Joint venture mit Regierung

KitePride in Israel: «Zahl der Sex-Aussteiger verdreifachen»

Das von einem Schweizer Ehepaar aufgebaute Label «KitePride» kann dank Kooperation mit der Regierung jetzt seinen Einsatz verdreifachen. Das Ziel: 100 SexarbeiterInnen eine neue, gesunde Existenz zu bieten.
Tabea und Matthias Oppliger (Bild: zVg)
Tabea Oppliger mit einer KitePride-Tasche (Bild: KitePride)

Die Begegnung mit Prostituierten in Zürich und dann in Tel Aviv hat Tabea Oppligers Leben verändert. «Drei Viertel wollen aus diesem Leben aussteigen, aber sie bekommen keinen Job», erklärt sie. Als Antwort baute sie mit ihrem Mann Matthias in Tel Aviv «KitePride» auf. Mit dem Sozialunternehmen schaffen sie Arbeitsplätze für Männer und Frauen, die im Sex-Business gefangen waren, dann den Ausstieg geschafft haben und nun den Übergang in eine neue Existenz suchen.

Obwohl die Inanspruchnahme von Prostitution in Israel seit 2018 strafbar ist, gibt es rund 14'000 Sex-ArbeiterInnen im Land. Ihnen hilft KitePride mit einem Jobangebot, Coaching und Beratung. «Wir geben hochwertigen Abfallstoffen eine neue Bedeutung und missbrauchten Menschen Würde und Hoffnung. Ausgemusterte Kites verarbeiten wir zu trendigen, strapazierfähigen, schönen Produkten für den Alltagsbedarf», erklärt Tabea Oppliger, selbst begeisterte KiteSurferin. Nicht zuletzt wird so auch der Plastic-Abfall enorm reduziert.

«Nigelnagelneues» Projekt mit der Regierung

KitePride ist eines der wenigen Unternehmen in Israel, das Aussteigern aus der Sex-Szene eine Beschäftigung und damit einen Wiederaufbau ihres Lebens anbietet. Bis jetzt wurde 33 Frauen und Männern so eine Arbeit ermöglicht. Im harten Corona-Jahr 2020 mussten sie trotz grosser Herausforderungen und dank Gönnern und Spendern niemanden entlassen.

Im Herbst dann wurde ihre Arbeit durch einen Bericht im TV-Sender Channel 11 landesweit bekannt, und die Regierung bot ihnen an, ein gemeinsames Projekt zu starten, das im März 2021 voll anlaufen wird: 100 weiteren Frauen und Männern aus der Prostitutionsszene soll der Ausstieg und eine geregelte Arbeit angeboten werden. Der Staat Israel beteiligt sich mit 49 Prozent an den Kosten. «Dieses nigelnagelneue Projekt ist eine grosse Herausforderung und eine wunderbare Chance für uns alle», freut sich Matthias Oppliger im Gespräch mit Livenet. «Es ist ein Riesen-Wunder, dass uns das Gesundheitsministerium diesen Joint-Venture-Antrag gemacht hat. Es ist ein grosses Geschenk für uns, dass nach sechs Jahren pickelharter Arbeit die Regierung nun den Wert unserer Arbeit sieht und mit uns zusammenarbeitet». Den eigenen 51-prozentigen-Anteil will GlowbalAct durch Sponsoren und Partner aufbringen: «Helfen Sie uns, durch unser neues 24-monatiges Programm in den nächsten drei Jahren 100 weitere Frauen und Männer auszubilden und an Firmen zu vermitteln. Die Anzahl nun verdreifachen!», lädt der neueste E-Letter ein.

Taschen über Fontis-Vertrieb

Die coolen bunten Taschen und neu auch Corona-Masken von KitePride können jetzt direkt und bequem in der Schweiz und in Deutschland im fontis-Shop bezogen werden. Die Taschen sind keine Billigware, sondern Unikate – und jede erzählt eine Geschichte «von ausrangiert zu erneuert», genau wie die Menschen, die sie in Handarbeit hergestellt haben. Der Verkauf der Produkte von KitePride sind ein wichtiges Standbein, um die Arbeit von Glowbalact zur Bekämpfung des Menschenhandels zu ermöglichen und hat nun durch die Kooperation mit Fontis Media ein weit grösseres Kundenfeld erschlossen.

Hinter den modischen Produkten steht aber vor allem das Herzblut von Matthias und Tabea Oppliger: «Offen gesagt: Unsere Arbeit hier ist zum Teil sehr hart. Oft sind wir an unsere Grenzen gestossen und es schien, als ob wir aufgeben müssten. Doch laufend ergeben sich neue Geschäftsmöglichkeiten und Spender melden sich, die an unsere Arbeit und Vision glauben. Der Einsatz lohnt sich!» Sie haben in sechs Jahren Aufbau in Israel die Erfahrung gemacht, dass Gott immer wieder irgendwo eine Türe aufmacht.

Tabea Oppliger war im Januar 2021 zusammen mit Tabea Legler Gast in einem Livenet-Talk:

Zum Thema:
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Datum: 17.02.2021
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Glowbalact

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