Statt «Biblischer Geschichte» (fakultativ, als kantonales Fach abgeschafft) sollen die Kinder im neuen Fach christliche Werte und Traditionen sowie Kenntnisse anderer Religionen vermittelt bekommen. Das Fach ist nach dem Willen des Bildungsrats obligatorisch, ohne Abmeldemöglichkeiten. Die Primarschüler sollen von der ersten Klasse an lernen, mit „religiösen Sachverhalten“ – unterschieden von „religiösen Fragen“ – umzugehen. „In der Schule sollen die Schülerinnen und Schüler die religiösen Traditionen kennen lernen, die für das Verständnis der Gesellschaft und der heutigen Welt wichtig sind.“ Dazu gehören, so die Begründung des neuen Fachs in der Einleitung zum Lehrplan, „Elemente aus der christlichen Überlieferung und aus anderen Religionen“. Ein Schwerpunkt des Primarschulfachs liegt „auf Überlieferungen des Christentums als der die Gesellschaft im Kanton Zürich und ihre Wertvorstellungen prägenden Religion und behandelt ihre kulturellen und gesellschaftlichen Auswirkungen“. Die Primarschüler sollen nach dem Willen der multikulturell orientierten Pädagogik-Strategen „ihre Lebenswelt und die Werte, von denen sie geprägt und bestimmt sind, kennen lernen und Handlungsweisen, die sich von den eigenen unterscheiden, einordnen können“. Das Fach zielt auf eine „Haltung des Respekts, der Nachdenklichkeit und der Offenheit“. Wie gering der Einfluss der Religionsgemeinschaften ist, zeigt sich darin, dass neben ihren Vertretern auch Religionswissenschaftler bei der Erstellung der Lehrmittel konsultiert werden. Von ihnen heisst es, sie hätten die Meinung vertreten, „dass Religiosität nicht von vornherein jedem Menschen gegeben ist, sondern durch die Erziehung aufgebaut wird“. Laut dem grundlegenden Bildungsratsbeschluss vom Februar 2006 wird an den 1. bis 3. Klassen je eine Wochenlektion für das Fach Religion und Kultur in den Unterrichtsbereich „Mensch und Umwelt“ integriert. An der Mittelstufe wird „Mensch und Umwelt“ und damit auch die Gesamtlektionenzahl für die Schülerinnen und Schüler um eine Wochenlektion erhöht. Schon in der 1. bis 3. Klasse sind Geschichten aus „verschiedenen Kulturen und religiösen Traditionen“ dran und ihre Feste sollen behandelt werden. Neben biblischen Geschichten (darunter „Geschichten von und über Jesus“) gehören die „Geburtsgeschichten grosser Gestalter der Religionen“ zum Orientierungswissen, das zu erarbeiten ist. In der Mittelstufe folgen die Lebensgeschichten von „Buddha, Mohammed u.a.“. Es heisst, der Unterricht sei so konzipiert, dass er ohne Beeinträchtigung der Glaubens- und Gewissensfreiheit besucht werden könne. Mit dem Lehrplan hofft die Bildungsdirektion die hängige Volksinitiative für die Beibehaltung von „Biblischer Geschichte“ politisch zu erledigen. Der Regierungsrat beantragt dem Kantonsrat ihre Ablehnung. Die Abstimmung muss bis September 2007 erfolgen. Grundlegender Beschluss des Bildungsrats vom Februar 2006 (pdf) Forum: Schreiben Sie im Livenet.ch-Forum Ihre Meinung zum neuen Fach "Religion und Kultur". Bildungsdirektorin Regine Aeppli besteht auf dem Obligatorium.Regine AeppliReligionen als Traditionen gelehrt
„Respekt, Nachdenklichkeit, Offenheit“
Geschichten, Feste, Lebensbilder – von Mose bis Mohammed
Glaubensfreiheit für Abc-Schützen gewahrt?
Beschluss zum Lehrplan vom Oktober 2006 (pdf)
Lehrplan (pdf)
Datum: 27.11.2006
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch