Reinhard Bonnke

«Mähdrescher Gottes» in Afrika – Evangelist in Zürich

Was ist von den schweren Vorwürfen gegen Reinhard Bonnke zu halten? Livenet hat nachgefragt.
Reinhard Bonnke: ein Europäer für Schweizer…
…ein Kämpfer gegen die geistliche Finsternis in Afrika.

Im Vorfeld von Reinhard Bonnkes Auftritt im Hallenstadion deckten Medien das ICF mit harscher Kritik ein.Der Tages-Anzeiger, sonst Verfechter eines weltoffenen Zürich, fragte: «Wie gefährlich ist der ‚Mähdrescher Gottes‘?» Hugo Stamm bezeichnete Bonnkes Heilungsgottesdienste in Afrika im Vorfeld als «Scharlatanerie» und ihn selbst als «realitätsfremd und verblendet». Von Freidenkern wurde Bonnke am Pfingstsamstag als «Kriegsverbrecherfreund» verunglimpft. Der Tages-Anzeiger unterstellte ihm «gute Beziehungen zu den ehemaligen Diktatoren Charles Taylor von Liberia oder Sani Abacha von Nigeria». Von Abacha habe Bonnke 100‘000 Dollar angenommen. – Was ist von den Vorwürfen zu halten?

Dollars von Abacha

Jede Firma und Organisation, die in Westafrika Grossprojekte durchführt, kommt mit korrupten Herrschern und Beamten in Kontakt; dies ist nicht zu vermeiden. Gegenüber Livenet hat Siegfried Tomazsewski, Europadirektor von Bonnkes Organisation «Christus für alle Nationen» (CfaN), bestätigt, dass die Dollarnoten «in der Nacht durch einen persönlichen Boten des Präsidenten ins Hotelzimmer gebracht» wurden. Bonnke entschied, die Summe für die Verkündigung des Evangeliums in Afrika einzusetzen. «Eine bessere Verwendung hätte es unserer Meinung nach gar nicht geben können. Es diente dem Heil der Menschen.»

Im Gespräch mit Taylor

Der liberianische Ex-Diktator Charles Taylor ist in Den Haag wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt. Laut Bonnkes Autobiografie nahm Taylor «an jedem Gottesdienst von CfaN in Monrovia teil. Man brachte grosse Sessel und sehr viel militärisches Personal zu seiner Sicherheit mit. Ich sprach des Öfteren seelsorgerlich mit ihm. Das ist meine Pflicht als Evangelist.» Jesus sei in das Haus des grössten Verbrechers in Jericho gegangen, um ihn zu retten, argumentiert Bonnke.
Dass grausame Herrscher sich periodisch als Büsser gebärden, ist nichts Neues; das bekannteste historische Beispiel ist wohl der russische Zar Iwan der Schreckilche. Gleichwohl hätte Bonnke gut daran getan, den Kontakt, den Taylor suchte, nicht mit einem Bild in seinem Buch zu dokumentieren.

Scharlatan?

Auch wenn Afrikaner sich leichter begeistern (und täuschen) lassen: Es ist schwer vorstellbar, dass Bonnke als Scharlatan in Nigeria über viele Jahre hätte Mega-Events durchführen können und weiter eingeladen würde von christlichen Dachverbänden wie der «Pentecostal Fellowship of Nigeria» (82 Kirchen), der umfassenden «Christian Association of Nigeria» und der Anglikanischen Kirche des Landes. Sein Ruf in Nigeria wäre im Eimer, würden Heilungen nicht tatsächlich und nachhaltig erfolgen.
«Die beste Prüfung findet direkt dort statt, wo der ehemals Kranke zu Hause ist», gibt Tomazsewski zu bedenken. «Stellen Sie sich einmal vor, ein blindes Kind kommt mit seinen Eltern in die Veranstaltung und wird dort geheilt. Es geht zurück in sein Dorf zu seiner Sippe. Da ist die Heilung offensichtlich und braucht nicht viel Überprüfung.» Andere Heilungen seien per Attest bestätigt worden, auch von europäischen Ärzten. Der CfaN-Direktor verweist auf die DVD «7 Wunder und 1 Märtyrer».

Funke ins Pulverfass?

Die Situation im Teilen von Nord-Nigeria ist seit Jahren explosiv. 1991 kam es in der Metropole Kano zu Unruhen. Bonnkes Besuch dürfte die Stimmung angeheizt haben. Es folgten neun Jahre ohne Grossevangelisation in Nigeria; erst seit 2000 führt CfaN im bevölkerungsreichsten Land Afrikas wieder Veranstaltungen durch. Die meisten finden im christlich geprägten Süden statt; ein nicht zu unterschätzendes Element ist der Kampf gegen Zauberei und Aberglauben.
Zieht Bonnke armen Afrikanern das Geld aus der Tasche? Tomazsewski: «Wir sammeln in den westlichen Staaten, um den Dienst an den Menschen in Afrika zu tun. Ab und an wird von den lokalen mitarbeitenden Gemeinden eine Opfersammlung organisiert, die aber im Gesamtaufwand nicht massgeblich ist.»

Webseite:
Reinhard Bonnke und «Christus für alle Nationen»
ICF mit Reinhard Bonnke im Hallenstadion

Datum: 16.06.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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