Notschlafstelle «Nachtliecht» öffnet Türen in Urdorf

Anfangs November eröffnen die Sozialwerke Pfarrer Sieber (SWS) in den ehemaligen Räumlichkeiten ihrer Auffang- und Suchthilfeeinrichtung «Ur-Dörfli» in der Gemeinde Urdorf eine provisorische Notschlafstelle unter dem Namen «Nachtliecht».
«Ur-Dörfli» in der Gemeinde Urdorf.

Während des nächsten Winterhalbjahrs stehen bis fünfzehn Notschlafplätze für Menschen in Not zur Verfügung. Während mehr als fünfzehn Jahren führten die Sozialwerke Pfarrer Sieber (SWS) im Industriequartier von Urdorf die Auffang- und Suchthilfeeinrichtung «Ur-Dörfli» zur sozialen und gesundheitlichen Stabilisierung zumeist drogenkranker Menschen. Am selben Standort betrieb das «Ur-Dörfli» eine Notschlafstelle. Diese wurde im Auftrag des Zweckverbandes Sozialdienst Limmattal geführt und war zuletzt die einzig noch verbliebene Notschlafstelle im Kanton Zürich ausserhalb des Stadtgebiets. Die «Ur- Dörfli»-Notschlafstelle wurde ausserordentlich rege genutzt.

Notschlafplätze könnten verloren gehen

Aufgrund anderweitiger Nutzungsabsichten der Gemeinde für das Grundstück in Urdorf musste für das «Ur-Dörfli» in diesem Jahr ein neuer Standort gefunden werden. Auf Anfang November kann die Einrichtung nach Pfäffikon ZH verlegt werden. Die ursprüngliche Absicht der SWS, auch die «Ur-Dörfli»-Notschlafstelle nach Pfäffikon zu verlegen, scheiterte indessen am lokalen Widerstand. Aufgrund dieser Ausgangslage, bestand die Gefahr, dass rund ein Dutzend dringend benötigter Notschlafplätze verloren gegangen wären.

Dank dem Entgegenkommen der beteiligten Behörden, namentlich von Urdorf, konnte gleichsam in letzter Minute am ehemaligen Standort des «Ur-Dörfli» eine provisorische Übergangslösung für die nächsten Monate getroffen werden.

Problem noch nicht gelöst

Die SWS weisen darauf hin, dass das Problem mangelnder Notschlafplätze im Kanton Zürich massiv wächst und sehr unbefriedigend gelöst ist. «Wir sind überzeugt, dass Kanton und Gemeinden im Bereich der Notschlafstellen gefordert sind. Die Behauptung, die Angebote würden zu erhöhter Nachfrage führen, entspricht nicht den Realitäten. Die erhöhte Nachfrage verpflichtet öffentliche und private Einrichtungen zu geeigneten Angeboten», erklärt SWS-Gesamtleiter Martin Fischer. «Auch ausserhalb der Stadt Zürich besteht ein ausgewiesener Bedarf von Menschen in Not, die Nächte an einem sicheren Platz unter Dach verbringen zu können. Wir rufen deshalb die Zürcher Gemeinden auf, die SWS in ihrem Einsatz für Menschen ohne gesicherte Unterkunft tatkräftig zu unterstützen.»

Notschlafplätze

Im ehemaligen «Ur-Dörfli»-Standort wird jetzt die provisorische Notschlafstelle «Nachtliecht» eröffnet. Obdachlose, suchtmittelabhängige und sozial benachteiligte Männer und Frauen ab dem 18. Lebensjahr finden hier eine vorübergehende Übernachtungsmöglichkeit.

Der Aufenthalt in der Notschlafstelle soll dazubeitragen, körperliche und soziale Verwahrlosung zu verhindern und die primären Lebensbedürfnisse wie Obdach, Essen und Hygiene abzudecken. Die Notschlafstelle «Nachtliecht» ist abends ab 21 Uhr bis morgens 9 Uhr geöffnet. Es besteht die Möglichkeit, zu duschen und die Kleider zu waschen. Angeboten werden auch ein einfaches Nachtessen und Frühstück. Alle Übernachtenden bezahlen einen persönlichen Beitrag in der Höhe eines Fünflibers. Der Konsum und Handel von Drogen in der Notschlafstelle ist untersagt und führt zum Ausschluss.

Betriebskosten steigen

Weil die kostengünstigere Betriebssynergie mit der früheren Angliederung der Notschlafstelle an die Einrichtung «Ur-Dörfli» durch deren Wegzug dahinfällt, mussten in den letzten Wochen acht fachlich qualifizierte Betreuungspersonen und Mitarbeitende angestellt werden. Diese teilen sich insgesamt 580 Stellenprozente in einer befristeten Anstellung von vorerst sieben Monaten. Die notwendigen Einrichtungen und Betriebsmittel werden durch die SWS gestellt und - soweit nicht von Kostengutsprachen der Sozialbehörden gedeckt - durch Spenden finanziert.

Datum: 26.10.2009

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