Erstmals werden die bekannten Bilder des Malers Willy Fries nicht nur gezeigt, sondern aufgeführt – in der «Toggenburger Passion». Zu sehen ist die Passion Jesu, die geographisch nach Wattwil versetzt wurde. Jesus wird nicht von römischen Streitkräften gefangen genommen, sondern von Schweizer Soldaten.
Willy Fries studierte als junger Kunststudent in den Vorkriegsjahren in Berlin altitalienische Malerei und moderne Kunst. Zur gleichen Zeit bildete sich dort auch Dietrich Bonhoeffer aus, zwischen den beiden entstand eine Freundschaft. «Die beiden beobachteten, was sich mit dem aufkommenden Naziregime anbahnte», sagt Erich Stoll, der die «Toggenburger Passion» nun halbszenisch auf die Bühne bringt. «Fries und Bonhoeffer richteten sich im Untergrund, in einem Kellerraum ein und gingen mit Karikaturen und Skizzen gegen das Regime an.» Fries zeichnete, Bonhoeffer schrieb die Texte.
«Dank seinem Schweizerpass konnte Fries im letzten Moment mit dem letzten Zug Berlin verlassen, während Bonhoeffer die Ausreise nicht mehr gelungen ist, er wurde gefangen genommen», sagt Stoll. Seine Geschichte wurde tragisch. «Er wurde gefangen genommen. Als aufrechter Mann sprach er den Mitleidenden, den Mitgefangenen Mut zu, später aber wurde er gefoltert und umgebracht.» Bonhoeffer wurde am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg hingerichtet.
Bilder verboten
Willy Fries kehrte ins heimische Toggenburg zurück, wo er nach einer schweren, depressiven Krise die grosse Passion in 18 Grossbildern malte, die Geschichte von Jesu, sein Einzug in Jerusalem bis Pfingsten. Erich Stoll: «Aber mit dem Unterschied, dass er das Geschehen in seine Heimat, ins Toggenburg, verlegte. Und genau das wurde ihm zum Verhängnis.» Als die Bilder fertig waren, fanden sich die Menschen in den Bildern wieder. Zum Beispiel das berühmte Bild «Gefangennahme»: Jesus wurde auf diesem Gemälde in einem Schweizer Buchenwald verhaftet, von Schweizer Soldaten, mit Schweizer Stahlhelmen. «Das passte unserer Regierung und dem Volk nicht, dass sie an der Gefangennahme von Jesus beteiligt gewesen sein sollen. Und so wurden die Bilder verboten und verschwanden sofort ins Ausland.»
Halboper
Bereits mehrfach zeigte Erich Stoll mit seinem Chorprojekt «Chores» die Toggenburger Passion mit der Musik von Peter Roth und den Bildern von Willy Fries. «Bisher hatten wir die Originalbilder dabei und stellten se bei den Auftritten aus. Nun projizieren wir sie nicht mehr, wir spielen sie. Die markanten Szenen der Passion sind halbszenisch im Konzert eingebaut. Es gibt eine Minioper, eine Halboper daraus.»
Man habe das Gefühl, dass die Kreuzigung hier und jetzt geschehe und dass «Jesus jetzt gerade umgebracht wird und Golgatha jetzt im Konzertraum statt findet.»
Die Bilder werden von den Solisten dargestellt, Jesus trage das Kreuz eins zu eins. «Und der Machthaber, der sich bekehrt, legt in seiner grossen Arie seinen Helm und seinen Mantel vor dem Kreuz ab.»
80 auf der Bühne
80 Sänger stehen auf der Bühne, sie spielen zudem das Volk. «Dieses ist sich unsicher, es ist zwischen schwarz und weiss hin und hergerissen, das Volk wird Jesus verspotten, das Volk wird ihn ans Kreuz verlangen, aber es ist auch das Volk, das dann Pfingsten erlebt und den heiligen Geist empfängt.
Die Toggenburger Passion wird vorerst fünfmal in der Schweiz aufgeführt, aus Italien ist zudem eine Anfrage an der hochdeutsch aufgeführten Produktion da und auch Deutschland ist ein Thema, nachdem «Chores» in einem früheren Jahr bereits in Österreich spielte.
Termine
Samstag, 09. April 2011 Kirche Huttwil - 20 Uhr
Mittwoch, 13. April 2011
Kirche Jegenstorf - 20 Uhr
Samstag, 16. April 2011 Gemeindesaal
Schüpfen - 20 Uhr
Donnerstag, 21. April
2011 Martinskirche Basel - 20 Uhr
Sonntag, 05. Juni 2011 Grosser
Konzertsaal Solothurn - 17 Uhr
Webseite
www.chores.ch
Datum: 07.04.2011
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch