Lebensweg

Die Vergangenheit loslassen lernen

"Mein Name ist Uwe R., ich bin 33 Jahre alt, verheiratet. Wir haben zwei prächtige Kinder im Alter von sieben und acht Jahren. Ich bin so froh, dass es ihnen besser geht, als mir damals. Mein Vater war Alkoholiker. Als ich neun Jahre alt war, trennten sich meine Eltern."


"Als ich neun Jahre alt war, trennten sich meine Eltern." Bild: PixelQuelle.de

"Für mich war dies schlimm, weil ich meinen Vater gern hatte. Schon ein Jahr später heiratete meine Mutter erneut. Mit diesem Stiefvater bin ich nie zurecht gekommen. Er war hart zu mir und bestrafte mich in überzogener Weise. Als ich etwa 12 Jahre alt war, kam meine Mutter für ein halbes Jahr in die Psychiatrie. Davor versuchte sie, sich umzubringen. Heute noch sehe ich, wie sie halb nackt im Bett lag und einige Pillen auf dem Boden lagen. Mein Stiefvater entschied, dass ich ins Heim komme. Dort war ich auch, bis ich eine Lehre begann. Mit 23 traf ich eine Entscheidung: Wenn Jesus Christus mir neues Leben gibt, dann lasse ich es mir durch meine Kindheit nicht kaputt machen. Allerdings kommen - wenn ich meine Kinder so spielen sehe - immer wieder angstvolle Bilder und Gefühle von damals zurück. Gerne würde ich diese loswerden."

Aus Ihren Zeilen spüre ich, dass Sie die schwere Zeit Ihrer Kindheit und Jugendzeit relativ gut überwunden haben. Gerne möchte ich Ihnen für verbliebene Erinnerungen Hinweise geben.

1. Die Erinnerung wird immer bleiben

Allerdings können Sie ganz auf der Linie, die Sie mit Ihrer Entscheidung für Jesus gefunden haben, zu neuen Bewertungen dieser Erinnerungen gelangen. Das Ziel wäre, dass Sie so über die damaligen Ereignisse denken, dass sie Sie heute emotional nicht mehr belasten dürfen.

2. Halten Sie daran fest, was Sie schon alles bewältigt haben!

Auf was schauen Sie mehr? Auf das Leid von früher oder auf die Art und Weise, wie Sie in den letzten zehn Jahren damit umgehen konnten? Ich möchte Ihnen viel Mut machen, Gott dafür zu danken, dass Sie mit seiner Hilfe zu einem mündigen Menschen geworden sind. Dass Sie diese schweren Ereignisse nicht mehr so sehr belasten dürfen und Sie unabhängig davon leben können.

3. Gehen Sie in die Natur!

Viele Menschen, die ähnliche Schicksale wie Sie durchleben mussten, berichten, wie sie eine grosse Hilfe in Gottes Schöpfung gefunden haben. Ein Aussichtspunkt, zu dem sie immer wieder gefahren sind. Der prächtige Sonnenuntergang, die Farben der Landschaft, die überwältigende Perspektive - dies alles riss ihre Gedanken von der Vergangenheit weg und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Gegenwart. Auch Haustiere, Hobbys und Sport tragen zu solchen hilfreichen Perspektivenwechseln bei.

4. Vieles im Leben ist relativ

Wie laufen Ihre Gedanken? Denken Sie "Wenn-Dann"? "Wenn ich nicht im Heim gewesen wäre, dann hätte ich einen leichteren Start ins Leben gehabt." Dies geht auch positiv: "Wenn ich zur Adoption frei gegeben worden wäre, dann hätte ich es womöglich noch schlimmer erwischt." Vieles ist relativ. Zum Beispiel: "Ich habe zwar das Schicksal eines Heimkindes erlebt, aber schlimmer sind jene Kinder dran, die körperlich und psychisch misshandelt oder sexuell missbraucht wurden." Solche Gedankengänge haben vielen Menschen in ähnlichen Situation geholfen.

5. Schreiben Sie auf, was Ihnen Not macht!

Sie könnten einen Brief an Ihren Vater und/oder an Ihre Mutter schreiben unter dem Motto: "Was ich dir schon immer einmal sagen wollte..." Diesen Brief müssen Sie nicht abschicken. Aber Sie könnten ihn zusammen mit einem Seelsorger durchsprechen und all die Gedanken und Bilder, die sich damit verbinden, im Gebet Jesus vorlegen und ihm diese Geschichte definitiv übergeben. Dies könnte ein weiterer Schritt sein, wie Sie diese schwere Kindheit loslassen können.

Datum: 17.07.2007
Autor: Wilfried Veeser
Quelle: Neues Leben

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