Rahel und Joel Keller

Als Familie in der Communität Don Camillo

Ehepaar Keller in der Communität Don Camillo
Viele träumen davon, Leben und Glaube in einer Gemeinschaft zu teilen, scheuen sich dann aber doch vor den damit verbundenen Anstrengungen. Familie Keller hat den Schritt gewagt und zog nach Montmirail in die Communität Don Camillo.

In Berlin, Bern und in Montmirail schliessen sich Menschen der Communität Don Camillo an, um den Glauben gemeinsam zu entdecken und zu leben. Teil davon sind auch Rahel (37) und Joel (41) Keller mit ihren drei Söhnen. Nach wenigen Monaten in der Communität hält Joel fest: «Hier zu sein, hilft mir in meinen Leben als Christ sehr.»

Eine Familie orientiert sich neu

Als Joel als reformierter Pfarrer seine Stelle in Egerkingen (SO) antrat, war er gerade eine Beziehung mit Rahel eingegangen. «Dann haben wir geheiratet und kriegten Kinder.» Vor zwei Jahren merkten sie, dass ein nächster Schritt dran ist. Ein Schritt, den sie gemeinsam planen und gehen wollten. Im Prozess der Suche kam auch Don Camillo zur Sprache.

«Vor langer Zeit machte ich Zivildienst in Montmirail und bemerkte die guten Angebote für Familienferien. Damals nahm ich mir vor, einmal mit meiner eigenen Familie hier Ferien zu machen.» Jahre später hatte er eine Familie und setzte die Idee um. So wurde Familie Keller mit dem Ort vertraut. Teil der Communität zu werden, war ein grosser Entscheid. Beispielsweise würden ihre Kinder eine französische Schule besuchen – solche Dinge entscheidet man nicht leichtfertig.

Einzug in Montmirail

Bei der Frage um die Zukunft ging es nicht primär um den Job, sondern um die Bereitschaft, sich als Familie der Gemeinschaft anzuschliessen. «Wie unsere Arbeit genau aussieht, wurde erst nach dem Entscheid, Teil der Gemeinschaft zu werden, geklärt.» Vor der Familiengründung hatte Rahel als Sozialpädagogin in einem Kinderheim gearbeitet und hatte bereits da den Wunsch nach Gemeinschaft in sich.

Immer klarer erkannten Kellers ihren Weg ins gemeinschaftliche Leben und zogen im August 2023 ein. «Wir haben viel Freiraum und unsere eigene Wohnung», erklärt Rahel die Lebensform hier. Die verschiedenen Lebensstile der Bewohner haben Platz, sei es im Einzelhaushalt, einer WG, als Paar oder Familie. «Natürlich wäre es toll, wenn weitere Familien mit kleinen Kindern dazustossen würden.»

«Gemeinsam haben wir täglich drei Gebetszeiten, obwohl nicht alle immer dabei sein können.» Es gibt interne Hauskreise und am Sonntag einen Gottesdienst. «Die Gottesdienste sind öffentlich, Don Camillo ist offiziell Teil der reformierten Kirche.»

Wert und Preis von Gemeinschaft

«In Gesprächen stelle ich immer wieder fest, wie viele Leute eine Gemeinschaft vermissen.» Um die individuelle Freiheit nicht einschränken zu müssen, werde dann aber auf konkrete Schritte verzichtet. «Am Ende ist man auf sich selbst gestellt und das macht einsam.» Doch auch Gemeinschaft hat ihre Schattenseite. «Ich bin sicher, dass wir immer wieder einen Preis für die Gemeinschaft zahlen müssen. Wir wollen dem aber eine Chance geben.»

«Es gibt viele Formen von Gemeinschaft. Auf jeden Fall braucht es eine verbindliche Zusage zueinander und die Bereitschaft, sich der Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen.» Weiter betont Joel ihr gemeinsames Ziel. «Wir wollen den christlichen Glauben gemeinsam entdecken, leben und mit anderen Menschen teilen.» Als Gästehaus kann Montmirail Gottesdienste oder Seminare anbieten. «Wir haben ein grosses Netzwerk und eine Plattform, um andere an dem teilhaben zu lassen, was uns bewegt.»

Das Leben bei Don Camillo

«Wir haben eine stark demokratische Leitungsstruktur. Natürlich gibt es Strukturen und Verantwortlichkeiten, grundsätzlich kann aber jeder mitreden.» Mehrmals jährlich gibt es gemeinsame Wochenenden. Manchmal nur für die Gemeinschaft in Montmirail, zuweilen auch mit anderen Standorten. Da gibt es nebst Organisatorischem auch Raum für Gemeinschaft und Bibelbetrachtungen.

Das Einkommen wird geteilt. «Zuerst kommt alles in einen gemeinsamen Topf, dann wird jedem ausgeteilt, was er braucht.» Das erfordert Vertrauen, aber auch Grosszügigkeit, einander etwas zu gönnen. «Dies geschieht auf der Basis, sich für einen bescheidenen Lebensstil entschieden zu haben.» Unvorhergesehene, grössere Kosten werden von der Gemeinschaft mitgetragen und ausserordentliche Anschaffungen ausgehandelt. Ersparnisse und Besitztümer bleiben im Privatbesitz.

Arbeiten in Montmirail

Rahel und Joel arbeiten beide in Montmirail und teilen sich ihr Pensum. Rahel arbeitet 40 Prozent an der Reception. «Somit bin ich 40 Prozent Hausmann. Das ist eine neue Erfahrung.» Joel ist zu 60 Prozent angestellt, einerseits für Unterhalts- und Abwartsarbeiten, andererseits als Pfarrer.

«Wir haben öfters Volontäre, die eine Auszeit machen, dazu kommen Zivildienstleistende und Personen, die einfach eine Zeitlang bei uns mitleben wollen. Solchen Menschen können wir mit unseren Tagesstrukruten, den vielfältigen Arbeiten und der Gemeinschaft einen guten Rahmen bieten.» Diese Form von Gastfreundschaft und Begleitung liegt auch Rahel sehr am Herzen.

Spiritualität und Gemeinschaft

«Seit ich in dieser Gemeinschaft bin, lebe ich auf.» Joel stellt fest, dass er mehr persönliches Glaubenswachstum in der Gemeinschaft erfährt, wo alle gemeinsam danach streben. «Es ist nicht so, dass ich hier irgendetwas anderes oder mehr tun würde als vorher. Es liegt an der ansteckenden und inspirierenden Gemeinschaft.» Die Atmosphäre ist für viele Leute eine Bereicherung. «Unsere Gemeinschaft, unser Gebetsleben und unser Sein hat eine Ausstrahlung. Sie ist nicht Selbstzweck, sondern wir lassen andere Christen teilhaben.»

Zu den Webseiten:
Communität Don Camillo
Gemeinschaftstag für Kommunitäten und Gemeinschaftshäuser
Fachstelle Gemeinschaft

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Datum: 03.01.2024
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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