Musik-Bibelschule

Gitarre, Glaube und Gemeinschaft

Ein Knäuel dynamischer Jungkünstler musiziert und haust an einem idyllischen Ort mit viel Grün rundum. So wird in der «SchallWerkStadt» nicht nur an musikalischen Fähigkeiten geschliffen, sondern auch Sozialkompetenzen ausgebildet, und dies alles mit einem deftigen Schuss Theologie.
Studentenklasse 2018
Marc Eglès

Die SchallWerkStadt liegt im deutschen Holzen, nahe bei Lörrach. Der Begriff weist auf die praktische Ausrichtung der Musikakademie hin: SCHALL – entdecke dein musikalisches Potential, WERK – setze dieses unter fachkundiger Anleitung frei und STADT – lebe deine Gaben gesellschafts- und gemeinderelevant aus.

Die Studenten füllen ihren Lebensrucksack mit Tools aus Musik, Theologie und der Lebensschule. Nicht nur die persönlichen Hintergründe sind unterschiedlich, auch geografisch waren bereits beispielsweise Deutschland, Österreich, die Schweiz, Belgien und Paraguay vertreten.

So unterschiedlich die Herkunft ist, sind auch die Zukunftswege, wohin es die Studenten zieht. Jedoch eines scheint bei allen gemeinsam: «Was bei allen bleibt, ist die Liebe zu Gott, zu der Musik und zu ihren Mitmenschen», so erklärt Marc Eglès, Leiter für Öffentlichkeitsarbeit.

Aktuelle Töne im Gewächshaus

In der Musik-Bibelschule geben sich auch regelmässig prominente Musiker und Gastdozenten zu Konzerten und Workshops die Türklinke in die Hand, wie beispielsweise Johannes Falk, Lothar Kosse oder die Outbreakband. Und was das Ganze mit Konzerten auf dem Wasser mit einem alten Kutter zu tun hat, verrät uns das Interview.

Livenet führte das Gespräch mit Marc Eglès. Er unterrichtet auch das Fach «Songwriting».

Wie würden Sie die Geschichte der SchallWerkStadt zusammenfassen?
Marc Eglès:
Die SchallWerkStadt (SWS) wurde 2011 gegründet. Unser Herz schlägt seither für Künstler, die im Glauben und in ihrer Persönlichkeit wachsen möchten und künstlerisch/musikalisch evtl. nicht den Rückhalt in ihrer Gemeinde finden. Für sie ist die SWS eine Art Gewächshaus. Unsere drei Ausbildungsprogramme Modern Music, Music Production und Music Business bilden dabei einen kleinen Mikrokosmos der echten Musikwelt ab. Studenten erschaffen Musik, proben, machen Aufnahmen und gehen in ihrer Studienzeit regelmässig auf Einsätze, um das Erlernte anzuwenden. In den letzten sieben Jahren haben 120 Studenten unser praxisnahes Ausbildungsprogram durchlaufen. Es ist also eine grössenmässig überschaubare Institution, die den Raum für persönlichen Wachstum bietet. Die enge Zusammenarbeit mit dem Janz Tonstudio in Kandern ermöglicht Studenten zudem Produktionsmöglichkeiten in einem hochmodernen Tonstudio.

Welche Instrumente und Ausbildungs-Tracks sind am meisten gefragt und weshalb?
Am meisten zieht das Ausbildungsprogramm Modern Music (MM). Hier gehts «Hands on» um das Erschaffen von Musik. Innerhalb dieses Zweigs können sich die Studenten spezialisieren: Gitarre, Gesang, Keyboard, Bass, Drums, Songwriting und Lobpreisleitung. Da die Modern Music-Studenten auch in Bands eingeteilt und gleichzeitig individuell an ihrem Instrument ausgebildet werden, ist dieses Programm sehr praxisnah ausgelegt. Zum Studienprogramm MM gehören unter anderem sechs Stunden individuelle Übezeit pro Woche an ihrem Instrument, so dass sie auch in der Zeit nach der SWS sich solide in unterschiedlichen Genres musikalisch ausdrücken können. Weiterhin erwartet die Studenten theologische und persönlichkeitsbildende Fächer wie z.B. Kirchenmusikgeschichte, Einführung Altes und Neues Testament, geistliches Leben etc. 

Wohin verschlägt es die Studenten nachher?
Unsere Absolventen schlagen nach dem Jahr an der SWS unterschiedlichste Wege ein. Einige haben sich bisher erfolgreich für weiterführende Musikhochschulen qualifiziert (z.B. die Popakademie in Mannheim oder Institut für Musik der Hochschule Osnabrück), andere studierten Musiktherapie, Logopädie oder soziale Arbeit. Was bei allen bleibt, ist die Liebe zu Gott, zu der Musik und zu ihren Mitmenschen.

Eine ganz besondere Geschichte: Der Jahrgang von 2013/14 hat nach dem Studium an der SchallWerkStadt ein Netzwerk gegründet, das sogenannte «Vereint. Netzwerk». Sie führen regelmässig Workshops in Gemeinden oder auch Konzerte in unterschiedlichsten Locations durch. Im letzten Sommer sind sie als Crew eines alten Kutters in der Ostsee mitgesegelt und haben abends in unterschiedlichen Häfen vom Schiff aus Konzerte gespielt; ein grossartiges Projekt.

Welche Trends sehen Sie in der Musik und im Worship?
Es ist schön zu sehen, dass die junge Generation sich nach langen und intensiven Zeiten der Anbetung sehnt. Es ist ein neuer Hunger nach Gottes Gegenwart, seinem Reden und Wirken entstanden. Als schwierig empfinden wir die oft zu kurz kommende Übertragung auf das tägliche Leben. Wie kann sich Anbetung Gottes darin zeigen, wie ich meinen Alltag lebe, mit meinem Mitmenschen umgehe, mich für Gottes Reich und seine Gerechtigkeit auf Erden einsetze? Wie können wir verhindern, dass wir ein «Doppelleben» führen: völlig hingegeben stundenlang «ich liebe dich» singen, aber im Alltag über schwere Fragen oberflächlich hinweg gehen, weil uns die Tiefe und der Mut fehlt, Gott wirklich in alle Lebensbereiche einzuladen?

Wie sehen Wirkungsfelder ausserhalb des Kirchen-Kuchens aus?
Sehr beliebt sind zurzeit Wohnzimmerkonzerte. Gerade für unsere Songwriting-Absolventen ist das eine prima Möglichkeit, mit ihren eigenen Songs aufzutreten, ohne dass Veranstalter eine teure Location buchen müssen. Diese Konzerte sind nahbar und bieten so einen Rahmen, um Konzertbesucher mit ihren Songs und Stories persönlich zu erreichen. Weitere Wirkungsfelder unserer aktuellen Studenten sind gemeinnützige Dienste (Dorffeste, Hausaufgabenbetreuung für sozial benachteiligte Kinder, Dienst in Altersheimen) oder Mitwirkung bei Jugendveranstaltungen. 

Haben Sie noch ein paar Tipps für Künstler und Musiker, die sich bis jetzt noch nicht so getraut haben?
Nur Mut, einfach anfangen! Aus unserer Erfahrung haben die «stilleren» Musiker oft mehr zu sagen als diejenigen, die sehr selbstbewusst daherkommen. Fang an, Texte zu schreiben. Überleg dir EIN Thema. Wähle deine Sprache «sensorisch» (also was du anfassen, sehen, schmecken, riechen kannst). Brainstorme, starte mit einer einfachen Übung: Schreibe innerhalb von fünf Minuten (keine Sekunde länger!) alles auf zum Thema «Der Wecker klingelt am Morgen». Vielleicht ergeben sich so interessante Ideen für einen neuen Song? (Buchtipp: «Songwriting Without Boundaries» von Pat Pattinson)

Zum Ausklingen noch eine Kernaussage aus der Vision der SchallWerkStadt: Wir glauben, christliche Künstler und Musiker sind gefordert, wieder deutlich zu machen, dass Christsein alle Bereiche des Lebens umfasst. Sie sollen bereit sein, die Kulturlandschaft mit Wertvorstellungen zu prägen, die sie aus der Bibel und einer lebendigen Beziehung zu Gott und zu seiner Gemeinde schöpfen.

Folge-Projekt ehemaliger Studenten:

 

Weitere Infos:
Das neue Studienjahr beginnt am 18. September. Noch kann man sich dafür auf der Webseite bewerben.

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Datum: 16.05.2019
Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

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