«Ich bin adoptiert»
«Mich hätte es nie geben dürfen.» Dieser vernichtende Satz haftet zeitlebens an Bruno Keller, 44. Denn er stammt von zwei «Clans» aus Italien ab. Die Familienverhältnisse sind von Anfang an sehr verworren – seine Eltern hätten sich nie begegnen dürfen. Und so wird Bruno, kaum auf der Welt, von seiner eigenen Familie verstossen, abgeschoben: «Ich wurde amtlich als Waisenkind abgestempelt.»
Quälende Fragen
Als 2-Jähriger adoptiert ihn die Familie Keller in der Schweiz. Aber die Ungewissheit und Unsicherheit über seine Herkunft holen ihn als jungen Erwachsenen ein: «Ich hatte Angst, all den Anforderungen nicht mehr gerecht zu werden und stürzte in eine tiefe Identitätskrise. Mir fehlte schlichtweg ein Teil meiner eigenen Geschichte.»
Obwohl Bruno bei seiner Adoptiv-Familie herzlich aufgenommen wird, bringt ihn die Angst vor der eigenen Vergangenheit fast zur Verzweiflung. Bruno versucht sich gar das Leben zu nehmen und gleitet in eine Depression hinein. So beschliesst er von Zuhause auszureissen und vor seiner eigenen Geschichte zu fliehen. Er ist knapp 19-jährig und macht sich zunächst in Griechenland, dann in Norddeutschland auf die Suche nach sich selbst.
Nachhause gefunden
Doch die Erinnerungen an die Wertschätzung und Geborgenheit in seinem Zuhause führen Bruno, ermutigt durch gute Freunde, zurück in die Schweiz. Die Gründung seiner eigenen Familie gibt ihm Kraft und Vertrauen, das Leben nicht an den Nagel zu hängen.
Auch der Glaube, den ihm seine Adoptiv-Familie vorgelebt hat, schenkt ihm Kraft, Zuversicht und Gelassenheit: «Ich redete mit Gott über meine Situation sagte ihm, wenn er mir Klarheit bezüglich meiner Herkunft schenken wolle, dann würde mich das freuen. Wenn nicht, sei das auch in Ordnung.»
Familientreffen
Zehn Jahre später lernt der dreifache Familienvater durch eine Begegnung mit einer alten Frau seine leibliche Mutter kennen. Bruno Keller erinnert sich: «Das löste einiges aus in mir, und unsere Treffen verliefen nicht ganz unproblematisch. Aber im tiefsten Inneren spürte ich, dass mich diese Frau während nahezu dreissig Jahren gesucht und vermisst hat. Dies zu wissen, war heilsam.»
Es stellt sich heraus, dass beide Eltern und deren Familien in der näheren Umgebung wohnen. Die Begegnungen mit seiner Herkunftsfamilie hilft Bruno, ein prägendes Kapitel seines Lebens zu verarbeiten. Heute mit sich und seiner Situation versöhnt, sagt er rückblickend: «Ich war unerwünscht – und doch bin ich geliebt.»
Redaktionelle Bearbeitung: Manuela Herzog
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Datum: 02.04.2012
Autor: Tobias Grimm
Quelle: Jesus.ch / Antenne / ERF Medien