Lifestyle Ermutigung

Warum wir Menschen wie Barnabas in unseren Gemeinden brauchen

Er ist eine der eher unscheinbaren Personen im Neuen Testament: Barnabas. Dabei begegnet er uns an vielen entscheidenden Stellen in der Apostelgeschichte. Fast immer, wenn die junge Kirche nicht mehr weiterwusste, kam Barnabas und hat mit seiner ermutigenden Art geholfen. Diese Ermutigungen waren keine Zufälle – es war sein Lebensstil.
Ein Mann hält eine Ansprache, welche ermutigt.
Gegenseite Ermutigung in einer Freundschaft ist wichtig.

Medien definieren sich darüber, dass «nur schlechte Nachrichten gute Nachrichten» sind, Christen haben sich dagegen die «gute Nachricht» auf die Fahne geschrieben. In der Praxis kritisieren sie jedoch nicht seltener als andere Menschen. Doch Tatsache ist, dass wenig so motivierend und aufbauend ist wie Ermutigung. Also kein plattes: «Du schaffst das schon!», sondern echte Ermutigung.

Diese Eigenschaft kommt an vielen Stellen der Bibel zur Sprache. Nicht zuletzt bei Jesus selbst (Livenet berichtete erst kürzlich darüber). Doch eine Person steht in besonderer Weise für diesen Lifestyle: Josef aus Zypern. Seine Umgebung gab ihm deswegen sogar den Beinamen «Sohn des Trostes», also Barnabas. Es ist relativ wenig von ihm bekannt. Er profiliert sich weder als Evangelist oder Prediger noch als visionärer Leiter. Aber hinterlässt eine Spur der Ermutigung – und damit einen Ideen-Pool für heute: So kann sich Ermutigung immer noch ausdrücken.

Ermutigung äussert sich finanziell

Die erste Gelegenheit, bei der Barnabas vorgestellt wird, ist gleich eine besondere Notlage. Denn nach dem fulminanten Start der Gemeinde in Jerusalem – Tausende sind zum Glauben gekommen und die ersten Christen bestimmen das Stadtbild – landet sie sehr schnell auf dem Boden der Tatsachen. Es sind einfach zu viele Witwen, Waisen und Hilfsbedürftige dabei. Und sie haben sich mit ihrem neuen Glauben gerade aus dem Unterstützungssystem der Synagogen herauskatapultiert. In dieser Situation begegnet uns Barnabas: «Josef aber, der von den Aposteln den Beinamen Barnabas erhalten hatte (das heisst übersetzt: 'Sohn des Trostes'), ein Levit, aus Zypern gebürtig, besass einen Acker und verkaufte ihn, brachte das Geld und legte es den Aposteln zu Füssen» (Apostelgeschichte, Kapitel 4, Verse 36–37).

Natürlich hätte Barnabas in dieser angespannten Lage Hausbesuche machen können, er hätte mit den Betroffenen beten und sie segnen können. Aber Barnabas ist ein Ermutiger. Also tut er das, was ermutigt. Er gibt. Und er lässt sich das etwas kosten.

Ermutigung investiert in Menschen

Das nächste Mal begegnet uns Barnabas im Zusammenhang mit einer – jedenfalls damals – äusserst zwielichtigen Gestalt. Die Rede ist von Paulus. Als Saulus hat dieser Christen gejagt und hinrichten lassen. Jetzt ist er Jesus selbst begegnet und umgekehrt. Das Problem: Fast niemand weiss davon. Und mitten in die Überlegungen hinein, ob diesem Menschen zu trauen ist oder er nur eine Möglichkeit sucht, die Gemeinde zu unterwandern, stellt sich Barnabas neben ihn: «Als nun Saulus nach Jerusalem kam, versuchte er, sich den Jüngern anzuschliessen; aber sie fürchteten ihn alle, weil sie nicht glaubten, dass er ein Jünger sei. Barnabas aber nahm ihn auf, führte ihn zu den Aposteln und erzählte ihnen, wie er auf dem Weg den Herrn gesehen und dass dieser zu ihm geredet habe, und wie er in Damaskus freimütig in dem Namen Jesu verkündigt habe» (Apostelgeschichte, Kapitel 4, Verse 26–27).

Ist es nicht Ermutigung genug, jemanden wie Paulus anzusprechen: «Warte ein wenig und gib ihnen Zeit. Sie werden sich schon noch auf dich einlassen»? Solch ein Verhalten ist vor allem risikoloser, denn man macht sich selbst nicht angreifbar. Kein Wunder, dass Barnabas anders handelt. Er will wirklich ermutigen – und er tut es. Und dafür wirft er auch seine Reputation in die Waagschale.

Ermutigung blickt über den eigenen Tellerrand

In der Aufbruchsphase der jungen Gemeinde kommen von überallher Nachrichten: Hier erzählt jemand Unsinn. Dort soll einer geheilt worden sein. Da ist gerade eine Gemeinde gegründet worden. – Und vieles davon muss irgendwie geprüft werden. Zum Beispiel die Info, dass es in Antiochien jetzt eine neue Gemeinde gibt, in der auch Heiden zum Glauben kommen. Barnabas ist vertrauenswürdig und hat Überblick, also wird er in die Grossstadt geschickt. Und er tut das, was er am besten kann: Er ermutigt. «Es kam aber die Kunde von ihnen zu den Ohren der Gemeinde in Jerusalem, und sie sandten Barnabas, dass er hingehe nach Antiochia. Und als er ankam und die Gnade Gottes sah, freute er sich und ermahnte alle, mit festem Herzen bei dem Herrn zu bleiben; denn er war ein guter Mann und voll Heiligen Geistes und Glaubens; und es wurde dem Herrn eine beträchtliche Menge hinzugetan» (Apostelgeschichte, Kapitel 11, Verse 22–24).

Antiochia ist ein völlig anderes Pflaster als das provinzielle Jerusalem. Doch Barnabas lässt sich davon nicht irritieren. Er akzeptiert kulturelle Unterschiede und sieht, dass Gott in dieser Gegend eben anders wirkt. Das unterstützt er. Und darin ermutigt er die neue Gemeinde. Tatsächlich tut er dies so effektiv, dass die Gläubigen «in Antiochia … zuerst Christen genannt» werden (Vers 26). Ausserdem ermutigt er die Gemeinde durch seine Mitarbeit und die des Paulus, den er kurzerhand dazu einlädt.

Ermutigung fördert andere

Während seiner Mitarbeit in Antiochien denkt Barnabas an Paulus. Er erinnert sich an dessen Potenzial und lädt ihn zur Mitarbeit ein. Ein Jahr lang predigen und leben die beiden dort zusammen mit anderen das Evangelium. Dann kommt die Gemeinde zusammen und tut etwas Seltenes: Sie schickt ihre besten Leute weg in die Mission. Während der ganzen Zeit – erst in Antiochien, dann auf den Missionsreisen – werden Barnabas und Paulus als ein gutes Team vorgestellt. Doch schon bald nach dem Start ändert sich ihr Verhältnis. Vor der ersten Reise heisst es noch: «Sondert mir Barnabas und Saulus aus zu dem Werk, zu dem ich sie berufen habe!» (Apostelgeschichte, Kapitel 13, Vers 2). Doch kurze Zeit später ist die Reihenfolge anders: «Paulus und Barnabas» (Vers 43). Das wird sich auch nicht mehr ändern.

Barnabas' Ermutigung von Paulus geht also so weit, dass er diesen jungen Mann fördert, fordert und dann lächelnd an sich vorbeiziehen lässt.

Ermutigung gibt eine zweite Chance

Gerade die letzte Begebenheit könnte einen dazu verleiten, andächtig zu seufzen und «ja, damals!» zu denken, weil sie so uneingeschränkt positiv ist. Doch die Bibel ist kein Märchenbuch, wo man am Schluss bis an sein Lebensende in Glück und Zufriedenheit lebt. Und so schreibt Lukas in der Apostelgeschichte auch von einem heftigen Zusammenstoss zwischen Barnabas und Paulus. So wie früher Paulus nimmt Barnabas seinen Neffen Johannes Markus mit auf die erste Missionsreise (Apostelgeschichte, Kapitel 13, Vers 5). Doch diese Zusammenarbeit findet ein baldiges Ende: «Johannes trennte sich jedoch von ihnen und kehrte nach Jerusalem zurück» (Apostelgeschichte, Kapitel 13, Vers 13). Gründe werden keine genannt – es ist eben so.

Beim Aufbruch zur nächsten Reise fragt Barnabas seinen Neffen selbstverständlich wieder an. Paulus ist entsetzt: «Er hat einmal versagt – er wird wieder versagen.» Barnabas – ganz Seelsorger und Ermutiger – meint: «Wenn wir ihn ermutigen, wird er es lernen.» Die beiden können sich nicht einigen und trennen sich im Streit. Das passiert also auch «Vorzeigechristen». Von jetzt an gehen sie getrennte Wege: «Deshalb entstand eine heftige Auseinandersetzung, sodass sie sich voneinander trennten; und Barnabas nahm Markus zu sich und fuhr mit dem Schiff nach Zypern. Paulus aber wählte sich Silas und zog aus, von den Brüdern der Gnade Gottes anbefohlen» (Apostelgeschichte, Kapitel 15, Verse 39–40).

Die Bibel erklärt hier nichts. Sie gibt auch keinem der beiden die Schuld. Allerdings lässt sie das Ganze auch nicht einfach offen. Denn Barnabas tut offensichtlich wieder einmal das, was er am besten kann: ermutigen. Er ist mit Johannes Markus unterwegs, gibt ihm eine zweite Chance und baut ihn wieder auf. Interessanterweise erkennt Paulus dies Jahre später an. Als er im Gefängnis sitzt und von den meisten Menschen verlassen ist, bittet er Timotheus per Brief: «Nimm Markus zu dir und bringe ihn mit; denn er ist mir sehr nützlich zum Dienst» (2. Timotheus, Kapitel 4, Vers 11).

Ermutigung als Lebensstil

Sicher ist es gut, wenn man immer mal wieder andere Menschen ermutigt. Aber eine wirkliche Dynamik entfaltet sich, wenn Ermutigung zum Lifestyle wird und unseren Alltag durchdringt. Wir stehen damit nicht unbedingt im Rampenlicht oder hinter der Kanzel. Aber wir helfen mit, dass andere ihr Ziel erreichen und nicht aufgeben. Wir brauchen noch viele Barnabasse – Söhne und Töchter des Trostes.

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Datum: 06.02.2020
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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