Mehr als hübsch

Kira Geiss: Christin auf dem Weg zur Miss Germany

Kira Geiss
«Erst Miss, dann Pastorin» fasst die BILD-Zeitung die Zukunftspläne von Kira Geiss zusammen – und trifft damit ausnahmsweise den Punkt. Wer ist die Theologiestudentin, die gerade im Halbfinale der deutschen Misswahl 2023 steht?

Das Klischee einer Misswahl ist klar: Junge Frauen mit einer fast unrealistischen Barbie-Figur und einem austauschbar hübschen Gesicht spazieren im Bikini über einen Laufsteg. Eine von ihnen wird von der Jury zur Miss Irgendwas gewählt, bekommt eine Schärpe umgelegt und hat es für ein Jahr schriftlich, die schönste Frau Hessens, Deutschlands oder der Welt zu sein.

Für solch einen Wettbewerb hätte sich Kira Geiss allerdings nie beworben. Die gebürtige Oberschwäbin ist zwar hübsch, entspricht aber nicht dem Ideal einer Schönheit «von der Stange».

Wer ist Kira Geiss?

«Super lange wollte ich mit dem ganzen christlichen Glauben nichts zu tun haben. Ich hab es sogar eher als befremdlich empfunden. Und ich glaube, so geht es vielen Leuten, genauso wie mir damals. Dieses Bild von Kirche: kalt, veraltet, trist, bieder, ernst und langweilig hat sich tief in uns verankert. Und ich hätte nie gedacht, dass sich mein Mindset mal so sehr verändert. Aber als ich angefangen habe, mich auf den Glauben und die Kirche einzulassen, bin ich vom Gegenteil überrascht worden.» Das schreibt Kira Geiss auf ihrem Instagram-Kanal.

Die heute 20-Jährige wuchs ohne fromme Wurzeln im oberschwäbischen Ravensburg auf. Während der Schulzeit und zu Beginn ihrer Ausbildung als Gestalterin für visuelles Marketing bewegte sie sich in einem Freundeskreis, der sie eher herunterzog: Alkohol spielte dabei eine wichtige Rolle. Sie wusste zwar nicht, was ihr fehlte, aber mit 16 merkte die junge Frau deutlich, dass es so für sie nicht weitergeht, deshalb trennte sie sich von einigen Freunden und diesem Lebensstil.

Kurz darauf traf sie zwei Mädchen im Bus, die sie noch aus ihrer Grundschulzeit kannte. Sie kamen ins Gespräch und die beiden luden sie auf eine christliche Freizeit in die Schweiz ein. Kira liess sich überreden. Den Glauben der anderen jungen Leute dort fand sie zwar zunächst «cringe», doch sie freute sich, dass sie bei ihnen zum ersten Mal als Person anerkannt war, ohne etwas leisten zu müssen. Es wurde ihr Einstieg in einen Glauben an Jesus, den sie später so beschreibt: «Was ich mit 16 im Jugendkreis erlebt habe, war ein absoluter Gamechanger. Das hat in mir ein Feuer entfacht, welches für mich zum Antrieb wurde, neue Dinge auszuprobieren und mehr Selbstvertrauen zu entwickeln. Nie zuvor habe ich mich so frei und voller Lebensfreude gefühlt.»

Was macht die junge Frau aus?

Der neu gewonnene Glaube prägte Kira und ihr Leben schnell. «Ich liebe junge Menschen und ich liebe es, jung zu sein! Mein Wunsch ist es, in diese Menschen zu investieren und sie zu empowern, damit sie ihr eigenes Feuer finden und ihr Potenzial erkennen.» So war es für sie folgerichtig, bei der Gründung einer Jugendkirche in Magdeburg mitzuarbeiten, um ihre Altersgruppe, die «Gen Z», zu erreichen.

Währenddessen begann sie ein Studium an der Evangelischen Missionsschule in Unterweissach bei Stuttgart, um Pastorin zu werden. Als ihr bei Instagram eine Werbung für die nächste Misswahl angezeigt wurde, wischte sie sie weg. Darüber konnte sie nur lächeln – das war nicht ihre Welt. Doch die Werbungen dafür häuften sich und schliesslich sah sie genauer hin: Es ging gar nicht in erster Linie um Schönheit, es ging darum, junge Frauen mit Vision zu finden und ihnen eine Plattform zu bieten. Jetzt war Kira interessiert. Sie bewarb sich und kam ins Auswahlverfahren.

Wie funktioniert eine Misswahl?

Seit ein paar Jahren hat sich das Konzept der Misswahlen stark geändert. Sie sind keine reinen Schönheitswettbewerbe mehr, sondern nennen sich jetzt «Female-Empowerment-Plattform für die Stimmen der Gegenwart». Immer noch zählt gutes Aussehen und es gibt Coaching für selbstbewusstes Auftreten bis hin zum Catwalk, doch daneben zählen Professionalität, Bühnenpräsenz und Wandlungsfähigkeit genauso wie die persönliche Vision und gesellschaftliches Engagement und Verantwortung, die die teilnehmenden Frauen übernehmen.

Ein Millionengeschäft und mediales Ereignis ist das Ganze allerdings immer noch. Von 15'000 Bewerberinnen werden im Endeffekt 160 zum Casting eingeladen. Deren Anzahl wird von Schritt zu Schritt halbiert, während sie zum Beispiel beim Netzwerken beobachtet und bewertet werden. Beim Halbfinale im Februar ist Kira Geiss mit 19 anderen Frauen dabei – im «Personality Camp». Die besten zehn kommen am 4. März ins Finale. Kann die Ravensburgerin dies schaffen?

Fördergeld für «Safe Spaces»

Kira ist «superüberrascht», dass sie so weit gekommen ist und gönnt den Sieg auch jeder anderen aus der «Sisterhood» ihrer Mitbewerberinnen, aber sie würde sich riesig darüber freuen, «Safe Spaces», also sichere Orte für Menschen der Generation Z zu schaffen. Dafür würde sie das Preisgeld von 25'000 Euro einsetzen. (Die Fördersumme geht in jedem Fall an ein Projekt und nicht an die Gewinnerin selbst.) Für sie ist die Misswahl «eine unglaublich tolle Möglichkeit, um etwas zu bewegen».

Kira stellt klar: «Wo Hoffnung fehlt, muss man eine Vision schaffen. (…) Ich träume von Zufluchtsorten, die für und mit der Gen Z gestaltet werden und diese Menschen und unsere Gesellschaft nachhaltig prägen. Dafür will ich mich stark machen und meine Stimme einsetzen!»

Datum: 25.01.2023
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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