Nicht nur ist der politische Druck auf die Schule und ihre Qualität sind gestiegen. Die Schule soll diesen Auftrag auch noch mit weniger Geld ausführen. Doch das ist nur die eine Seite: Auch auf informationstechnischem Gebiet hat sich vieles verändert. Daniel Kummer, Leiter der Abteilung Pädagogik der Vereinigten Bibelgruppen (VBG), weist in einem Artikel in der Zeitschrift „Bausteine“ daraufhin, wenn er schreibt: „In den letzten 20 Jahren hat sich der Zugang zu Information und damit verbunden die Möglichkeit, sich selbständig zu bilden, drastisch erweitert. Der Hauptauftrag der Bildung bestand während Jahrhunderten darin, Kindern und Jugendlichen Zugänge zur Welt zu eröffnen, die sie nicht vor der Haustüre antrafen oder nicht einfach so verstehen konnten. Bildung sollte ein Fenster zur Welt eröffnen und so Bilder des Lebens zugänglich machen.“ Doch wir stehen vor einer neuen Situation. Daniel Kummer: „Heute leben wir in einer enormen Bilder- und Informationsflut. Den gesellschaftlichen Wandel, der dadurch eingeleitet wird, können wir noch in keiner Weise abschätzen oder beurteilen ...“ Damit wird sich aber der Auftrag der Bildung grundsätzlich wandeln.“ Heute gehe es weniger darum, den Kindern den Zugang zur Welt zu eröffnen. Wer sachliche Informationen suche, könne dies mit der Hilfe technischer Mittel einfacher und sogar zuverlässiger tun, als durch eine Lehrerperson. Das Internet lässt grüssen. Damit ändere sich auch das Berufsbild der Lehrpersonen. Es gelte heute vor allem, die natürliche Neugier der Kinder zu bewahren. Ausserdem müssen die die Sinnfrage im Vordergrund stehen. Kummer: „Nur wer klare Ziele hat, gibt die Gestaltung und Sinnorientierung seiner Lebenszeit nicht in fremde Hände. Nicht der starke Wille, sondern die starken Ziele sind es, die wirklichkeitsgestaltend sind.“ Kummer glaubt allerdings nicht, dass mit direkten politischen Forderungen die Schule erneuert werden kann: „Ich hoffe, dass sich Einzelpersonen als Sinnstifter in die Schule investieren oder einzelne Gruppen von visionären Menschen Schulinitiativen gründen und sich so der Zukunft der Kinder annehmen.“ Laut Kummer gibt es dazu auch geeignete Beispiele. Er verweist auf die Niederlande, wo jede gesellschaftliche Gruppe bei genügend Anmeldungen eine Schule gründen könne, die dann zu 100% vom Staat finanziert werde. Weil keine Schule Gelder erheben darf, stünden diese Schulen unter keinem finanziellen Wettbewerb, so dass reichere Gesellschaftsschichten nicht begünstigt würden. Der Wettbewerb zwischen den Schulanbietern erstreckt sich ausschliesslich auf die pädagogische Ausstrahlungskraft beziehungsweise die Sinnstiftung in der Schule. Kummer dazu: „Ein solches Schulmodell ist innovationsfreudig und ermöglicht es den motivierten und visionären Gruppen in der Gesellschaft, Schule zu machen.“ Quelle: Livenet/ BausteineNeue Situation
Neues Berufsbild
Visionäre gefragt
Datum: 13.02.2004
Autor: Fritz Imhof