Nach aussen hin fröhlich

Eine Missionarin zwischen Tod, Trauer und Depression

Julie Busler
Sie konnte ihren Schmerz aus frühen Jahren nicht bewältigen. Während ihrer Arbeit als Missionarin in der Türkei wollte sich Julie Busler das Leben nehmen. Als die Schwiegermutter zu Besuch kam, ging ihr ein fataler Gedanke durch den Kopf…

Als Julie Busler gerade acht Jahre alt war, wurde bei ihrer Mutter Krebs diagnostiziert. Elf Jahre später verstarb die Mama. «Meine Grossmutter weckte mich und sagte, es sei Zeit. Als ich ins Schlafzimmer kam, war Mama ganz still.»

Nach der Beerdigung wurde nicht über Trauer gesprochen. Am College verbarg Julie ihren Schmerz, keiner ihrer Freunde wusste, dass ihre Mutter gerade verstorben war. Ihre Verzweiflung wuchs. Sie wandte sich an Gott, um Trost zu finden.

Julie war verwirrt. Ihre Freunde gaben ihr den Spitznamen «fröhliche Julie», weil sie so gutgelaunt war. Andererseits kämpfte sie mit einer solchen Traurigkeit, dass sie nachts überlegte, wie sie ihr Leben beenden könnte.

Nach aussen glücklich

Nach ihrer Heirat tanzte Julie eine Zeit lang in einem Ballett-Ensemble und ihr Mann Ryan war Ingenieur. Sie engagierten sich in der christlichen Gemeinde und die beiden bekamen Kinder. Nach aussen sah alles nach einer glücklichen Familie aus – aber Julies Traurigkeit sass tief.

Nicht einmal ihr Mann wusste, wie tief die Depression war, mit der Julie zu kämpfen hatte. «Depressionen zeigen sich nicht immer in Form einer Person, die im Bett liegt und ständig weint. Ich bin diese blonde, quirlige Mutter, die bei allen Veranstaltungen dabei ist.»

Am Boden zerstört

Im Alter von 27 Jahren, als sie mit ihrem dritten Kind schwanger war, erhielt Julie eine E-Mail, dass ihr Vater sich das Leben genommen hatte. Am Boden zerstört, musste Julie den zweiten Elternteil beerdigen.

Als sie erkannte, wie hoffnungslos sich ihr Vater gefühlt haben muss, war Julie entschlossen, die Hoffnung von Jesus Christus anderen Menschen weiterzugeben. Im Jahr 2012 beschlossen Julie und Ryan, Missionare zu werden. Sechs Jahre lang diente die Familie in der Türkei leidenden Menschen, auch wenn Julie selbst noch litt. Erschöpft und des Schmerzes überdrüssig, begann Julie ihren Tod zu planen.

Finsterer Plan

Als ihre Schwiegermutter sie in der Türkei besuchte, waren Julies Kinder ganz aufgeregt. «Ich wusste zwar, dass ich Freude spüren sollte, als ich sah, wie meine Kinder ihre Grossmutter freudig umschwärmten. Doch ich fühlte eine hohle Distanz… Wir sassen als Familie zusammen und genossen ihre Gesellschaft, als mir ein Gedanke durch den Kopf schoss: Solange meine Schwiegermutter hier ist, wäre es ein guter Zeitpunkt, mich umzubringen, denn sie könnte meinem Mann helfen, die Kinder und meinen Körper nach Hause in die USA zu bringen.»

Als Julie sich im Jahr 2018 endlich einer Freundin gegenüber öffnen konnte, ermutigte diese sie, Hilfe zu suchen. Nun sprach sie auch mit ihrem Mann über ihre Gefühle. Nach einem Gespräch mit einem Psychiater wurde Julie in der Türkei sofort in ein Krankenhaus eingewiesen und mit einer schweren Depression und einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) diagnostiziert.

Die Familie kehrte nach Oklahoma zurück. Julie schämte sich und fühlte sich wie eine Versagerin, die Gott und ihre Familie im Stich gelassen hatte. All dies schuf den «perfekten» Sturm, der ihre Depression noch verstärkte.

Dreimal Psalm 23

Eine ihrer Freundinnen erinnerte Julie daran, dass sie, wie David in Psalm 23, auch durch das Tal des Todesschattens gegangen war. Etwas später begegnete Julie im Krankenhaus einer anderen Patientin. Diese sagte zu ihr: «Ich fürchte kein Unglück, denn du bist bei mir.» Diese Worte stehen in Psalm 23. Und wieder etwas später fragte der Arzt, der keine Ahnung hatte, dass Julie Christin ist, ob sie schon einmal Psalm 23 gelesen habe.

«Ich konnte es nicht glauben! Gott erinnerte mich an die wunderbare Wahrheit, die in diesem geliebten Psalm steht. Es gibt keinen Ort, der so dunkel, so isoliert und so weit von der Gesellschaft entfernt ist, dass Gott seine Kinder nicht doch noch erreichen könnte. Er stellte all das in mir wieder her, was einst verloren gegangen war. Ich konnte die Veränderung tief in mir spüren.»

Stärke gefunden

Julie sagt, dass auch wenn wir im Leben Prüfungen und Schwierigkeiten ertragen müssen, Gott uns die Werkzeuge gegeben hat, die wir zur Überwindung brauchen. Als Jesus 40 Tage lang in der Wüste war und von Satan versucht wurde, war seine bevorzugte Waffe gegen den Feind das Wort Gottes.

«Es ist von grösster Bedeutung, dass wir unseren Geist mit Gottes Wort sättigen. Nach dem Vorbild Christi können wir jeden Angriff des Feindes mit der Heiligen Schrift bekämpfen», erklärt Julie. «Wir können uns in der Wüste nicht allein auf Medikamente oder andere Mittel verlassen, sondern nur auf das Wort Gottes. Es bedeutet, dass wir aufstehen, die Bibel aufschlagen und lesen, auch wenn uns nicht danach ist oder wenn wir nur ein paar Worte lesen können, weil das Wort Gottes unser Denken verändert und zu unserer Stärke wird.»

Heute macht Julie Busler anderen Menschen als Autorin und Rednerin Mut.

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Datum: 20.06.2023
Autor: Angell Vasko / Daniel Gerber
Quelle: CBN / gekürzte Übersetzung: Livenet

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