Gaza: Hoffnung für die Dschihad-Generation

Das Leben in Gaza ist schwer geworden. Palästinensische Gruppen kämpfen mit Israel und auch gegeneinander. Familienclans machen sich das Leben schwer. Trotzdem ist Hoffnung zu finden. Der erste Bericht unseres Reporters aus Gaza: Die ...
Kinder lenken einen Eselkarren.
Eselwagen – Antike und Gegenwart rollen auf der gleichen Strasse.
Marktszene in einer Stadt im Gazastreifen.
Andrang vor einem „Bancomaten“.
Barbecue im Gazastreifen.

Die ausgefransten Banner von Hamas und Fatah flattern im Wind wie ein tristes Spalier an den Strassen. Die verwetterten, grünen Stoffe werben für die Hamas, die verblassten, gelben für Fatah. Im staubigen Küstenstreifen gibt es wenig zu hoffen. Der Lebensstandard ist zwar höher als in mancher nahöstlichen Stadt: Satellitenschüsseln bringen die Welt in viele Stuben in Gaza. Die Handydichte ist hoch, viele haben gar welche, mit denen man fotografieren kann. Elektrizität ist genauso vorhanden wie sauberes, fliessendes Wasser.

Aber die jahrelangen Gefechte mit Israel haben das Volk zermürbt. Auch der Streit unter bewaffneten palästinensischen Gruppen endet schon mal blutig. Letzte Woche zum Beispiel. Nach israelischen Luftangriffen starben in verschiedenen Ortschaften Mitglieder des Islamischen Dschihad und der Al-Aksa-Brigaden. Tags darauf eine Beerdigung. Mitglieder einer anderen bewaffneten Gruppe wollten an einem Grab trauern. Das passte den Betroffenen nicht. Die Auseinandersetzung endete in einer Schiesserei – ein Toter, mehrere Verletzte.

„Schade, die Schule ist aus ... “

Einer, der hoffen lässt, ist T*, einer der wenigen Ausländer, die im Gazastreifen verblieben sind. T. arbeitet in Gaza in einer Schule. „Die Schüler stammen aus armen Gebieten der Stadt. Bevor wir sie aufnahmen, besuchten wir alle Familien. Wir kannten sie bereits von der Hilfe, die wir von der Kirche brachten.“ Damit Leute im Ausland diese Kinder unterstützen, fotografierte sie T. „Es war fast unmöglich, ihnen ein Lächeln zu entlocken. Sie schauten depressiv. Ein typisches Kind hier hat wenig Hoffnung, wenig Grund zur Freude.“

Bei seinen Schülern habe sich das geändert. „Normalerweise sind die Kinder froh, wenn ein Schuljahr vorbei ist und es endlich Ferien gibt. Diese Kinder aber waren traurig und verabschiedeten sich verhalten von den Lehrern.“

Wertvolle Gaza-Kids

„Wir machen den Kindern Mut. Sie leben in einer liebenden Atmosphäre. Wir sagen ihnen, dass sie wertvoll sind. Dass sie Hoffnung und Zukunft haben – und dass Gott sie liebt. Ausserhalb fehlt ihnen das.“ T. sagt, dass sich dadurch Familien verändern. „Ein Vater nahm sein Kind aus der normalen Schule. Er sah, dass es dort nichts lernt. Darum schickte er es auf die Strasse, um Dinge zu verkaufen. Heute geht es in unsere Schule und die Eltern freuen sich, dass sich das Kind bilden kann.“ Einmal die Woche hören die Kinder auch eine biblische Geschichte.

Die regierende Hamas schaue man mit den Augen von Jesus an, äussert T. „Diese Menschen wissen, dass wir Christen sind. Ihre Herzen brauchen Jesus. Und durch die Hamas erreichen wir die Armen. Wir lieben sie, trinken Kaffee zusammen. Kümmerte sich Jesus um Labels? Sie haben wenig Hoffnung und Hilfe von aussen. Wir teilen mit ihnen seine Liebe.“

Hoffnung für Dschihad-Generation

Wenn man ein sechsjähriges Kind hat, kann man es, so T., dorthin schicken, wo es Hass lernt. „Mit 15 ist es dann militant. Bringt man es in eine liebende und ermutigende Schule, wird es ein produktives Mitglied der palästinensischen Gesellschaft. Sein Herz ist anders. Wir investieren in diese Kinder. Das ändert die Zukunft.“ T’s Schule wird von 100 Kindern besucht. „Ein kleiner Prozentsatz. Aber die Familien sind gross. Eltern, Onkel, Cousin werden beeinflusst. Wir wollen, dass mit der Zeit jedes Kind so aufwachsen kann – und nicht antichristlich, antijüdisch und antiwestlich.“

Die Bibel spreche von Liebe, unterstreicht T. „Ein Glas kaltes Wasser für Bedürftige. Etwas zu essen geben. Gefangene besuchen. Die Bibel zeigt vieles. Nicht reden, sondern handeln. Ich wurde Christ und erlebte eine Liebe, die ich nicht gekannt hatte. Ich wusste, dass sie nicht nur für mich ist. Sie ist ein Ruf. Jesus liebt die Menschen hier. Wie sollen die Menschen davon hören? Es ist nicht fair, dass im Westen in Kirchen und in den Medien davon zu hören ist, Bibeln erhältlich sind, und hier erfährt man fast nichts. Wenn eine Stadt 1000 Ärzte hat und die andere keinen, gehe ich in diese Stadt, die keinen hat. Ähnlich ist es mit dem Glauben und Gaza.“

* = Zur Sicherheit veröffentlichen wir die Namen von T. und der Schule nicht.

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Autor: Daniel Gerber, Fotos: Irene Gerber

Datum: 23.08.2006
Quelle: Livenet.ch

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