Keineswegs nur Begleiter

Ein Evangelist mit besonderem Profil

Es genügt nicht, das Evangelium zu predigen, es muss gelebt werden. Wie sich das ausdrücken kann, ist an Barnabas zu sehen.
Sankt-Barnabas-Kirche in Queen Camel, Somerset (Grossbritannien)

Barnabas war ein Levit aus Zypern, der im Pfingstgeschehen oder kurz danach zum Glauben an Jesus gekommen war. Ursprünglich hiess er Josef. Er muss eine sehr aufstellende Art gehabt haben, denn schon in Apostelgeschichte, Kapitel 4, Vers 36 wird er von den Aposteln «Sohn des Trostes» (Barnabas) genannt. In der Urgemeinde in Jerusalem fiel er damit auf, dass er seinen Acker verkaufte und den Erlös den Aposteln für notleidende Gemeindeglieder vor die Füsse legte. 1. Korinther, Kapitel 9, Vers 6 macht deutlich, dass er sich seinen Lebensunterhalt, wie Paulus, selbst verdiente.

Als Paulus nach seiner Bekehrung nach Jerusalem kam und Anschluss an die Gemeinde suchte, wichen ihm aus Angst alle aus. Barnabas aber nahm Paulus auf und führte ihn zu den Aposteln (Apostelgeschichte, Kapitel 9, Verse 26-27). Er muss in der Urgemeinde ein wichtiger, missionarischer Mann gewesen sein. Nur so lässt es sich erklären, dass sie ihn nach Antiochien sandte, nachdem sie vernommen hatte, dass dort viele Menschen zum Glauben an Jesus gekommen waren. Barnabas wird dort so beschrieben: «Als dieser dorthin gekommen war und die Gnade Gottes sah, wurde er froh und ermahnte sie alle, mit festem Herzen beim Herrn zu bleiben; denn er war ein bewährter Mann, erfüllt mit dem Heiligen Geist und Glauben. Und eine grosse Zahl wurde für den Herrn gewonnen» (Apostelgeschichte, Kapitel 11, Verse 23-24). Die Aufgabe in Antiochien war umfangreich und Barnabas hatte die Grösse, sich Hilfe zu holen. Er suchte Paulus in Tarsus und brachte ihn zurück nach Antiochien, wo sie ein Jahr lang Menschen zum Glauben führten und darin aufbauten, bis beide durch den Heiligen Geist (Apostelgeschichte, Kapitel 13, Vers 2) zum Missionsdienst berufen wurden und gemeinsam zur ersten Missionsreise aufbrachen.

Sohn des Trostes

Die Apostelgeschichte macht deutlich, dass Paulus das Wort führte, Barnabas aber keineswegs nur als Begleiter wahrgenommen wurde. In Lystra glaubte man nach einer Wunderheilung, die beiden seien Götter und man wollte ihnen opfern. Barnabas wurde für Zeus gehalten, Paulus für den Götterboten Hermes. Das zeigt, dass Barnabas für das Publikum ebenso wichtig gewesen ist wie Paulus. Es scheint ganz so, dass Paulus als Herold der guten Botschaft auftrat und der «Sohn des Trostes» die Liebe Jesu durch Begleitung und Ermutigung sichtbar gemacht hat. In Lystra jedenfalls wurde er eher als übergeordnet wahrgenommen. Die beiden vereitelten die Opferung und zogen weiter. Ihre Tätigkeit wird so zusammengefasst: «Sie stärkten die Jünger und ermahnten sie, im Glauben zu bleiben, und sagten: 'Wir müssen durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen.' Und sie setzten in jeder Gemeinde Älteste ein, beteten und fasteten und befahlen sie dem Herrn, an den sie gläubig geworden waren.»

Ein Herz für Versager

Evangelisation mit Profil braucht Rufer und sie braucht in gleichem Masse auch Hirten, Ermutiger, Söhne und Töchter des Trostes, die nichts schönreden, aber inmitten der Bedrängnis die Kraft Gottes aufleben lassen.

Barnabas hatte ein Herz für «Versager» und gerade daran zerbrach seine Zusammenarbeit mit Paulus. Johannes Markus wurde es auf der ersten Missionsreise zu viel und er fuhr nach Jerusalem zurück. Barnabas wollte ihn dennoch auf die zweite Missionsreise mitnehmen, was für Paulus nicht in Frage kam. Für Barnabas stand aber auch ausser Frage, seinen Neffen zurückzulassen. Er hat in seinem Urteil über Johannes Markus recht behalten. Wir finden ihn später als geschätzten Mitarbeiter des Petrus, der für ihn das Evangelium niederschrieb und von ihm in 1. Petrus, Kapitel 5, Vers 23 als «mein Sohn Markus» bezeichnet wird. Auch Paulus änderte schliesslich sein Urteil über ihn und empfiehlt ihn den Kolossern (Kolosser, Kapitel 4, Vers 10).

Barnabas war kein Publikumsstar, aber ein Evangelist mit Profil. Er ist ein Beispiel dafür, dass auch du und ich mit den Gaben, die uns gegeben sind, Evangelisten sein können. Es genügt nicht, das Evangelium zu predigen, es muss auch gelebt werden – denn nur das überzeugt.

Datum: 07.10.2013
Autor: Andreas Reich
Quelle: Magazin wort+wärch, Ausgabe Juni 2013

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