Insgesamt 40 Jahre Haft für fünf Christen
Die fünf Verurteilten – Hessamuddin Mohammad Junaidi, Abolfazl Ahmadzadeh-Khajani, Morteza Faghanpour-Saasi sowie zwei nicht namentlich genannte Personen – waren im Juni 2024 in ihren Wohnungen und an ihren Arbeitsplätzen in den Städten Varamin und Pishva nahe Teheran festgenommen worden.
Im Juli wurden sie vom Revolutionsgericht in Varamin jeweils zu siebeneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie «Propagandatätigkeit entgegen islamischem Recht aufgrund von Verbindungen ins Ausland» betrieben hätten. Zusätzlich erhielten sie jeweils sieben Monate Haft wegen «Propaganda gegen das System».
Druck, das Christentum zu verlassen
Das Berufungsgericht in Teheran, der Hauptstadt des Iran, bestätigte die Urteile nun, wie die in London ansässige Organisation «Article 18» berichtet. Den Angeklagten sei Druck gemacht worden, schriftlich ihrem Glauben abzuschwören, um auf mildere Urteile hoffen zu können. Verurteilt wurden sie unter anderem wegen der Teilnahme an christlichen Schulungen in der Türkei und Online-Gottesdiensten.
Besonders schwer betroffen ist Faghanpour-Saasi, der während seiner Untersuchungshaft offenbar körperlich gefoltert wurde. Zudem erhielt er weitere 17 Monate Haft, weil er in sozialen Medien Irans Obersten Führer, Ayatollah Ali Khamenei, beleidigt haben soll.
Vorwurf: Beleidigung islamischer Heiligtümer
«Alle fünf Christen müssen sich kommende Woche vor einem Zivilgericht in einem weiteren Verfahren verantworten. Vorgeworfen wird ihnen, islamische Heiligtümer beleidigt zu haben – weil sie bei einer Zoom-Sitzung anwesend waren, in der ein im Ausland lebender christlicher Leiter angeblich islamkritische Äusserungen gemacht habe», so Article 18.
Die Anklagen gegen Faghanpour-Saasi umfassen auch den angeblich «illegalen Vertrieb christlicher Bücher» sowie die Teilnahme an Online-Gottesdiensten und Kursen. Weiter berichten Quellen gegenüber Article 18, dass er während seiner 20-tägigen Haft im berüchtigten Trakt 209 des Teheraner Evin-Gefängnisses im Jahr 2024 gefoltert worden sei.
Rang 9 auf Weltverfolgungsindex
Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors belegt der Iran Platz neun unter den Ländern mit der stärksten Christenverfolgung. Zwar erkennt die Islamische Republik einige historische christliche Gemeinschaften wie Armenier und Assyrer offiziell an, doch werden sie häufig wie Bürger zweiter Klasse behandelt und durch diskriminierende Gesetze eingeschränkt. So ist es ihnen untersagt, das Evangelium in persischer Sprache zu verkünden.
Die grosse Mehrheit der Christen im Land sind Konvertiten aus dem Islam – sie sind den schwersten Übergriffen auf ihre Religionsfreiheit ausgesetzt. Der Staat betrachtet sie als Abtrünnige und Bedrohung für die Kontrolle der Regierung. Zahlreiche Leiter christlicher Gemeinden wurden bereits festgenommen und wegen «Gefährdung der nationalen Sicherheit» verurteilt.
Christen als Mossad-Agenten dargestellt
Im August beschuldigte das iranische Geheimdienstministerium 53 in den vergangenen Wochen festgenommene Christen der Spionage. In den staatlichen Medien wurde ein Video ausgestrahlt, das Inhaftierte, Bibeln und andere christliche Materialien zeigte, die angeblich ins Land geschmuggelt worden seien.
«Die eindeutige Botschaft dahinter lautet: Alle evangelischen Christen seien Komplizen des [israelischen Geheimdienstes] Mossad», sagte Mansour Borji, Direktor von Article 18.
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Datum: 07.10.2025
Autor:
Christian Post / Daniel Gerber
Quelle:
Christian Post / Übersetzung: Livenet