Viele Männer nehmen pädagogische, seelsorgerliche und soziale Angebote der Kirchen in Anspruch und akzeptieren den kirchlichen Beitrag zur Werteerziehung der Kinder. Zur Entwicklung und Vertiefung eigener weltanschaulicher Kompetenz hingegen kommt Kirche für die Männer weniger in den Blick. Dies ist eines der Ergebnisse der Studie "Was Männern Sinn gibt...", die die Männerarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und die Kirchliche Arbeitsstelle für Männerseelsorge und Männerarbeit in den deutschen Diözesen vom Institut zur Erforschung der religiösen Gegenwartskultur an der Universität Bayreuth durchführen liessen. Am Freitag, den 13. Mai, wird die Studie von Landesbischof Johannes Friedrich, Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, und dem Bamberger Erzbischof Ludwig Schick in Nürnberg vorgestellt. Die Kirchen könnten im Kontakt mit kirchenfernen Männern bei "den vielen erinnerten positiven Begegnungen mit kompetenten und charismatischen Persönlichkeiten" anknüpfen, erklärt Martin Engelbrecht, Autor des Ergebnisberichts der religionssoziologischen Studie. Diese Persönlichkeiten stünden für die Glaubwürdigkeit der Kirche. Bei dem Forschungsprojekt "Die unsichtbare Religion bei kirchenfernen Männern" wurden so genannte kirchenferne Männer zwischen zwanzig und siebzig Jahren aus Bayern und Sachsen in persönlichen Interviews befragt. Kirchenferne sei dabei nicht gleichbedeutend mit Kenntnislosigkeit, so die Autoren. Bei der Frage, was im Männerleben „Sinn macht“, spielen die Motive „Kampf“, „Lernen und Abenteuer“, „Beziehung“, „Kreativität“ sowie die Spannung zwischen „Selbst- und Fremdbestimmung“ eine wichtige Rolle, so die Studie. "Männer wollen in ihrem Leben auf etwas Geleistetes stolz sein, wollen sich für Ziele und Werte, aber in besonderer Weise für ihre Kinder einsetzen: Sie empfinden das Leben in vielfältiger Weise als Kampf gegen fremdbestimmte Bedingungen", betonen die Verantwortlichen für die Männerarbeit in den beiden Kirchen. Gegenüber gesprächsorientierten, eher „weiblichen“ Formen von Frömmigkeit und Spiritualität blieben sie reserviert. Auch die Natur spiele für Männer eine grosse Rolle. Das Wandern, Bergsteigen, Fahrradfahren, Zelten, Kanufahren – bis hin zu Extremsportarten – komme ihrem Bedürfnis nach Selbstbestimmung und Unabhängigkeit entgegen. Denn Autonomie, so hat die Studie ergeben, ist für Männer eine wichtige Leitlinie, die ihr Leben sinnvoll macht. Das erkläre auch die neue Faszination von spirituellen Wanderungen und Pilgerwegen gerade bei Männern.Kirchenfern und trotzdem informiert
Sinn des Mannes
Datum: 11.05.2005
Quelle: EKD