Erstmalig durch Volksentscheid

Homo-Ehe in Irland erlaubt – «soziale Revolution»

Es ist lange her, dass Europa von Irland her neu evangelisiert und christlich geprägt wurde. Davon scheint Irland unterdessen weit entfernt zu sein. Am letzten Wochenende wurde die Republik Irland zum ersten Land, das per Volksentscheid die gleichgeschlechtliche Ehe legalisierte.
In Irland wurde die gleichgeschlechtliche Ehe per Volksentscheid legalisiert.

Laut dem amtlichen Endergebnis stimmten knapp 62 Prozent der Wähler mit Ja. Die Gegner räumten bereits kurz nach Beginn der Stimmauszählung ihre Niederlage ein. Es ist die erste Einführung der «Homo-Ehe» durch Volksentscheid weltweit. Bislang gibt es sie in 19 Staaten. Die Bevölkerung stimmte ab über den Satz in der Verfassung: «Die Ehe wird in Übereinstimmung mit dem Gesetz von zwei Personen ohne Rücksicht auf ihr Geschlecht geschlossen.»

Premierminister Enda Kenny, Chef der konservativen Regierung, sprach von einer «Pioniertat» des irischen Volkes, Gesundheitsminister Leo Varadkar bezeichnete die Wahl als eine «soziale Revolution». Die hohe Wahlbeteiligung zeige, wie wichtig solche politischen Veränderungen seien. Von den 3,2 Millionen stimmberechtigten Iren machten rund 65 Prozent von ihrem Wahlrecht Gebrauch.

84 Prozent katholisch, aber…

Nach wie vor identifizieren sich 84 Prozent der irischen Bevölkerung als katholisch, und die katholische Kirche hat sich klar gegen die gleichgeschlechtliche Ehe ausgesprochen. Aber ihre Argumente fanden wenig Gehör, denn die Kirche hat in den letzten Jahrzehnten massiv an öffentlichem Einfluss verloren, vor allem seit den Enthüllungen über sexuellen Missbrauch in den 1990er-Jahren. Der Kirchenbesuch ist in Irland denn auch deutlich zurückgegangen.

Eine Allianz von evangelikalen Katholiken und Protestanten hatte über 90'000 Flyer gegen die gleichgeschlechtliche Ehe verteilt. Der katholische Think Tank «Iona-Institut für Religion und Gesellschaft» war der Wortführer der NO-Kampagne – mit dem Hauptargument, dass «alle Kinder die Liebe ihrer eigenen Mutter und ihres eigenen Vaters verdienen, wo immer möglich». Der Direktor des Instituts Iona hielt kritisch fest, dass keine der politischen Parteien das Anliegen derjenigen unterstützt habe, die gegen eine «Homo-Ehe» seien. Gut 734'000 Wähler stimmten gegen eine Öffnung der Ehe für homosexuelle Partnerschaften.

Das Referendum fand 22 Jahre statt, nachdem Homosexualität straffrei wurde und erst 5 Jahre nach der Einführung von zivilen Partnerschaften für Homosexuelle.

«Wir wollen zeigen, wie modern wir sind»

Pfr. Seamus Aherne, einer der Gegner der Legalisierung, kommentierte das Ergebnis: «Wenn wir gegen die Ehe von Homosexuellen sind, sind wir nicht Anti-Gay, sondern wir halten fest, dass Ehe zwischen Mann und Frau und konsequenterweise auch für Kinder ist.» Und er fährt fort: «Es scheint mir, dass wir uns als Land Mühe geben, aufzuholen, zu zeigen, wie modern wir sind. Wir haben das Gefühl, uns entschuldigen zu müssen, dass wir in der Vergangenheit Leute so schlimm behandelt haben (was ja stimmt). Jetzt müssen wir für unser Versagen zahlen.»

Forderungen auch in der Schweiz

Die LGBT-Verbände der Schweiz (Abkürzung für Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender) fordern nun, dass auch die Schweiz handeln müsse und wiederholte damit ihre Grundforderung der «bedingungslosen Öffnung der Ehe und aller damit verbundenen Rechte».

Zum Thema:
Gedanken zu heissem Thema: Ehe schützen statt Chaos verwalten
Nur ein Papi pro Kind: Bundesgericht anerkennt nur den genetischen Vater
Alternative Ethik leben: Europa verabschiedet sich von seinen Werten
Welche Familie wünschen Sie?: Der postmoderne Individualismus im Bundeshaus

Datum: 26.05.2015
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / kath.ch / Christian Post

Werbung
Livenet Service
Werbung