohen innerhalb einer einzigen Woche aus Dörfern entlang der Grenze zwischen Memba und Cabo Delgado. Viele suchten Schutz in überfüllten Flüchtlingslagern in Metuge und anderen sichereren Orten, so UN-Schätzungen.

Stehen dem Islamischen Staat IS nahe

Die Angriffe markieren die jüngste Eskalation eines Aufstands, der den Norden Mosambiks seit 2017 erschüttert. Mehr als 6’000 Menschen wurden seither getötet, über eine Million vertrieben. Ein Grossteil der Gewalt geht auf das Konto von Kämpfern, die dem sogenannten Islamischen Staat nahestehen.

Obwohl die jüngsten Morde in der Provinz Nampula stattfanden, konzentriert sich der Konflikt weiterhin vor allem auf Cabo Delgado, wo mehrheitlich christliche Gemeinden immer wieder ins Visier geraten.

Im vergangenen Monat forderte eine koordinierte Angriffswelle im Distrikt Chiúre mindestens 20 christliche Todesopfer; 1’300 Häuser wurden zerstört und fast 2’000 Menschen vertrieben, berichten lokale Augenzeugen und kirchliche Partner. Zwei Kirchen wurden ebenfalls niedergebrannt.

Schutzlos ausgeliefert

Bewohner berichten, die Gewalt habe sich verschärft, nachdem die Sicherheitskräfte die Dschihadisten zwar kurzzeitig konfrontiert, sich dann jedoch zurückgezogen hätten – und die Dörfer so weiteren Angriffen schutzlos ausgeliefert waren.

Kirchenvertreter berichten zudem, dass extremistische Gruppen weiterhin Frauen und Kinder entführen – eine wiederkehrende Taktik in dem mittlerweile achtjährigen Konflikt. Sie kritisieren das mangelnde Interesse der internationalen Gemeinschaft.

Auch der Austausch von Informationen wird für lokale Christen zunehmend eingeschränkt: Laut Menschenrechtsorganisationen haben die Behörden Fotoaufnahmen untersagt und Pressebesuche in den betroffenen Distrikten stark eingeschränkt. Dadurch wird über viele Angriffe nicht berichtet und Überlebende erhalten kaum Unterstützung.

Auf Rang 37 des Weltverfolgungsindex

Open Doors, das Mosambik auf Platz 37 des Weltverfolgungsindex 2025 führt, warnt, dass Christen weiterhin gezielt attackiert werden. Mehr als 100 Kirchen wurden dieses Jahr angegriffen oder mussten schliessen; mindestens 56 Christen wurden aufgrund ihres Glaubens getötet.

In seinem Appell an die weltweite Kirche rief Bischof Vera dazu auf, der Opfer zu gedenken und die Vertriebenen zu unterstützen. «Betet viel für uns, denn diese Realität ist unbegreiflich und unerträglich.»

Und weiter: «Wir bitten Gott um Hilfe und Frieden. Und wir bitten die mosambikanische Regierung um die notwendigen Mittel, um die Terroristen nicht nur militärisch zu bekämpfen, sondern auch durch Dialog und internationale Unterstützung.»

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Datum: 02.12.2025
Autor: Obianuju Mbah / Daniel Gerber
Quelle: Christian Today / Übersetzung: Livenet

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