«Pioneer Academy»

Gottes Leben für Subkulturen um die Ecke

Geh hin zu denen, deren Lebenswelt nach ganz eigenen Regeln, ohne Glaube und Kirche tickt - und lebe mit ihnen. Mit der neu gegründeten «Pioneer Academy» wollen IGW und ein Team um Florian und Anni Bärtsch wagemutige Gemeindegründer für die Szenen und Subkulturen unserer Gesellschaft trainieren.
Partner für eine Pionier-Ausbildung: Florian Bärtsch (links) und Michael Girgis, IGW.
In welcher Welt lebt der Schöpfer dieses «Kunstwerks» in Züri-West?
Christen sollen sich hineinwerfen lassen in Lebenswelten: Florian Bärtsch.

«Learning by Going» proklamiert die Website der Akademie - mit einem Fallschirmspringer. Die Pioniere sollen hinausspringen und sich einlassen auf Subkulturen und Volksgruppen von Migranten. Diese entwickeln in der Postmoderne gemäss der Analyse, die Florian Bärtsch von Felicity und Tony Dale und Francis Orr Ewing übernimmt, ein kaum fassbares Eigenleben. Gruppen und Szenen schotten sich von der Mehrheitsgesellschaft zunehmend ab. «Für Heavy Metal-Leute ist es kulturell sozusagen unmöglich, den Weg in eine evangelische Gemeinde zu finden», meint Bärtsch. «Sie sind zu weit draussen, die Hürden einfach zu hoch.»

Im Europa der Subkulturen...

Was tun? Die «missionale Theologie» will die Besonderheiten dieser Szenen erkennen und ernst nehmen. Christen sollen sich in einer umfassenden Weise in sie hineingeben, auch den bewährten Lebensstil ihrer Heimatgemeinde aufgeben, um sich selbst als Evangelium in die Zielgruppe «hineinzuwerfen» und mit ihren Menschen lebendigen Glauben zu entdecken.

Der Anglikaner Ewing findet im Umkreis von 3 km um seine Kirche in der Londoner Innenstadt 340 voneinander unabhängige Subkulturen ohne kirchlichen Einfluss. In Zürich Nord hat das Team von Bärtsch 80 Szenen gezählt. Soziologen schätzen, dass in den USA 65 Prozent der Bevölkerung in solchen kirchenfernen Milieus leben, in Europa und Australien schon 75 Prozent oder mehr. Kurz: So wie sie bisher arbeiten, erreichen die Kirchen mit dem Evangelium bloss noch eine (weiter schrumpfende) Minderheit.

...organische Gemeinden gründen

Evangelisten finden sich damit nicht ab. Der weitgereiste Florian Bärtsch verweist im Gespräch mit Livenet auf die Gleichnisse von Jesus im 13. Kapitel des Matthäusevangeliums, die von der Ausbreitung des Reiches Gottes handeln. Neben dem Gleichnis von der Ernte, dem Einbringen des gereiften Weizens in die Scheune, hat das Gleichnis vom Unkraut und seine Deutung durch Jesus (Matthäus 13,38!) für Bärtschs und ihr Team eine neue Dringlichkeit bekommen. «Da geht es nicht um mehr Aktivitäten, welche die fürs Evangelium bereiten Menschen abholen, sondern dass wir als Nachfolger Jesu ins Unerreichte geworfen werden und dort bleiben und Gemeinschaften sammeln.» In Zürich Nord soll dies vorerst in 7-8 Subkulturen geschehen.

Bodennahe vierjährige Ausbildung

Darum hat die «Pioneer Academy» (PA), deren erster Kurs im September 2010 starten soll, neben den theologischen Kursen bei IGW (Institut für Gemeindebau und Weltmission in Zürich) einen starken Praxisanteil. Theologie und Gemeindegründung werden aufeinander bezogen, indem die Studierenden wöchentlich drei Tage am IGW lernen und zwei im Projekt mitarbeiten. Zudem sollen sie laut Prospekt einen Tag pro Woche einem Broterwerb nachgehen. Gegen 70 der für den Bachelorgrad in missionaler Theologie erforderlichen Credits (Praxis, Studien und Abschlussarbeit) werden in der PA erworben. Voraussetzung für die Aufnahme ins Programm ist eine «Berufung für den Pionierdienst», die sich im Gespräch mit den Initianten erweisen und von der Herkunftsgemeinde bestätigt werden soll.

Links zum Thema:
Website der Pioneer Academy
«Gemeinde zwischen Tradition, Innovation und Illusion»: Forschungstag des Forschungsinstituts Gemeinde Schweiz FIGS am 8. Mai in Hunzenschwil AG

Datum: 26.03.2010
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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