Talk mit Peter Schneeberger

«'Fenster zum Sonntag' muss offen bleiben»

Peter Schneeberger
Er sucht nicht den Konflikt, geht ihm aber auch nicht aus dem Weg: Der Vorsitzende des Freikirchenverbandes findet klare Worte, wenn es darum geht, die religiöse Freiheit zu verteidigen.

Es ist Sommer, und frische Luft tut immer gut. Darum braucht es offene Fenster, auch «zum Sonntag». «Diese Sendung spiegelt Überzeugungen eines grossen Teils der Bevölkerung wider und es ist intolerant, ihre Schliessung zu verlangen», stellt Peter Schneeberger im Gespräch mit Livenet-Chefredakteur Florian Wüthrich fest. Er bezieht sich auf eine aktuelle europäische Studie, die zeigt, dass ein linkslastiges Publikum andere Meinungen viel weniger zulässt als die vielgeschmähten «Konservativen» – «komisch für die liberale Schweiz», findet er.

Raus aus der Sektenecke

Schneeberger erklärt die Aufgabe des Freikirchen-Dachverbands: «Wir wollen den Boden schaffen, auf dem die einzelnen Verbände das Evangelium gut kommunizieren können. Wir schaffen ein Klima, dass Freikirchen aus der Sektenecke rauskommen. Schliesslich sind wir Weltkirchen wie die reformierte Kirche auch. Die Mennoniten sind 500 Jahre alt, die Pfingstler die grösste christliche Gruppe der Welt. Wir sind bibelgebunden, aber modern und offen.»

Anecken ja, aber aus den richtigen Gründen

Schneeberger wendet sich gegen ein übertriebenes Harmoniebedürfnis bei Christen, das alle Ecken und Kanten der biblischen Botschaft – die durchaus vorhanden sind – abschleifen möchte. «Wir sollen nicht wegen ethischer Fehltritte anecken, wie gewisse US-Megapastoren; aber die Bibel selbst dürfen wir nicht so entschärfen, dass sie harmlos wird.»

Das gilt auch für den Umgang mit freikirchen-internen Strömungen, die die Botschaft der Bibel durch Kompromisse dem Zeitgeist anpassen möchten. «Wir reden so lange miteinander, wie wir auf der Basis der Bibel als des Wortes Gottes stehen», so Schneeberger. «Wenn wir diesen gemeinsamen Boden nicht mehr haben, wird es schwierig», hält er fest und zitiert die bekannte Richtlinie «In Hauptfragen Einheit, in Nebenfragen Freiheit und in allem Liebe».

Politisches Engagement

Ein Freikirchenverband kann und soll sich – im Gegensatz zu einer Lokalgemeinde – durchaus politisch engagieren. Schneeberger erklärt das Prinzip: «Wir geben nur da politische Stellungnahmen ab, wo wir vorher auch im Gesetzgebungsprozess mit beteiligt waren.» Im Moment setzt sich der Freikirchenverband für die Abschaffung der «Heiratsstrafe» ein. Schneeberger: «Es ist stossend, wenn Paare, die standesamtlich heiraten, finanziell schlechter stehen als Konkubinatspaare. Hier haben wir eindeutig Aufholbedarf.» Mit der ganzen Diskussion werde auch ein Signal in die Freikirchen gesandt, dass finanzielle Fragen auch ethisch wichtig seien, nicht nur sexualethische Themen.

Peter Schneeberger wird seine Führungsrolle im Bund FEG auf nächstes Jahr abgeben und eine Dozentenstelle am Theologischen Seminar St. Chrischona annehmen. Die Leitung des Freikirchenverbandes wird er allerdings behalten.

Sehen Sie sich den Talk mit Peter Schneeberger an:

 

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Datum: 18.08.2023
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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