Grüne Auen und finstere Täler

Eine neue Berufung

Jens von Grünigen
Der Weg mit dem Guten Hirten ist nicht gerade und auch nicht ebenerdig – er ist kurvenreich, führt auch durch Nebel und ist oft unbequem. Das hat Jens von Grünigen im vergangenen Jahr erlebt. Aber auch, dass der Hirte deutlich ruft und führt.

Was dieses Jahr prägt, begann an einem nebligen Herbsttag 2024. Marcel, mein Geschäftspartner bei Coachingplus, und ich zogen uns bewusst zurück – weit weg vom Rhythmus unseres Weiterbildungsinstituts und Coworking Space. Wir suchten die Stille, weil wir wussten: Ohne Abstand würden wir die nächsten Schritte nicht klar sehen.

Hinter uns lag eine fordernde Phase: Unternehmensübernahme, Geschäftsbereichserweiterung, ein kompletter Umzug. Viel Bewegung, viel Veränderung. Aber nun ging es um etwas anderes. Um uns. Um unsere Aufgaben, Rollen und die Frage: Wozu ruft uns Gott in den kommenden Jahren? Wo liegt unser «Sweetspot», unser Ikigai – jener Punkt, an dem Leidenschaft, Mission, Profession und Dienst für andere zusammenfallen?

Ein Ruf vom Hirten

Wir beteten, hörten zu, formulierten. Und das Ergebnis war klar – aber alles andere als bequem.
Würden wir diesem inneren Bild folgen, bedeutete das Rollenwechsel, Neuanfänge und Investitionen. Und genau das forderte mich heraus. Ich liebe stetige Weiterentwicklung, aber abrupte Veränderungen ziehen mir Energie. Deshalb tauchte ein Gedanke hartnäckig immer wieder auf: Schon wieder? Warum keine Phase der Ruhe und Konsolidierung?

Die Antwort kam einige Wochen später – leise, aber deutlich genug. An einem Samstagmorgen, in einer Gebetszeit, hörte ich diesen einen Satz: «Vertrau mir!»

Nicht laut. Aber so unmissverständlich, dass ich wusste: Das ist kein Impuls, dem man höflich zunickt und dann weitermacht wie vorher. Das ist eine Richtung. Wie der Ruf eines Hirten.

Ein neues Kapitel …

Am Montag darauf informierte ich Marcel über meinen persönlichen Schritt. Die strukturellen Weichen für das Unternehmen hatten wir bereits gemeinsam gestellt. Nun folgte mein eigener. Für mich persönlich hiess das «Vertrau mir!» auch loslassen – insbesondere eine Verantwortung, die mir über Jahre ans Herz gewachsen war.

Denn neben Coachingplus leitete die christliche Bewegung «4M Association Schweiz». Folglich beendete ich im Juni 2025 diese vierjährige Leiterschaft. Ein bedeutendes Stück Weg – abgeschlossen, um einem neuen Kapitel meiner Berufung «Führung neu (er)leben» Raum zu geben.

Seit meinem Business-Studium vor über zwanzig Jahren trage ich das Anliegen einer anderen Art von Führung in mir: eine, die Menschen stärkt, statt sie zu schwächen; eine, die Verantwortung trägt, statt sie abzuladen; eine, die Mitarbeitende wachsen lässt, statt sie zu verschleissen.

Bei Coachingplus versuche ich diesen Stil als Geschäftsführer vorzuleben – nicht perfekt, aber mit Integrität, Wertschätzung und einem wachen Blick für die Menschen. Und seit August 2025 sitze ich teilweise wieder im Hörsaal – diesmal Positive Psychologie. Ein Schritt, der Mut braucht. Und viel Vertrauen.

Aber rückblickend sehe ich: Das ganze Jahr war eine Einladung genau dazu.

… und ein neuer Leitfaden

Psalm 23 wurde für mich neu zum Leitfaden:
Der Weg führt nicht nur über grüne Auen.
Er führt auch durch Täler – manchmal neblig, manchmal unbequem.

Aber der Gute Hirte geht voran.
Und wenn ich seiner Stimme folge, ordnen sich Aufgaben, Rollen und Wege auf eine Weise, die ich selbst nicht hätte planen können.

Zum Thema:
Dossier: Vom Hirten und seinen Schafen

Datum: 08.12.2025
Autor: Jens von Grünigen
Quelle: Livenet

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