Der Prophet (5)

Elia im Total-Frust

Eben hat er triumphiert. Aber nach der Hochspannung ist die Luft draussen. Elia sieht keinen Weg mehr.
Unter einem Ginsterstrauch schliesst Elia mit Gott ab.

Es war ein Tag wie kein anderer. Elia hat dem Volk, König Ahab und den Baalspropheten demonstriert, dass Gott Gott ist – und nicht der Baal, dem sie neuerdings frech in der Hauptstadt Samarias Opfer bringen. Gott hat auf dem Karmelberg den Altar entzündet, als Elia ihn anrief – nachdem die Meute der Baalisten stundenlang vergeblich in den Himmel hinaufgeplärrt hatte.

Nach dem Triumph…

Die Königin Isebel, die dem Baal frönt, hatte Ahab dazu verleitet, die Propheten Gottes im Land zu massakrieren. Mit der Tötung der Baalspropheten nach der Feuerprobe auf dem Karmel sind die Spiesse wieder gleich lang: Gelegenheit für einen Neuanfang. Es folgt die zweite Sensation, am Abend des Grosskampftags: Gott bringt Wolken vom Meer und lässt – zum erstenmal seit drei Jahren – regnen. Auch das müsste Ahab klar machen: Nur mit Gott hat er Zukunft.

Elias Energie scheint unerschöpflich. Ahab fährt auf seinem Kampfwagen in den Palast zurück – Elia läuft, vom Geist Gottes gepowert, vor ihm her. Als wollte er Ahab bedeuten: Hier ist die Kraft für eine Politik, die Segen bringt.

…die Morddrohung!

In der Residenz angekommen, rapportiert Ahab Isebel das Geschehene. Beschönigen kann er nichts. Ihre Leute sind auf der ganzen Linie unterlegen. Die Queen ist ausser sich. Ihre 450 Priester konnten nichts ausrichten gegen einen Mann, wurden erst lächerlich gemacht und dann getötet??

Grün im Gesicht schwört sie Rache. Ahab zuckt mit den Schultern. Durch einen Boten lässt sie Elia sagen: «Die Götter sollen mir antun, was sie wollen – morgen um diese Zeit werde ich dich so zurichten, dass du wie einer von ihnen bist.»

Frust und Vorwürfe

Flucht! Flucht! Elia hat nur noch einen Gedanken. Er läuft um sein Leben. Dass Isebel nicht gleich klein beigeben würde, war zu befürchten. Aber dass Ahab auch jetzt nicht für die Sache Gottes hinsteht und Elia, den Regenmacher, in Schutz nimmt, macht ihn fertig. Gott, hast du nicht triumphal gewonnen auf dem Berg und dich als der wahre Gott bewiesen? Warum jetzt dies? Warum nach dem Sieg und dem Regen diese kalte Mordansage? Isebel wütet weiter! Gott, das ist zu viel für mich! So mach ich nicht mehr mit…

Irgendwie schafft er es aus dem Staatsgebiet. Und läuft weiter, bis nach Beer-Scheba, am Rand der Wüste. Dort lässt er seinen Burschen zurück und schleppt sich nochmals einen Tagesmarsch in die Einöde. Nun ist er allein.

«Es ist genug, Gott»

Unter einem Ginsterstrauch schliesst er mit Gott ab. Der Kampf ist aus. Wozu das alles? Elia wünscht sich den Tod. «Es ist genug, Jahwe, nimm nun mein Leben, denn ich bin nicht besser als meine Vorfahren.» Sie schafften es nicht, der Neigung zu fremden Göttern im Land zu wehren – nun unterliegt auch Elia – so sehr er gekämpft hat…

Erschöpft legt er sich hin und schläft ein. Schläft um nicht mehr aufzuwachen. Schluss mit dem einsamen Ringen, das nichts bringt.

Die Bibel berichtet über Elias Frust und Flucht im 1. Buch der König, Kapitel 19.

Lesen Sie die ersten Teile der Elia-Serie:
Elia und die Baal-Konjunktur
Elia und die Himmelsdiät
Elia und der Stabchef
Elia und das Feuer vom Himmel

Datum: 03.06.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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