Bibelstudium: Römer 12, 9-22

Bibelstudium

Ermutigung zu einem Leben aus Gottes Geist

9 Eure Liebe muss aufrichtig sein. Und wie ihr das Böse hassen müsst, sollt ihr das Gute lieben. 10 In herzlicher Liebe sollt ihr miteinander verbunden sein, und gegenseitige Achtung soll euer Zusammenleben bestimmen. 11 Setzt euch unermüdlich für Gottes Sache ein. Lasst euch ganz vom Heiligen Geist durchdringen, und steht Gott jeden Augenblick zur Verfügung. 12 Seid fröhlich in der Hoffnung darauf, dass Gott seine Zusagen erfüllt. Seid standhaft, wenn ihr verfolgt werdet. Und lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen. 13 Helft anderen Christen, die in Not geraten sind, und seid gastfreundlich! 14 Wenn Menschen euch das Leben schwermachen2, so betet3 für sie, statt ihnen Schlechtes zu wünschen [c]. 15 Wenn andere fröhlich sind, dann freut euch mit ihnen. Weint aber auch mit den Trauernden! 16 Seid einmütig untereinander und streitet nicht. Versucht nicht immer wieder, hoch hinauszuwollen, sondern seid euch auch für geringe Dinge nicht zu schade. Hütet euch vor Selbstüberschätzung und Besserwisserei. 17 Vergeltet niemals Unrecht mit neuem Unrecht. Seid darauf bedacht, allen Menschen Gutes zu tun. 18 Soweit es irgend möglich ist und von euch abhängt, lebt mit allen Menschen in Frieden. 19 Liebe Freunde, denkt daran, dass es nicht eure Sache ist, euch selbst Recht zu verschaffen. Überlasst dieses Urteil vielmehr Gott4, denn er hat gesagt: «Es ist allein meine Sache, Rache zu nehmen. Ich werde alles vergelten.»5 20 Handelt so, wie es die Heilige Schrift von euch verlangt: «Wenn dein Feind hungrig ist, dann gib ihm zu essen; ist er durstig, gib ihm zu trinken. So wirst du 'feurige Kohlen auf seinem Haupt sammeln', du wirst ihn überwinden.»6 21 Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute.

Übersetzung: Hoffnung für Alle

Kommentar

In unserer Gesellschaft
12,9
Als nächstes führt Paulus einige Eigenschaften an, die jeder Gläubige in seinem Umgang mit anderen Christen und den Unbekehrten entwickeln soll. "Die Liebe" soll "ungeheuchelt" sein. Wir sollten nie die Liebe als Maske tragen, sondern sollten sie echt, treu und ungekünstelt weitergeben. Wir sollten alle Formen des "Bösen" verabscheuen und alles "Gute . . . festhalten". In diesem Zusammenhang bedeutet "das Böse" wahrscheinlich alle Einstellungen und Taten der Lieblosigkeit, der Bosheit und des Hasses. Das "Gute" bedeutet im Gegensatz dazu jede Auswirkung übernatürlicher Liebe.

12,10 In unseren Beziehungen mit denen, die in der Haushaltung des Glaubens leben, sollten wir unsere Liebe durch zarte Zuneigung zeigen, nicht durch kalte Gleichgültigkeit oder routinemässiges Abfertigen. Wir sollten es vorziehen, wenn andere geehrt werden und nicht wir selbst. Einmal sass ein geliebter Diener Christi vor einer Versammlung mit anderen

"Grössen" in einem Nebenraum. Einige waren schon auf der Kanzel gewesen, ehe er an der Reihe war. Als er zur Tür hereinkam, empfing man ihn mit donnerndem Applaus. Er ging schnell zur Seite und klatschte mit, damit er nicht jemandem die Ehre nahm, die seiner Meinung nach ganz gewiss nicht ihm gebührte.

12,11 Hfa übersetzt hier sehr treffend: "Setzt euch unermüdlich für Gottes Sache ein. Lasst das Feuer des Heiligen Geistes in euch brennen, und steht Gott jeden Augenblick zur Verfügung." Das erinnert uns an die Worte in Jeremia 48, 10:

"Fluch über jeden, der nur halbherzigausführt, was der Herr will!" (GN).

Dem Menschen steht's nicht zu,
Sein Leben zu vergeuden, das so kurz ist.
Und die Sünde wohnt noch hier.
Unsere Lebensdauer gleicht dem Fallen
Eines Blattes
und dem Tropfen einer Träne.
Wir haben keine Zeit, die Stunden zu
vertreiben,
Alles muss gewissenhaft sein in einer
Welt wie der unsrigen.

Horatius Bonar

12,12 Ganz gleich, wie unsere gegenwärtigen Umstände sein mögen, wir können und sollen uns unserer "Hoffnung" freuen - Hoffnung auf das Kommen unseres Heilandes, auf die Erlösung unseres Leibes und die ewige Herrlichkeit. Wir werden ermahnt, "in Trübsal" auszuharren, d. h. in ihr geduldig zu bleiben. Solche Geduld, die alles erobert, ist eine der Eigenschaften, die es möglich machen, Unglück in Herrlichkeit zu verwandeln. Wir sollten "im Gebet" standhaft sein. Im Gebet wird nämlich das Werk verrichtet und werden Siege erkämpft. Das Gebet bringt Kraft in unser Leben und Friede in unser Herz. Wenn wir im Namen des Herrn Jesus kommen, dann kommen wir der Allmacht so nahe, wie es für einen sterblichen Menschen nur möglich ist. Deshalb erweisen wir uns einen Bärendienst, wenn wir das Gebet vernachlässigen.

12,13 Bedürftige Heilige gibt es überall - Arbeitslose, diejenigen, die von Kredithaien betrogen wurden, vergessene Prediger und Missionare in den abgelegensten Ecken der Erde und ältere Menschen mit einer mageren Rente. Das echte Zusammenleben im Leib Christi bedeutet, dass wir mit den Bedürftigen teilen.

Phillips hat den zweiten Teil des Verses so umschrieben: "Niemandem ein Essen oder ein Bett neiden, die eines brauchen." "Gastfreundschaft" ist eine vergessene Kunst. Zu kleine Wohnungen und Häuser werden als Ausrede dafür missbraucht, durchreisende Christen nicht aufzunehmen. Vielleicht möchten wir uns die Arbeit und Unbequemlichkeit nicht aufhalsen. Doch wir vergessen, dass wir, wenn wir Christen beherbergen, quasi den Herrn selbst beherbergen. Unsere Familien sollten so offen sein wie Bethanien, wo Jesus gerne Station machte.

12,14 Wir sind aufgerufen, unseren Verfolgern Freundlichkeiten zu erweisen, statt zu versuchen, es ihnen auf irgendeine Art heimzuzahlen. Wir benötigen göttliches Leben, um Unfreundlichkeit und Verletzungen mit Freundlichkeit begegnen zu können. Die natürliche Reaktion darauf besteht in Fluchen und Rachegelüsten.

12,15 Einfühlungsvermögen ist die Fähigkeit, die Gefühle und Empfindungen anderer Menschen in besonderem Masse zu teilen. Normalerweise tendieren wir dazu, neidisch zu werden, wenn andere sich freuen, und uns abzuwenden, wenn andere trauern. Gottes Art und Weise ist es, die Freuden und Leiden unserer Mitmenschen zu teilen.

12,16 "Gleichgesinnt gegeneinander" zu sein bedeutet nicht, dass wir im Unwesentlichen gleicher Meinung sein müssen. Es geht hier nicht um eine Uniformität der Ansichten, sondern eher um harmonische Beziehungen untereinander.

Wir sollten jeden Anschein von Snobismus vermeiden und sollten uns "niedrigen", einfachen Menschen genauso widmen wie den Reichen und Einflussreichen. Als ein berühmter Christ am Flughafenterminal ankam, wurde er von den Ältesten der Gemeinde abgeholt, in der er sprechen sollte. Das Auto, das ihn abholte, sollte ihn zu einem Luxushotel bringen. "Wer beherbergt normalerweise hier die Prediger, die zu Besuch kommen?" fragte er. Sie nannten ein älteres Ehepaar in einem bescheidenen Haus in der Nähe. "Dort würde ich viel lieber wohnen", sagte er.

Und wieder warnt der Apostel die Gläubigen davor, sich "selbst" für "klug" zu halten. Die Erkenntnis, dass wir nichts haben, das wir nicht empfangen hätten, sollte uns vor einem aufgeblasenen Wesen bewahren.

12,17 "Böses mit Bösem" zu vergelten ist in der Welt üblich. Die Menschen sagen: "Wie du mir, so ich dir" oder: "Er bekommt nur, was er verdient" oder: "Das werde ich dir heimzahlen!" Doch diese Freude an der Rache sollte keinerlei Platz im Leben der Erlösten haben. Statt dessen sollten sie, wenn sie durch Worte verletzt werden, anständig bleiben, wie in allen Lebensumständen. "Bedacht sein auf" bedeutet: für jemanden mitdenken, oder für etwas Sorge tragen, dass es geschieht.

12,18 Christen sollten nicht unnötig provozieren oder Streit suchen. Die Gerechtigkeit Gottes wirkt sich nicht in Zorn oder Streitlust aus. Wir sollten den Frieden lieben, ihn immer wieder schliessen und aufrechterhalten. Wenn wir andere verletzt haben oder selbst verletzt worden sind, dann sollten wir unermüdlich auf eine friedliche Lösung des Konfliktes hinarbeiten.

12,19 Wir müssen uns der Neigung widersetzen, Unrecht, das uns geschehen ist, anderen heimzuzahlen. Der Ausdruck "gebt Raum dem Zorn" bedeutet, dass wir es Gott erlauben sollten, eine Sache in die Hand zu nehmen, es kann aber auch heissen, sich passiv in eine Situation zu finden, ohne Widerstand zu leisten. Der Rest des Verses unterstützt die erste Sinndeutung - sich zurückzuhalten und dem "Zorn" Gottes diese Angelegenheit zu überlassen. "Die Rache" ist Gottes Angelegenheit. Wir sollten hier nicht versuchen, in seine Rechte einzugreifen. Er wird Unrecht zur rechten Zeit und auf die rechte Weise bestrafen. Lenski schreibt:

Gott hat schon vor langer Zeit die ganze Sache mit dem Ausgleich für erlittenes Leid erledigt. Keiner der Sünder wird davonkommen. In jedem Fall wird vollkommene Gerechtigkeit walten. Wenn irgend jemand von uns sich dabei einmischen würde, so wäre das die höchste Unverschämtheit.)

12,20 Das Christentum geht über Widerstandslosigkeit hinaus und führt zu aktivem Wohltun. Es vernichtet die Feinde nicht durch Gewalt, sondern bekehrt sie durch Liebe. Es speist den "Feind", wenn ihn "hungert" und stillt seinen Durst, und häuft so "feurige Kohlen auf sein Haupt". Wenn uns eine solche Handlungsweise mit feurigen Kohlen als grausam erscheint, so haben wir diesen Ausdruck als Redensart nicht verstanden. Jemandem "feurige Kohlen auf" das Haupt sammeln meint, ihn in seiner Feindseligkeit zu beschämen, indem man ihn mit ungewöhnlicher Freundlichkeit behandelt.

12,21 Darby erklärt den ersten Teil dieses Verses folgendermassen: "Wenn meine schlechte Laune dich schlecht gelaunt macht, dann hast du dich vom Bösen überwinden lassen."

Der grosse schwarze Wissenschaftler George Washington Carver sagte einmal: "Ich werde es nicht zulassen, dass jemand mein Leben ruiniert, indem er mich dazu veranlasst, ihn zu hassen."Als Gläubiger wollte er nicht vom Bösen überwunden werden.

"Sondern überwinde das Böse mit dem Guten." Es gehört zum Wesen christlicher Lehre, dass sie nicht bei Verboten stehenbleibt, sondern positive Aufforderungen gibt. "Das Böse" kann "mit dem Guten" überwunden werden. Wir sollten diese Waffe viel öfter benutzen.

Stanton hat Lincoln mit giftigem Hass verfolgt. Er sagte, es sei dumm, nach Afrika zu reisen, um einen Gorilla zu sehen, wenn man einen echten in Springfield, Illinois (wo Lincoln lebte, Anmerkung des Übersetzers), sehen könnte. Doch Lincoln sah das ganz locker. Später hat Lincoln Stanton zum Kriegsminister ernannt, weil er der Ansicht war, dass er der geeignetste für dieses Amt sei. Nachdem Lincoln erschossen war, nannte Stanton ihn den grössten aller Menschenführer. Die Liebe hatte gesiegt!

Datum: 08.07.2007
Quelle: Kommentar zum Neuen Testament - William McDonald

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