Politik und Medien

Der Bundesrat gegen die Eltern?

Wenn es um den Schutz der Kinder vor negativen Einflüssen der neuen Medien geht, haben Eltern und Bundesbehörden diametral unterschiedliche Vorstellungen. Es braucht einen Schritt aufeinander zu.
Jugendliche und neue Medien

Am ersten nationalen Tag der Medienkompetenz hat Bundesrat Didier Burkhalter am 27. Oktober in Fribourg die Vorstellungen seines Departements im Blick auf den Schutz der Jugend dargelegt. Livenet hat darüber berichtet. Am gleichen Anlass hat ein Fachforum über die Medienkompetenz der Eltern die Ergebnisse einer Umfrage publiziert.

Eltern wollen besseren Kinderschutz

Der Bundesrat will laut Didier Burkhalter nicht die Kontrolle der Netzinhalte ausbauen, sondern die Verantwortung der Eltern stärken und Jugendlichen und Eltern Hilfen für die Verbesserung ihrer Medienkompetenz vermitteln. Dagegen setzen die Eltern die Prioritäten ziemlich genau umgekehrt. Am meisten Zustimmung fand bei der Umfrage die Forderung, Abo-Fallen bei der Handynutzung zu verbieten. Kinder und Jugendliche sollen also nicht mehr mit einem Klick gewollt oder ungewollt kostspielige Abonnemente einlösen können. Zweitens verlangen die Eltern eine bessere Aufklärung der Jugendlichen an den Schulen und drittens strengere Regeln für Firmen, die Online-Inhalte und Online-Services erstellen. Viertens soll der Staat nach Meinung der Eltern strengere Regeln im Internet durchsetzen und auch schädliche Inhalte löschen.
 
An letzter Stelle des Wunschkatalogs der Eltern stehen Informationen und Ratschläge über den Umgang mit neuen Medien für Eltern sowie von Gemeinden und Vereinen organisierte Elternkurse.

Druck auf die Landesregierung

Im National- und Ständerat stiessen Vorstösse für strengere Kontrollen des Internets sowie technische Vorgaben, welche Jugendliche von schädlichen Inhalten schützen sollten, bislang meistens auf den Widerstand des Bundesrates. Die Ausnahme bildet die Kinderpornografie, gegen die eine Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (KOBIK) vorgeht. Die in Fribourg präsentierte Umfrage lässt darauf schliessen, dass der Druck auf die Regierung steigen könnte, die Überwachungstätigkeit und den Kampf gegen destruktive Inhalte in den neuen Medien zu verstärken.

Mehr zum Thema:
Zur Dokumentation über den ersten nationalen Tag der Medienkompetenz

Datum: 01.11.2011
Autor: Fritz Imhof

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