Martin Bhend (EVP), ehemaliger Lokführer, ist heute Lokomotive der Gemeinde Oftringen.
Kaum ein Politiker lässt so tief blicken wie Martin Bhend, EVP-Grossrat und seit dem 1. Januar 2006 Ammann der Gemeinde Oftringen (Gemeindepräsident bzw. Erster Bürgermeister). Hier berichtet der junge Politiker über seine Arbeit als Gemeindechef, über seine Stärken und Schwächen – und wie er seinen schwierigen Job dennoch meistert.
Oftringen ist eine verstreut gebaute kleine Stadt mit gut 11 000 Einwohnern. Sie grenzt im Süden an Zofingen und ist der sechstgrösste Ort im Kanton Aargau.
Herr Bhend: Was ist schwerer zu lenken, eine Lokomotive oder die Gemeinde Oftringen?
Es gibt eigentlich keinen grossen Unterschied. Bei beiden ist der Handlungsspielraum sehr beschränkt und die Verantwortung riesig.
Haben Sie damit gerechnet, als 38-jähriger EVP-Mann Gemeindeammann zu werden?
Nein und ja. Mehr dazu erz‰hle ich weiter unten.
Was haben Sie in Ihrem neuen Amt als Erstes angepackt?
Ich habe das Büro eingeräumt und mich in meinem neuen Arbeitsfeld umgeschaut, indem ich Aktenberge von meinem Vorgänger durchgeackert und zum Teil neu sortiert habe. Dann musste ich am 1. Januar 2006 schon meine erste Neujahrsansprache halten.
Was wollen Sie in Ihrer Amtszeit bewegen?
Ich will, dass Gottes Willen an mir und durch mich erfüllt wird. Dies gilt für mein ganzes Leben, aber grade auch als Politiker.
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Politisiert seit Jahren als Gemeinderat und Grossrat: Martin Bhend. | |
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Heute wandere ich selber in die Diskothek… Nein, wir haben in Oftringen eine riesige Diskoanlage inklusive fünf Kinos, wo ich ab und zu anzutreffen bin. Damals wollten wir über unsere christliche Disco junge Menschen für Jesus gewinnen. Heute will ich als Christ transparent in der Öffentlichkeit stehen und durch mein Handeln und Wandeln im Alltag ein gutes Zeugnis für Jesus abgeben.
Gemeindeammann sein, ist das eine dankbare Aufgabe?
Ich erfülle dieses Amt in erster Linie im Auftrag unseres Herrn. Ich habe ja 1995 zu Jesus gesagt: «Herr, nimm mich und brauche mich. Setze mich nach deinem Willen ein. Ich fühle mich nicht fähig, aber ich will dir voll und ganz zur Verfügung stehen.» Jesus hat mich beim Wort genommen.
Ein Zuckerschlecken ist es wahrhaftig nicht, aber ich entdecke den Sinn, den diese Aufgabe für mich hat, immer mehr. In den Augen der Bevölkerung kann man sie aber nur schlecht und falsch machen. Zu gross sind die Forderungen der jeweiligen Anspruchsgruppen, der „Stakeholder“.
Es ist also schier unmöglich, eine Aufgabe zu erfüllen, die im Voraus aussichtslos erscheint und vor der einen alle Freunde gewarnt haben. Aber genau hier will ich mit unserem Gott rechnen, der in seinem Wort sagt, dass er «in den Schwachen mächtig» ist und «das Unvollkommene vollkommen» macht.*
Schielen Sie auch nach Bundes-Bern in Richtung Parlament?
Bei den nächsten Nationalratswahlen werde ich mitmachen, um den EVP-Sitz von Heiner Studer zu verteidigen. Ich bleibe offen für Gottes weitere Wege.
Im Folgenden beantwortet Martin Bhend den Fragebogen dieser Website.
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Meine Ungeduld.
Eine Stärke, die Sie durch den Glauben gewonnen haben ...
Mehr Geduld und mehr Zuversicht.
Was begeistert Sie am meisten an Gott?
Sein Humor und sein Verständnis für sämtliche noch so kleinen Problemchen.
Welche Eigenschaft von Gott verstehen Sie nicht?
Ich kann seine Liebe nicht begreifen. Ich verstehe nicht, warum er so in uns Menschen vernarrt ist. Ich kann es nicht fassen, dass er alles andere stehen und liegen lässt und nicht zur Ruhe kommt, bis auch das letzte abgeirrte Schaf gerettet ist. Er ist soooooo ein guter Papa...
Klagen Sie Gott manchmal an? Wenn ja: Wie?
Ich schreie ihn an, wie das auch König David gemacht hat. Wegen der Ungerechtigkeit und all dem Leid, das vielen Menschen durch die Hand von anderen geschieht. Ich fordere ihn auf, endlich einzugreifen und mächtig zu handeln. Und bin dann wieder platt wegen dieser unendlichen Liebe und Geduld mit allen, auch mit mir selber.
Welche Frage möchten Sie Gott unbedingt stellen?
Wo und wann ist das Ende des Universums? Ich finde das Universum unendlich schön und möchte den Willen und die verschwenderische Grosszügigkeit des Schöpfers darin noch besser verstehen.
Ein Tipp, wie man Gebet und Bibellesen interessant gestalten kann...
Indem man dabei ganz bewusst mit Jesus spricht und sich die Tatsache vor Augen hält, dass er immer mit uns ist. Ein Gespräch mit dem besten Freund eben. Lies die Bibel als direkte Lebenshilfe; so, als ob Jesus durch jede Silbe und jedes Wort direkt zu dir sprechen will. Mach das mal!
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«Gott ist in den Schwachen mächtig», sagt Bhend. | |
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Wie sind Sie Christ geworden?
Lange Zeit konnte ich mit dem Glauben nichts anfangen, obwohl ich in einer christlichen Familie aufgewachsen bin. Bis dann mein Vater im Jahr 1981 überraschend starb. Ich hatte eine Sache mit ihm nicht mehr bereinigen können. Ich wollte ihn noch um Verzeihung bitten, aber das ging nun nicht mehr. Sein Tod trennte uns jetzt endgültig voneinander. Diese Schuld und mein schlechtes Gewissen führten dazu, dass ich überall nach Vergebung suchte.
Auf verschiedene Weise versuchte ich, mich und meine Seele zu beruhigen. Aber diese Anläufe waren vergeblich. Eine Evangelisation in St. Chrischona bei Basel brachte mir die Wende. Der Sprecher, George Verver, erzählte davon, dass Gott mir durch den Tod seines Sohnes bereits verziehen habe und dadurch auch meine Schuld gegenüber meinem Vater getilgt sei. Ich habe dann alle meine Sünden bekannt und mein Leben in Gottes Hand gelegt.
Warum sind Sie Christ?
Fragen Sie «unsern Vater im Himmel», warum er gerade mich auserwählt hat... Aus lauter Gnade natürlich! Ich habe mich zwar selber entschieden, aber es war dennoch nicht meine Entscheidung. Das mag sich jetzt verwirrend anhören, so richtig nach Politiker-Rede. Aber es stimmt trotzdem.
Beschreiben Sie ein spezielles Erlebnis, das Sie mit Gott gemacht haben.
Jeder Tag ist gespickt mit Erlebnissen, die ich mit Gott mache. Die verrückteste Geschichte ist aber definitiv die, dass ich überhaupt Gemeindeammann und Grossrat geworden bin. Dazu muss ich ein wenig ausholen.
In der Jüngerschaftsschule, im Spätsommer 1989, hatte eine ältere Frau eine Vision für mein Leben, wie sie sagte. Sie sagte damals, sie habe mich ganz vorne in einer Lokomotive sitzen sehen; der Zug hinter mir voller fröhlicher Menschen, die mit Fahnen aus den Fenstern winkten. Ich hatte damals gerade die Vorauswahl zur Lokführerausbildung erfolgreich absolviert. Diese Vision hatte mich also nicht sonderlich überrascht.
Die Frau ergänzte dann aber, sie habe nicht den Eindruck, dass Gott mich zum Lokführer berufe. Vielmehr sehe sie mich als Führer einer grösseren Gesellschaft. – «Hä… !?» dachte ich damals.
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Vier Monate später legte mir ein Referent an einem anderen Seminar wieder die Hand auf und betete für mich und meine damalige Krise. Dabei sagte er, dass Gott mich als Speerspitze weit in feindliches Gebiet werfen werde.
Ich hätte nie damit gerechnet, dass Gott mich für ein politisches Amt vorbereiten würde. Ich fühlte mich dafür unfähig, zu wenig intelligent und zu wenig wortgewandt. Eine Veranstaltung in Burgdorf vor einigen Jahren – ich glaub es war mit Pfarrer Gerhard Keller aus Winterthur – brachte mich weiter. Keller sagte in einem seiner Referate: «Gott will nicht unsere Fähigkeit, sondern unsere Verfügbarkeit!»
Ich legte daraufhin alle Ausreden ab, und beschloss, für die EVP als Grossrat und Gemeinderat zu kandidieren. Nach acht Jahren Gemeinderat und sechs Jahren Grossrat bin ich nun seit dem 1. Januar 2006 Gemeindeammann von Oftringen.
Warum denken Sie, dass sich ein Leben als Christ auf Dauer lohnt?
Nicht, weil ich etwas bekomme, sondern weil ich dem Einen verpflichtet bin, der sein Leben für mich dahin gegeben hat. Weil er lebt, lebe auch ich, nicht umgekehrt. Und das wird sogar ewig dauern….
* Die Bibel, 1. Korinther 26 und folgende Verse
** Die Bibel, 2. Mose 3,5
Steckbrief
Zivilstand: verheiratet
Gemeinde: Ich gehe ins «Quo Vadis», einer Gemeinschaft innerhalb der evangelisch-reformierten Kirchegemeinde Oftringen. Dort kann ich einfach ich selber sein und zusammen mit meiner Familie auftanken.
Arbeit in der politischen Gemeinde: Arbeits- und Terminplanung für die Gemeinderatsgeschäfte, Leitung des Gemeinderates, Kommunikation nach innen und aussen, Ressortleitung für Allgemeine Verwaltung (Personal), Öffentliche Sicherheit (Polizei, Militär, Zivilschutz), Kultur, Wirtschaft, Raumordnung (Bauwesen) Verkehr, Abfallentsorgung.
Hobbys: Skifahren, Ferien, Astronomie
Beruf: Gemeindeammann (Gemeindepräsident/ Bürgermeister)
Werdegang: Volksschule, Maschinenmechaniker, Lokführer bei der SBB, Gemeindeammann
Wohnort: Oftringen
Herkunft: Aarburg (Nachbargemeinde von Oftringen)
Lieblingsbibelstelle: «Ich vermag alles durch den, der mich kräftigt.» (Die Bibel, Philipper 4,13)
Lieblingsmusikgruppen: Switchfoot, Benjamins Gate, Giant, Ulf Christiansson, U2 und Xavier Naidoo
Das gefällt mir auf Livenet.ch und Jesus.ch: Die Lebensnähe, die Authentizität und der undogmatische Auftritt. Zudem ist keine Gemeinschaft oder Kirche an die Wand gedrückt. Ein grosser Teil des Christusleibes eben…
Weiterführende Links:
Homepage von Martin Bhend
Homepage der Gemeinde Oftringen
Oftringen bei Wikipedia
Datum: 07.12.2006
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch