Glaube und Politik

Christliche Werte allein genügen nicht

Wie kann die christliche Weltanschauung in eine säkulare Politik eingebracht und hier umgesetzt werden? Dieser Frage stellte sich die Bettagskonferenz der EVP am Samstag in Aarau.
Das Podium mit (v.l.) Heiner Studer, Prof. Antonius Liedhegener, Nationalrätin Lucrezia Meier-Schatz, Hanswalter Stäubli, Prof. Roel Kuiper und EVP Zentralsekretär und Moderator Joel Blunier.
Bettagskonferenz

Im Eingangsreferat überraschte der Geistes- und Kulturwissenschafter Hanswalter Stäubli mit einer brisanten These: Christliche Werte allein genügen nicht, um eine christliche Weltanschauung in der Politik zur Geltung zu bringen. Gerade antichristliche Ideologien hätten jüdisch-christliche Werte übernommen – und sie pervertiert. Dies habe sich besonders drastisch im Kommunismus gezeigt. Er habe drastisch vor Augen geführt was geschehe, wenn man die tragende Säulen des Christentums herausbreche. Daher müsse christliche Politik die christlichen Werte auf der Grundlage seines Geschichtsverständnisses: Schöpfung - Sündenfall - Erlösung - Wiederherstellung einbringen können.

Hat das «C» noch seine Berechtigung?

Der Assistenzprofessor für Politik und Religion an der Universität Luzern, Antonius Liedhegener, schilderte die Entstehungsgeschichte der Christdemokratie in Europa auf. Als gemeinsames Element seien das Bekenntnis zur Marktwirtschaft, zum Sozialstaat, das Engagement für den Lebensschutz und die europäische Integration geblieben. Er sprach sich für eine Beibehaltung des «C» in den Parteinahmen aus, weil christdemokratische Parteien ein eigenständiges, christlich fundiertes politisches Leitbild vertreten würden, das weiterhin seine Berechtigung habe.

Eine Schmiede für das Land

Ausländischer Gast war dass niederländische Senatsmitglied Professor Roel Kuiper, Vertreter der Christlichen Union, die der EVP nahesteht. Er beschrieb, wie die niederländischen Calvinisten auf die Freie Universität gesetzt hätten, eine «Schmiede», welche Anwälte, Lehrer, Ärzte und Pfarrer ausbildete, welche das Land mit aufbauen half. Es gehe in der christlichen Politik zentral darum, «unsere Gemeinschaften und unsere Wirtschaft» aufzubauen. Für ihn sind nebst den Werten vor allem zwei Haltungen wichtig: Hoffnung und Liebe.

Nationalrätin Lucrezia Meier-Schatz, eine zentrale Figur in der CVP/EVP-Fraktion im Bundeshaus, schilderte die heutige Realität ihrer christlichdemokratischen Partei. 1960 habe sich diese von der KVP zur CVP gewandelt und sei eine überkonfessionelle Bewegung geworden, die sich von der katholischen Kirche emanzipiert habe. Heute wolle die Partei nicht «eine christliche Politik» machen, sondern eine «Politik, die auf dem christlichen Menschenbild basiere.

Zum Schluss betonte EVP-Parteipräsident Heiner Studer, die EVP werde sich auch künftig als Volkspartei bezeichnen, weil sie mit ihrer Überzeugung Menschen aus allen Schichten der Bevölkerung ansprechen wolle.

Datum: 19.09.2012
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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