Gewalt gegen Christen in Orissa
Am 21. September wurden in der Region von Gochhapada zehn Häuser niedergebrannt. Am Tag zuvor wurde im Distrikt Khandamal, wo die Gewalt am schlimmsten war, ein 33jähriger Christ ermordet. Die Mehrzahl der angegriffenen Christen berichtet, dass sie von der Polizei keinerlei Schutz erhielt. Weiterhin herrscht Gewalt und die Extremisten greifen gar die Polizei an.
Strassen blockiert
An über 40 Orten in der der Krisenregion trafen die Beamten auf Baumstämme und Steinblöcke, mit welchen die Unruhestifter die Strassen blockiert hatten. Es gab kein Durchkommen. Das Telefonnetz brach zusammen. Allein in der Nacht auf 25. September wurden gegen hundert Häuser (die meisten von Christen) und Gebetshäusern angezündet oder beschädigt. Der Allindische Christenrat (AICC) hat die Unionsregierung aufgefordert, zusätzlich zu den 3700 Bundespolizisten Armeeeinheiten mit Helikoptern ins Pogromgebiet zu senden, um der plündernden und mordenden Gruppen Herr zu werden.
Polizei warnt, aber schützt nicht
Ravindranath Padran, 45, wohnte in Gadragaon, einem Dorf in Kandhamal. «Zwei Polizisten besuchten mich am 24. August. Sie fragten, ob ich vom Mord am Hinduführer Saraswati gehört hätte. Sie rieten mir vorsichtig zu sein». Wenig später griff ein Mob von rund 50 nationalistischen Hindus das Dorf an und brannte 31 Häuser von Christen nieder. «Mein gelähmter Bruder konnte nicht fliehen. Er ist bei lebendigem Leib verbrannt. Ungefähr 5 km von Gadragaon ist ein Polizeiposten. Während des Angriffs war kein einziger Polizist im Dorf!» berichtet Ravindranath.
Vier Tage durch den Wald
Ravindranath sowie über hundert weitere Christen, unter ihnen Frauen, Kinder und Babys, flohen aus dem Dorf. Die Gruppe legte über 300 km zurück um Bhubaneswar, die Haupstadt Orissas, zu erreichen. «Wir waren vier lange Tage unterwegs um nach Bhubaneswar zu gelangen. Ohne Lebensmittel. Wir überlebten, indem wir Wasser aus den Flüssen tranken. In einigen Wäldern stiessen wir auf wilde Tiere».
Katastrophales Versagen von Orissas Regierung
Die Sicherheitsmassnahmen der Behörden Orissas genügen nicht, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Dies ermutigt die Christenhasser in anderen Gliedstaaten Indiens: Der Christenrat hat Berichte von Attacken auch aus Jharkhand, Madhya Pradesh, New Delhi, Karnataka, Kerala, Punjab und Uttar Pradesh erhalten.
Udit Raj, der Führer der Dalits (Unberührbare), nahm Anfang September an einer Sitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf teil. Er erklärte, dass religiöse Intoleranz und Kastendiskriminierung zusammengehen. „Die Attacken von rechtsgerichteten Hindu-Organisationen auf Christen ereignen sich gewöhnlich in Gebieten, wo Dalits Christen geworden sind, Gewerbe aufgebaut und ihren Lebensstandard verbessert haben.“ Die Menschenrechte von Dalits seien das Grundproblem der Gewaltkonflikte in Indien, sagte Udit Raj.
Die christliche Menschenrechtsorganisation Open Doors hat in der Schweiz eine Petition an die indische Botschafterin in Bern gestartet.
Links zum Thema:
Open Doors-Petition herunterladen
Monat der Gewalt: Christenrat übt scharfe Kritik an Orissas Regierung
Mehr aktuelle Infos zur Christenverfolgung in Indien
Datum: 01.10.2008
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch