Sehnsucht nach geistlichen Vätern

Wir brauchen Väter und nicht Experten!

Markus Hüsler (60) litt unter starken Minderwertigkeitskomplexen, bis er in seiner Identität gestärkt wurde. Seit Jahrzehnten setzt sich der
Markus Hüsler
Markus Hüsler mit seinen Enkelkindern

Gesamtleiter des Christlichen Zentrum Thalgut in Wichtrach für die Wiederherstellung von Männern ein und freut sich, wenn geistliche Väter heranwachsen.Markus Hüsler, Gesamtleiter des Christlichen Zentrum Thalgut in Wichtrach (Kanton Bern), hat ein Herz für Männer. Seit vielen Jahren setzt er sich für ein gesundes Mannsein ein.

«Wie kann ich ein Mann sein?»

Markus Hüsler wuchs mit sechs Geschwistern auf. Eine Familie, gezeichnet von Alkohol- und Drogenproblemen. Seine Kindheit und Jugend war nicht gerade die beste Voraussetzung für ein erfolgreiches Leben. Mit 20 Jahren heiratete er. Schon damals fragte er sich inständig: «Was ist meine Aufgabe als Mann, als Ehemann und als Vater?» Er wollte nicht nur biologischer Vater sein, sondern wirklich Verantwortung übernehmen. Doch wie konnte er Vater und Ehemann sein? Wie konnte er Mann sein?

Geistliche Väter

Mit 33 Jahren fand Markus zu einem lebendigen Glauben an Jesus. In diesen Tagen standen ihm zwei geistliche Väter zur Seite. Das Vorbild dieser Männer hat ihn nachhaltig inspiriert. Dabei wurde er nicht immer nur mit Samthandschuhen angefasst. Doch es waren Männer, die treu an seiner Seite blieben. Damals wuchs in Markus das Bedürfnis, mit Männern unterwegs zu sein und mit ihnen seinen Glauben zu teilen. Er wollte Freund sein, aber auch geistlicher Vater. Schon früh war ihm klar: «Wir brauchen geistliche Väter und nicht Berater und Experten!»

Wer gibt uns Wertschätzung und Bestätigung?

Nur allzu gut erinnert sich Markus an frühere Jahre. «In meinem Mannsein waren Minderwertigkeitskomplexe ein grundlegendes Problem.» Oft schien ihm, als wäre er aus unerklärlichen Gründen seiner Würde beraubt. Scham war sein ständiger Begleiter. «Heute bin ich meiner Frau überaus dankbar, dass sie mich mit viel Wertschätzung behandelt hat und mir dadurch echte Würde gab.» So wertvoll seine Frau für ihn ist, konnte sie ihm jedoch nicht seine wahre Identität vermitteln. «Zu einem gesunden Mannsein muss ein Mann seine Identität in Jesus finden. Nur in Jesus findet er seinen wahren Wert.»

Der Einsatz für Männer beginnt

Mitte der 90er-Jahre besuchte Markus eine Männerkonferenz im Glaubenszentrum Bad Gandersheim. Beim Hören der Referate gingen ihm plötzlich die Augen auf. Er verstand, was Mannsein wirklich meint. In diesen Tagen erkannte er auch die Berufung in seinem Leben, mit Männern zu arbeiten. In der Folge begannen er und seine Frau suchtkranke, jugendliche Männer in ihrer Familie aufzunehmen und sie über Jahre hinweg zu begleiten. «Es macht mich immer sehr traurig, wenn ich einen leidenden Menschen sehe, der niemand hat, der ihm hilft.»

Auch in der Gemeindearbeit versuchte er, Gemeinschaft von Männern zu fördern. Er wollte männerspezifische Themen ansprechen und einen Rahmen schaffen, einander zu stärken. «Wir begannen mit kleinen Gruppen, die sich unregelmässig trafen. Die Arbeit wuchs dann immer mehr. Nach und nach entstand eine Regelmässigkeit.»

Ganzheitliches Mannsein

Längst bevor Markus Pastor wurde, hatte er sich bereits ins Leben junger Männer investiert. Diese Erfahrungen sind ihm sehr wertvoll. «Mannsein ist nicht primär für die gemeindlichen Anlässe, sondern eine Sache, die sich auch in Familie, Beruf und in allen Gesellschaftsbereichen äussert.» Es ist sein Herzensanliegen zu sehen, wie Männer in ihrem Mannsein bestätigt und freigesetzt werden. Die Vaterrolle in der Familie ist für ihn dabei zentral. «Ich halte immer Ausschau nach Männern, die ihr Vatersein in ihrer eigenen Familie leben. Dort ist es unmöglich, lediglich als Berater erfolgreich zu sein.»

Die Staffel weiterreichen

Mannsein und Vaterschaft sind im christlichen Zentrum Thalgut heute verankerte Werte. Inzwischen gibt es mehrere verbindliche Treffen und eine Konferenz pro Jahr. Doch darin sieht Markus nicht den Höhepunkt seines Engagements. «Weit bedeutender als all diese Veranstaltungen ist zu sehen, wie Männer zu starken Vätern heranwachsen.» Es macht Markus glücklich, solche Veränderungsprozesse miterleben zu können.

Als geistlicher Vater freut er sich, wenn junge Männer die Staffel übernehmen und seiner Vision folgen. Mit Freude kann er jetzt die Männerarbeit an jüngere Männer übergeben, die ihrerseits zu geistlichen Vätern herangewachsen sind. «Unter einer neuen und jungen Leitung beginnt die Männerarbeit jetzt richtig durchzustarten. Es macht mir Freude zu sehen, wie mein jahrelanges Engagements unter anderen Leitern ihre Blüte erreicht.»

Gelerntes weitergeben

Auch dieses Jahr findet in Wichtrach vom 2. bis 4. November eine Männerkonferenz statt. Die Verantwortlichen des Christlichen Zentrum Thalgut freuen sich über jeden Mann, der kommt, von Jesus berührt und in seinem Mannsein gestärkt wird. Markus Hüsler sieht diesem Anlass erstmals entgegen, ohne dabei in organisatorische Verantwortung verwickelt zu sein. Trotzdem trägt er das Anliegen noch genauso auf dem Herzen, wie er dies schon seit Jahrzehnten tut. «Mir ist es ein Anliegen, Männer durch diese Konferenz an dem teilhaben zu lassen, was wir an Befreiung, Wiederherstellung und Freisetzung empfangen haben.» Es ist seine grosse Freude, wenn er sieht, wie Männer zu einem erfüllenden Mannsein und in ihre göttliche Berufung finden.

Zur Webseite:
Männerkonferenz Wichtrach

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Datum: 04.10.2017
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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